Zeitenwende. Mit diesem Wort wurde als Antwort auf den Ukraine-Überfall 
sogleich und tatsächlich ein epochaler Wechsel in der geopolitischen 
Beziehung zu einem Regime proklamiert, dem man sich über die letzten 
Jahrzehnte vertrauensvoll, aber doch (wie es nun offenkundig wurde) naiv 
angenähert hatte. Nahezu ungläubig, aber auch mit gewisser Zustimmung 
folgte man den wohlgesetzten Worten, mit denen eine für dieses Land 
nicht mehr vorstellbare militärische Aufrüstung zu dessen Schutz 
angekündigt wurden.
Beide eingetretene Situationen, Putins Aggression und Drohung mit 
Atomwaffen wie auch die verkündete Zeitenwende erschienen mir wie ein 
Albtraum, aus dem man möglichst schnell erwachen will. Doch er endet 
nicht und nach Wochen dieses Horrors wird spätestens klar, dass Putins 
Traum von einem Großrussland, den er sich mit Hitlers Blitzkrieg-Methode 
erfüllen wollte, ebenso nicht enden will und niemals seinem Wunsch gemäß 
enden kann.
Ein anderer Traum jedoch wird für ihn ergötzlich enden, nämlich der 
Eintrag  in die Geschichtsbücher mit einem Platz neben genau jenem, 
dessen Geist er zu bekämpfen vorgibt. Brüder im Geiste, posthum - 
versteht sich, hingegen lebende Brüder in seiner Nachbarschaft 
abgeschlachtet werden.
Das ist meine Sicht auf diese Dinge und ich liege insoweit falsch, als 
ich (dem gescholtenen Westen zugehörig) aus Sicht des großen Führers der 
stolzen russischen Nation nicht in der Lage sein soll, dessen Anliegen 
zu verstehen.
So bleibt mir nur im Einklang mit Ingos zuletzt beschriebener 
Gefühlslage, diese erdrückend-lähmende Stimmungslage zu überwinden, die 
es mir unmöglich machte, dieses unglaublich schreckliche Geschehen 
gedanklich zu verarbeiten, geschweige denn darüber zu schreiben. 
Letzteres erübrigt sich ohnehin, denn es wird ja alles dazu Erdenkliche 
bereits geschrieben, jede Spekulation, jede Gewalttat publiziert; 
unglücklich nur, dass es jenen, die darüber informiert sein sollten, 
gewaltsam vorenthalten wird.
Doch auch hier gilt (wie für das China-Virus). „die Sonne bringt es an 
den Tag“.
Waldemars Furor gegen Ideologien kommt mir in den Sinn. Das Ideal, als 
Urbild aller Ideologien, hat wieder seine große Zeit. Und es war die 
Zeit, über die ich eigentlich hier schreiben wollte. Doch es fanden sich 
(wie gesagt) weder Gedanken, noch Worte, so bleibt nur die Musik - sie 
heilt wie die Zeit alle Wunden. So hörte auch ich (in Anlehnung an Ingos 
erwähnten traurigen Song "Morning Dew“ von Bonnie Dobson) immer wieder 
„Brothers in Arms“; Mark Knopflers Lied, das mir in Joan Baez‘ 
Interpretation zutiefst nahe kommt und ich dabei nicht verstehen kann, 
warum dieses Bekenntnis „We're fools to make war - On our brothers in 
arms“ sich immer noch nicht in die Herzen der Menschen eingebrannt hat.
Tröstlich dabei mag sein: Kein menschliches Tun und Erleben hat Bestand. 
Vorübergehend sind Unglück wie auch das Glück, letzteres als ein Moment 
des Kairos, den es beizeiten zu erfassen und zu schätzen gilt, verweilt 
er doch jeweils ungleich kürzer wie jener der Trauer.
Nichts ist für die Ewigkeit, dennoch bleibt die Ungewissheit bezüglich 
der Frage von Ewiger Wiederkehr: Geboren werden und sterben, abbrechen 
und aufbauen, weinen und lachen, verlieren und finden, schweigen und 
reden, lieben und hassen. Man muss nicht biblische Zitate bemühen, um 
diese Tatsache für sich persönlich zu erkennen. Dennoch vermittelt es 
Trost wie auch Optimismus zu sehen, was zu allen Zeiten bisher gegolten 
hat: die Zeit heilt alle Wunden.
Aber was ist Zeit, was ist ihr Wesen, wie wird sie zum Heiler?
Nun wie gesagt, darüber wollte ich hier im Forum schreiben, das 
allerdings unter einem gänzlich „anderen Stern“, derzeit stehen die 
Sterne schlecht und man möchte Astrologen fragen, wann sich diese 
Unglückskonstellation wieder auflöst. Womöglich erhält man darauf 
ähnlich verschiedene Antworten, wie auf die Frage nach dem Wesen der 
Zeit, die gleichwohl besser an Astronomen und Kosmologen gerichtet ist.
Stellt man sich diese Frage zunächst selbst, könnte es passieren, dass 
man tatsächlich der diesbezüglichen Schilderung des Kirchenvaters 
Augustin beipflichten muss, wonach er sicher zu wissen glaubt, was Zeit 
sei, jedoch dieses Wissen nicht zu erklären vermag, wenn er danach 
gefragt wird.
Dieser so oft zitierte Passus aus Augustins Bekenntnissen zeigt m.E. 
deutlich, dass Zeit hinsichtlich ihrer subjektiven Wahrnehmung als eine 
Einheit empfunden und somit als fundamentale Größe angenommen wird. Bei 
objektiver, insbesondere naturwissenschaftlicher Betrachtung jedoch 
zeigt sich, dass Zeit keine elementare, wenngleich jedoch eine 
bedeutende Größe ist. Bedeutsam vor allem hinsichtlich dem Phänomen der 
Raumzeit.
Damit komme ich zu Waldemars Anregung: „hier mal ein script "raum+zeit" 
zum stöbern ...
http://www.mathphys.uni-freiburg.de/physik/filk/public_html/Skripte/Texte/R… 
Ich habe es (hunderte Seiten) kursiv durchgesehen und mir dabei 
gewünscht,  zu meinen Studienzeiten eine derart fundierte 
Zusammenstellung zum Thema Raumzeit in dieser Form verfügbar gehabt zu 
haben. Daher sollte ich mich wirklich fragen, warum ich hier über Zeit 
resp. Raumzeit schreiben will, wo doch zu diesem Thema (neben o.a. 
Schrift) bisher abertausende Abhandlungen verfasst, Erklärungen und 
Definitionen postuliert wurden und diverse Theorien entwickelt sind.
Womöglich ist es aber diese nahezu unübersehbare Vielfalt, die zwar 
immer wieder Anreiz ist, sich mit diesbezüglich unterschiedlichsten 
Denkansätzen zu beschäftigen, jedoch durch die Fülle verschiedenster 
Denkansätze dem Wunsch nach einer im gewissen Sinn hinreichend 
abgeschlossenen und damit befriedigenden Erklärung des Phänomens Zeit 
entgegensteht.
Über Zeit zu schreiben könnte demnach dadurch motiviert sein, zunächst 
sich selbst noch einmal klar zu werden über diesen Begriff in seiner 
ganzen Ambivalenz, um vor allem die im Alltagsdenken und damit auch in 
den eigenen Denkmustern diesbezüglich verankerten Vorstellungen zu 
hinterfragen und ggf. zu korrigieren. Diese Korrektur gelingt 
vornehmlich im Dialog resp. in der Diskussion.
Im einfachsten - der Lebenspraxis sicherlich sehr nahe kommendem - Fall, 
könnte man sich auf Einsteins Antwort auf die Frage an ihn, was denn 
Zeit sei einigen: „Zeit ist, was ich auf der Uhr ablese“.
Nun denn – wer wollte dem Genie widersprechen!?
Beste Grüße! - Karl