Am 09.02.2020 um 15:16 schrieb Ingo Tessmann via Philweb:
[Philweb]
[...] So ist halt der Mob, auch im Internet verbreiten sich ja die Blöden so schön mit
ihrem Schwachsinn. Beides spricht aber nicht gegen Mathematik und Internet, sondern gegen
den Mob und die Verblödung. Mathematik bildet, während Religion verblödet, insofern kann
ich Deinen Vorwurf nachvollziehen, aber alles was verblödet ist nicht schon Religion.
Was wären weiter gedacht die Mythen, Dogmen, Rituale und Symbole in den
Propagande-Kampagnen der Meinungsmacher?
d‘accord - selbstredend!
Wir hatten ja gerade die so unterhaltsame wie
entlarvende „Umweltsau“, die durchs Mediendorf getrieben wurde. Wieder wurde der Mythos
von der Trümmerfrau und der Wiederaufbauleistung einer Generation beschworen, die zuvor
mehrheitlich den Kriegstreiber gewählt hatte.
Dieser Einschätzung (als kollektiv moralisierende Wertung einer
Generation) wollte ich mich vehement widersetzen.
Mein Vater hat mir erzählt, auf dem Weg zur Uni Horden
nationalsozialistischer wie kommunistischer Gesinnung erlebt zu haben,
die sich gegenseitig mit Molotowcocktails und Pflastersteinen bewarfen
(NB: Wir sind auch bald wieder soweit!).
Er war zu keiner Zeit „Umweltsau“, hat seinerzeit mit Sicherheit weder
die Führungsqlique der einen wie der anderen Seite gewählt. Dennoch
blieb ihm keine Möglichkeit, seine Einberufung für das verbrecherische
wie irrwitzige Kriegsunternehmen zu verhindern.
Nun könnte man sagen, er gehörte damit nicht zum "den Kriegstreiber
wählenden Mehrheits-Mob“. Doch was hilft es! Er (mit Millionen weiterer
Senioren) wird nun kollektiv zu den „Umwelt- und Nazi-Säuen“ gezählt und
als solche besungen! Schändlich, was sich da heute im Namen einer Moral
abspielt, die sich von bisheriger Pfaffen-Doppelmoral in nichts
unterscheidet!
Auch das Dogma des Wirtschaftswachstums und die
Rituale in der Anbetung des Symbols Auto stammen aus der Zeit.
Man sollte doch
nicht so tun, als würden wir (frühe oder späte)
Nachkriegskinder zu keiner Zeit den Gewinn individueller Mobilität durch
das Auto geschätzt haben. Des Deutschen liebstes Kind, eben das Auto als
Symbol von Status und Luxus zu verherrlichen, steht auf einem anderen
(tatsächlich unrühmlichen) Blatt.
"Macht Euch die Erde untertan“, ist das noch
immer wirksame Dogma der Christo- wie der Germano-Faschisten.
Und diese mittlerweile überbordend gewählte Ausdrucksform linker Kreise,
führt exakt zu dieser unheilvollen Spaltung unserer Gesellschaft! Mein
Herz schlägt definitiv „links“ aber ich hüte mich vor solcher Wortwahl,
wohl wissend, dass diese eine Gegenseite provoziert, die mindestens so
unheilvoll agiert, wie man es eben zu allen Zeiten von allen
extrem-politisch sozialisierten Gesinnungsgenossen erlebt hat und
weiterhin erfährt.
Wie löblich dagegen gebärden sich die jungen
Klimaaktivisten, die sich gestützt auf Mathematik und Naturwissenschaften für einen Ausweg
aus der Krise engagieren, hinsichtlich der Taten aber kaum Bedeutung erlangen werden.
Löblich durchaus! Nur würde ich definitiv ausschließen, dass auch nur
ein Bruchteil dieser jungen AktivistInnen sich mit den Fakten
naturwissenschaftlicher Erkenntnisse zum Klimawandel auseinandergesetzt
hat. Es ist (wie zu allen Zeiten) ein blindes Hinterherlaufen einer
naiven Idee, man könne/müsse instantan alle CO2-Emissionen unvermittelt
einstellen. Dies gesagt, ungeachtet des sehr positiven Effekts dieser
"Klima-Aufmärsche", da demzufolge (zumindest hierzulande) viele Menschen
deutlich umweltbewußter handeln.
Wenn man Religionskritik übt, dann sollte diese vor allem die Schürung
von Angst (vor Hölle und Verderben aller Art) durch ein heuchlerisches
Pfaffentum betreffen.
Will man die Kritik der Klimaaktivisten sachlich bewerten, sollte
bedacht werden, dass mit Panikmache und Schürung von „Lebensangst“
nichts gewonnen ist.
Denn genau hier sollten Wissenschaftler sich selbst zu Wort melden, sich
maßgeblich und penetrant mit ihren Erkenntnissen bei Politikern
einbringen und nicht (Kürzung von Forschungsgeldern befürchtend) nur bei
Jugendlichen Angst schüren und diese (stellvertretend) auf die Straßen
treiben. Weltweit!, nüchtern, unaufgeregtes Nachdenken und Handeln (auch
jedes Einzelnen!) ist m.E. die einzige Möglichkeit, der verheerenden
Umweltzerstörung Einhalt zu gebieten.
Das Kinderlied von der „Umweltsau“ passt gut in den
aktuellen Kontext, so wie es ursprünglich von der Holzauktion im Grunewald, dann von der
Inflation handelte und die Oma schließlich als "patente Frau“ feierte. Und darauf
reimt sich jetzt die „Umweltsau“. Denn der Ölverbrauch und die CO2-Emissionen wurden
besonders erst seit dem 1950 beginnenden Anthropozän vervielfacht.
Auch hier sollte jeder (etwa ab dieser Zeit groß Gewordene) so ehrlich
sein und bedenken, dass Öl und Kohle (neben Kernkraft) zu dieser Zeit
nun einmal die Energie der Wahl für wirtschaftlichen Aufschwung und
allgemeinen Wohlstand und wir somit (wenngleich womöglich unbedacht)
alle Nutznießer waren.
Damit ist natürlich nicht das Wort für ein „weiter so“ gesprochen,
sondern jetzt gilt es, nach neuen Arten von Energie (wie ja schon längst
mit EEG begonnen) zu suchen, neue Wege zu umweltverträglicherer
Energieversorgung zu beschreiten.
Nebenbei: ich habe seit Jahren Photovoltaik auf dem Dach und fahre
Elektroauto (Sollte einer hier an irgendeine Rendite denken, lege ich
gerne Kostenrechnungen vor. Was bleibt, ist beabsichtigte Investition in
eine umweltfreundlichere Energienutzung).
Ein wirklich gutes Gefühl zu wissen, dass beim Kurztrip (Arbeit, Einkauf
etc.) keinerlei CO2-Ausstoß erfolgt. Dieses „E-Kisterl“ ist jedoch nur
für Kurzstrecken geeignet und verbunden mit vielen Nachteilen gegenüber
einem Verbrenner (woher kommt Wärme in‘s Auto im Winter; von der
Batterie klar, aber diese Energie begrenzt die Reichweite signifikant;
was ist bei einem Stunden andauernden Stau? usw. usw.).
Letztlich will ich damit sagen, dass purer Aktionismus (jetzt kaufen wir
alle ab sofort E-Autos, ungeachtet der wirklich hochbrisanten
Batterieproblematik bzgl. Ladetechnik, Herstellung und Entsorgung etc.)
nicht weiterführt.
Also bleibt es dabei: Nüchtern und unaufgeregt nach machbaren Lösungen
suchen. Dazu bin ich sehr sicher, dass diese gefunden werden. Es bleibt
das Problem der verbleibenden Zeit. Hier bin ich eher pessimistisch! Wir
werden bis dahin sehr Unheilvolles erleben müssen! Hier gilt Ingos
Anklage uneingeschränkt: "Macht Euch die Erde untertan“ [...]“ als Dogma
einer falsch vermittelten und gelebten „Religion“.
Bester Gruß in die Runde! - Karl