Hallo Ingo,
der Zählzeichenkalkül bspw. setzt lediglich
Strichlisten voraus, die
einfach herzustellen sind.
Völlig richtig, es steckt die einfache Idee darin, dass da eine einfache
Sache weiter führt, von den "Objekten" über das Konstruieren zu Neuem.
Die Strichlisten sind bei mir die Wörter, das Konstruierte eventuell die
Sätze. Das ist zwar als Ideal zu sehen, das ich selten erreiche. Es
kommt aber oft ein "Wenn-Dann" als Resultat vor, ohne externe
Interpretationen oder Ähnliches, ohne eine denkende Person dabei
vorauszusetzen, genau so wie Lorenzen es dachte. Das weitere, das darin
steckt, ist, dass die dieses Konstruieren der (arabischen) Zahlen nicht
bedarf, es geht ohne diese zweite Ebene, das Ergebnis ist schon im
erstellten Gebäude.
Lorenzen will weniger etwas beim Lesenden bewirken als
ihn vielmehr
zum Tun, zum Konstruieren motivieren.
Wahrscheinlich wollte er mehr, wenn er nur Motivierer sein wollte, wäre
es wohl nicht zu den Aussagen gekommen, die sein Wissen beschreiben. Ich
verstehe, dass du das vermutlich nicht unbedingt sagen wolltest, sondern
dass es für die folgende deine Frage benutzt werden sollte:
Wenn das auch Dein Ansatzpunkt wäre, woher dann das
aneinander
Vorbeischreiben?
Völlig richtig, dann kann es zumindest kein "Vorbeischreiben" (als
Vorbeikalkülieren) geben. Nur bis dahin werden die Striche, die
Spielsteine immer noch in Frage zu stellen sein. Ob jemand mit mir
Karten spielen will oder mit Wörtern, und mit welchen Wörtern, davon
hängt dann sehr viel ab. Es kann schon einen Streit zwischen Kindern
geben, wenn jeder etwas anderes spielen will bzw. andere Spielsteine
hervor kramt. Wenn jemand zusätzlich zu Wörtern noch mit Begriffen
sprechen will, oder wenn jemand sagt, es müsse zu einem bestimmten
Begriff (im Bewusstsein) auch ein bestimmter Strom (im Gehirn) vorhanden
sein, und umgekehrt, dann wird das alles ziemlich kompliziert. Und
schrecklich: Ich bin wieder bei der Frage angelangt: Gibt es das Ei,
oder das Huhn?
Ein Beispiel hierzu: Ein bekannter Physiker (leider fällt mir der Name
nicht ein) wurde bei seiner Vorlesung gefragt, wo denn Gott in dieser
Theorie vorkommen würde. Der Physiker antwortete: "Diese Hypothese ist
hier nicht erforderlich." Einmal hat er den Spielstein abgewiesen. Ein
Schachspieler könnte ja auch gefragt werden: Wo ist denn der Koch im
Spiel? Die Antwort hätte sein können: Der bleibt dem Feldzug im Schloss.
Zusätzlich hat der Physiker damit gesagt, wie er vorgeht, mit welcher
Methode, in deinem (haha) Sprachgebrauch.
Und bis zum Ende des "Vorbeischreibens" können wir immer noch die Stufen
des Stegmüller zu Hilfe nehmen.
JH
Am 29.10.20 um 16:27 schrieb Ingo Tessmann:
Am 28.10.2020 um 19:02 schrieb Joseph Hipp
<hipp(a)arcor.de
<mailto:hipp@arcor.de>>:
dem Einwurf, ich würde nicht methodisch vorgehen widerspreche ich.
Vielleicht ist der Ansatzpunkt, den ich habe, derselbe wie der von
Paul Lorenzen, siehe Kalkül bei
https://de.wikipedia.org/wiki/Kalk%C3%BCl
kurz vor "Literatur":
"Nach Paul Lorenzen <https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Lorenzen>
besteht die Bedeutung der Kalkülisierung zunächst einmal darin, dass
sie den Zirkel axiomatischer Theorien, dass sie selbst Logik
voraussetzen, dadurch auflöst, dass Kalküle keine Logik voraussetzen
sollen."
(der Satz verwirrt mich, da ist was komisch dran, oder nicht? Aber er
soll, will etwas Genaues beim Lesenden bewirken.)
Hi Joseph,
der Zählzeichenkalkül bspw. setzt lediglich Strichlisten voraus, die
einfach herzustellen sind. Lorenzen will weniger etwas beim Lesenden
bewirken als ihn vielmehr zum Tun, zum Konstruieren motivieren. Wenn
das auch Dein Ansatzpunkt wäre, woher dann das aneinander
Vorbeischreiben?
Es grüßt,
Ingo