Vielleicht sollte ich ergänzend nochmal auf „Gaia“ zurückkommen, ein von mir an das Ende
der kürzlich von mir hier angeführten „Entwicklungskette“ (vom Quantenvakuum zur
Molekularstruktur) als immaterielles höchstes Ordnungsprinzip gesetzt. Du hattest zurecht
darauf hingewiesen, dass es strukturell nicht am Ende der dargestellten Kette stehen kann
und in diesem Zusammenhang sogleich in Abrede gestellt, dass es ein „übergeordnetes
Prinzip (mit Ausnahme der Platon'schen Ideen - sic!) gibt und zudem auch keine
Notwendigkeit dafür gegeben ist; das ist die logische Konsequenz, wenn man von absoluter
Selbstreferenz der Welt als solchermaßen – definitionsgemäß – geschlossenem System
ausgeht.
Wenn Welt als ein streng selbstreferentiell geschlossenes System angenommen wird, muss es
eine autonom operativ erzeugte Begrenzung zu einem außerhalb liegenden Raum haben,
ansonsten diese Begrifflichkeit bedeutungslos wäre (wie übrigens bei Annahme eines
unendlichen – also per se unbegrenzten - Raumes).
Es muss also diesbezüglich eine Differenz von Selbst- und Fremdreferenz geben, was - qua
strenger Selbstreferenz - eine ursächliche Qualifikation zur Befähigung (Referenz auf die
eigene Identität) autonomer Operation im geschlossenen System voraussetzt.
Diese Voraussetzung sehe ich für diese Welt als nicht gegeben, vielmehr würde ich mit der
Gaia-Hypothese des jüngst verstorbenen James Lovelock annehmen wollen, die Erde - in allen
Ausprägungen hier existierender Lebensformen - sei ein sich selbst regulierender
Organismus. Auch diese Vorstellung basiert auf einer systemtheoretisch angelegten
Auffassung von Leben, wonach die Erde (als Ganzes) ein Lebewesen und daher kein
geschlossenes sondern offenes, damit Entropie erzeugendes System ist.
Dieses ist klar selbstorganisierend und damit u.a. in der Lage, durch Entropie-Abgabe (an
die Sonne) den natürlichen Entropie-Anstieg zu verzögern, um somit eine gewisse Zeit
„überleben“ zu können. Dieses Prinzip hat eine gewisse Parallele zum „Free Energy
Priciple“ (FEP) und stellt an und für sich kein „ehernes Naturgesetz“ dar. Es mag
womöglich dem von Dir, Waldemar, postulierten „Bündel von gepfadeten Wechselwirkungen“
entsprechen. Wechselwirkungen zwischen Welt als Lebewesen und seinem längst nicht
verstandenem Umfeld.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
PS: Ich denke, dass Du viel eher als ich auf die Argumente von Ratfrag eingehen und
entsprechende Antworten finden kannst. Aus Zeit- und anderen Gründen muss ich hier erst
mal etwas pausieren bzw. reduzieren.