Hi JH,
Markus Gabriel beklagt in der TV-Sendung Physikalismus, Neurozentrismus und moralischen
Nihilismus. Das sind Themen, die eine differenziertere als bloß plakative Diskussion
erfordern. Der quirlige Philosoph hält sich ja gerade am "The New Institute“ in
Hamburg auf und plädiert für die integrative Kraft der Geisteswissenschaften: „Aus den
Krisen entsteht das Neue: Flutkatastrophen, Trockenheit, Hitzewellen, Waldbrände und
andere Extremereignisse gehen einher mit großer Verunsicherung – der systemische
Zusammenhang dieser Krisen und die Konsequenzen für unser künftiges Denken und Handeln
sind allzu deutlich. Was wir brauchen sind nachhaltige Veränderungsvorschläge und neue
Denk- und Möglichkeitsräume. Was wir brauchen ist eine verstärkte Einbindung der
Geisteswissenschaften und ihrer integrativen Kraft.“
https://thenew.institute/de/media/discussion-papers/the-integrative-power-o…
<https://thenew.institute/de/media/discussion-papers/the-integrative-power-of-the-humanities>
Grundlage seines Philosophierens sind die von ihm eingeführten „Sinnfelder“. Der
Feldgekanke ist ja mindestens so alt wie der Ackerbau. Aber was meint der Philosoph mit
Feld? Und was mit Sinn? Sofern nicht zufallsbedingt, spontan oder im Affekt, folge ich im
Alltag Handlungsmaximen, die Prinzipien genügen sollten, die wiederum in einem
Sinnzusammenhang zu stehen haben, also: Alltagshandeln -> Maxime -> Prinzip ->
Sinn. 2004 schrieb ich in „Vom Ackerbau zur Feldtheorie“:
http://www.ingo-tessmann.de/Acker_Feld/Acker_Feld.html
<http://www.ingo-tessmann.de/Acker_Feld/Acker_Feld.html>
„In Anknüpfung an das naturverbundene Weltverständnis aus dem Zusammenhang von
Himmelsbeobachtung und Bodenbearbeitung, läßt sich im Rahmen der vereinheitlichten
physikalischen Feldtheorie ein sozialer Humanismus erahnen, der zur Grundlage des
postpatriarchalen Zusammenlebens aller Menschen auf der Erde werden könnte.“ Damals ging
es noch um den Kampf der Zivilisation gegen den Islamofaschismus, heute ist der Krieg
gegen den Slawo-Faschismus hinzugekommen.
Gabriel geht in seinem Feldverständnis nicht vom Acker, sondern wiederum von der Physik
aus. In „Sinn und Existenz“ versteht er unter `Existenz' die Tatsache, dass
Gegenstände nur in einem Sinnfeld erscheinen, so wie Teilchen physikalisch in einem
Kraftfeld vorkommen. Sinnfelder erweitern für Gabriel also die Gegenstandsberiche, so dass
er die physikalischen Felder den Sinnfeldern unterordnet. Ob vom physischen Pflanzenfeld,
einem quantitativen physikalischen Feld oder qualitativen Sinnfeld ausgehend, das Ergebnis
eines „sozialen Humanismus“ sollte in den Übergangsbereichen zwischen den Innen- und
Außenwelten der Menschen gleichermaßen erreichbar sein,— zumindest theoretisch.
IT
Am 15.12.2022 um 03:09 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
unter
https://weltordnung.de/Anfang-Sendung-MarkusGabriel.pdf
habe ich den Anfang einer TV-Sendung von 2020 kurz kommentiert.
JH
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