Re: [Philweb] kurzer einwurf

Ingo Tessmann tessmann at tu-harburg.de schrieb: "Der geringe Anteil einer Maßnahme am Gesamtgeschehen wird ja häufig als Gegenargument zur Durchführung der Maßnahme angeführt. Aber ich denke dabei z.B. an die Analogien zwischen Klimaschutz, Wahlverhalten oder auch Steuerzahlen und Impfen." Das Argument ist auch durchaus stichhaltig. Das sieht man meines Erachtens nämlich an der Natur (!) selbst. Trittbrettfahrerverhalten tritt dort ebenfalls auf, beispielsweise bei Parasiten. Für uns Menschen besonders sichtbar bei Parasiten im Fall von eusozialen Lebensformen, wenn da im Schutz der Kolonie, versorgt durch die Ressourcen der Kolonie, evetuell sogar auf Kosten der Kolonie andere Lebewesen sich unter die eusozialen Wesen mischen. Meines Wissens forschen Biologen noch daran, ob das eine "Fehlentwicklung" ausgehend von Symbiose ist oder eine Vorform derselben oder eine Mischung aus beiden. Was das aber sehr wohl beweist, ist, dass Trittberettfahrerverhalten durchaus dauerhaft funktionieren kann. Das Gesamtsystem funktioniert weiter, man selbst profitiert davon, verweigert aber seinen Beitrag. Man könnte durchaus argumentieren, dass die Zwangsinstrumente des Staates auch deshalb existieren, um dieses Verhalten durch Strafandrohung gering zu halten, also jeden dazu zu zwingen, sich am System zu beteiligen. Abstrakt gesehen erhöht man damit die Kosten der Nichtteilnahme, indem man ein zusätzliches Risiko einfügt. Wenn wir also alle vom Segen der Göttin Athene profitieren, indem wir dieser einen Tempel bauen, dann sollen wir uns auch alle an den Kosten des Tempels beteiligen. Klingt doch fair? "Insofern es die Pariser Klimavereinbarung, das Wahlrecht, das Steuerrecht und das Gesundheitsrecht gibt, haben sich alle daran zu halten — oder die Vereinbarungen zu widerrufen. Plädierst Du vielleicht für den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen?" Politisch will ich nichts sagen, nur insofern: Das Wahlrecht passt nicht in die Reihe. Das Wahlrecht ist wie die Meinungsfreiheit. Durch die Meinungsfreiheit habe ich das Recht, meinen Gedanken in Wort, Schrift usw. auszudrücken. Ich kann aber auch schweigen und das umfasst das Recht auf Meinungsfreiheit ebenfalls. Genauso kann ich bei einer echt demokratischen Wahl eine Teilnahme verweigern, weil alle dargebotenen Alternativen schrecklich sind.