Am 05.10.2022 um 16:48 schrieb waldemar_hammel über
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...
aha, um uns dann zum platonismus zu bekehren, der seit nunmehr 800 jahren, ausgang der
scholastik mit damaliger einigung auf den nominalismus (und eben nicht auf den
platonischen universalismus),
vom tisch sein sollte, das ist lange her, aber soweit waren wir schon - das heutige,
moderne problem seit ca 200 jahren, vor ca 100 jahren ganz krass sichtbar werdend, ist,
dass der nominalismus auch nicht
mehr trägt, und wir eher zu einer "weichen semantischen weltauffassung"
-zurückkehren- müssen, dabei den alten platonismus aber vermeidend, woraus
"geborene" platonisten natürlich jetzt ihr süppchen zu
kochen versuchen ("wir habens ja immer gewusst", "platon hatte doch
recht", usw)
Ich weiß zwar nicht, was Dich zu dieser Planton-Phobie getrieben hat, sie ähnelt stark
jener, die Du auch gegenüber Religion hegst. Du schlägst - gleich dem Don Quijote - mit
den Dir eigenen Schwertern gegen „Windmühlenflügel“, die nun wirklich nur als
gespenstische Hirnkonstrukte vor Dir stehen. Aber das ist ja Deine Rede von „kognitiven
Dissonanzen“, irreale „autopoiesen in unseren Köpfen“!
die diskrepanz zwischen platonismus und moderner "semantische weltauffassung an
einem beispiel zu verdeutlichen:
im platonismus ist/war jeder reale apfel mit apfeleigenschaften "ein gleichnis"
für den ur-apfel mit allen jemals möglichen apfeleigenschaften aufgeladen zusammen, was
semiotisch gleichbedeutend ist mit,
der platonische urapfel, aus dem alle realen äpfel abgeleitet sind, ausfließen, ist
eigenschaften/frei/los
moderne vorstellung: ein apfel ist eine raumzeitlich "gleichzeitörtlich"
stattfindende summe von eigenschaften, apfel = summe{eigenschaften = schwer, rot, sauer,
knackig, usw}, und die unterschiedlichen
äpfel zusammengenommen lassen dann hirnverursachte autopoiesen zu, zb "äpfel
allgemein", "äpfel = obst" usw - und die aussage: ein eigenschaftenloser
urapfel ist nichtmal denkbar, denn auch unser denken
erfolgt stets "in eigenschaften", ebenso das nur-träumen von etwas
Dieses Beispiel kann ich nun im Schlaf aufsagen, daher gewinnt es aber kein Jota mehr an
Gültigkeit über die Tatsache hinausgehend, dass ein Apfel als Summe spezifischer
Eigenschaften gesehen werden kann. Darüber haben wir bezogen auf das von Dir ebenso
vehement abgestrittene Faktum der Emergenz gesprochen. Ein Glas Wasser entspricht auch der
Summe spezifischer Eigenschaften, dennoch wird man sich beim genussvollen Trinken dieses
Wassers keine Gedanken anstellen, über die Unzahl von H2O-Molekülen oder sonstiger
Schwebeteilichen etc.. Das „Gesamtempfinden“ als Qualia ist der entscheidende Faktor bei
der Wahrnehmung von Trinkwasser, wie eben auch beim Apfel. Kein Mensch (außer
Lebensmittelchemikern oder Naturapostel) stellt Gedanken über „Eigenschaftensummen"
eines Glas Trinkwasser oder eines Apfels an und das wird sicher auch ein Platon nicht
getan haben, allenfalls einen Apfel mythisch als „Goldapfel“ gedacht, dessen „Idee“ wir
beide nun eifrigst als „Zankapfel“ fortleben lassen.
Viel näher, als Dein ewiges Gezänk um einen großen Philosophen, ist mir Platons
„Apfelgleichnis“: „ Tauschen zwei Knaben je einen Apfel, so hat am Ende jeder auch nur
wieder einen; tauschen zwei Menschen je einen Gedanken, hat zuletzt jeder zwei Gedanken“
(sinngemäß).
Karl
---
PS: aktuell zur geopolitischen Situation:
Wahrheit und Lüge; Wer bewusst lügt, legt mit jeder Lüge einen weiteren Fallstrick auf ein
anwachsendes „Lügengewebe“, in dem er sich kurz oder lang selbst verfängt. Hier braucht es
wahrlich kein Gebot des Dekalogs, um den Lebensvorteil von Wahrheit zu erkennen und in
dementsprechendem Handeln umzusetzen.
es soll ja "spinnen" geben, und diese, entgegen jeder naiven erwartung,
verfangen sich keineswegs in ihren eigenen netzen, obwohl diese mitunter durchaus komplex
gesponnen sind, sodass man als mensch
leicht den eindruck hat "völlig chaotisch", ist aber eben nicht, die
"doofen" unter den spinnen dürften die radnetzspinnen sein, denn sich in solcher
konstruktion zurecht zu finden, vermag selbst ein dussel.
der dekalog fällt für mich zusammen im "du sollst nicht töten", sodass man alle
anderen gebote im grund vergessen kann, oder den "deka" zum 1001-log erweitern
müsste, denn ich (will) dieses eine gebot
verstehen als:
du sollst nichts anderes töten, aber auch nicht teile deiner eigenen seele, indem du
beliebiges "begehst, machst, oder verbrichst", das deine eigene seele beschädigt
= deshalb meine momentane lebensphilosophie
(vielleicht auch das nicht meiner "weisheit letzter schluss"?): =
"neutrale (unbeteiligte) sympathie" allem gegenüber (das heißt auch, lieben oder
hassen ist schon zuviel, da übergriffig)
wh.
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