Am 16.06.21 um 00:56 schrieb K. Janssen:
Um diesen unseren Meinungsaustausch weiterzuführen,
Joseph, ohne sich
durch dutzende Abschnitte von Rede und Antwort zu „scrollen“, fasse
ich meine Replik hier (mit impliziten Hinweisen auf Deine) zusammen:
Das nehme ich so an, das ist ja schon mal was.
Einleitend kann ich nur wiederholt sagen, dass ich
offensichtlich
nicht hinreichend befähigt bin, Deiner Denkart und daraus folgenden
Argumentation zu folgen; und es sieht danach aus, dass ich dieses
Vermögen auch nicht erreichen kann.
Es geht hier nicht um eine Denkart. Das ist so als würden wir sagen: "Es
gibt viele Denkarten. Die Biene denkt so, der Ochse so, der Buddhist so,
der Computer wieder anders." Ich denke hier an Uexküll
(
https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Johann_von_Uexk%C3%BCll). Für ihn
hatte jedes Tier seine eigene Denkwelt, das war eine gute Idee, es kann
so gedacht werden. Übrigens ging Piaget
(
https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Piaget) so ähnlich vor, indem er
zumindest bis zu einem bestimmten Alter eines Kindes ihm eine eigene
Denkwelt zuordnete.
Ich folgerte auch nichts aus irgend einer Denkart, wenn ich Denkart als
Einteilungsmöglichkeit denn annehme.
Demnach kann diese dir gemäß speziell oder "eigen" gedachte Denkart kein
"Vermögen" sein, das man erreichen könnte. Ich bin wie Wercollier
(
https://de.wikipedia.org/wiki/Lucien_Wercollier), ein dir und mir
wahrscheinlich unbekannter Bildhauer, der vom Journalisten so etwa
gefragt: "Sie als Künstler ....", und er ihn in etwa so unterbrach: "Ich
bin kein Künstler, sondern ich versuche handwerklich gut zu arbeiten."
Wenn ich Teile dessen, was Sprache schon in sich hat, denke, nutze, usw.
dann ist das wie ein Teilwerkzeug, nichts mehr und nichts weniger.
Allein dieses kleine Werkzeug, das ich so klar zeige, scheint mir schwer
handzuhaben sein, weil ich es aber länger kann, weiß ich es zu handhaben
und es ändert eben viel am Denken selbst. Es wird nur nach Manier eines
Sigmund Freud aus der Sprache selbst hervorgekramt. Das Unbewusste war
auch vor Freud schon bekannt. Ob er Erfolg hatte, und wie der Erfolg
war, dazu streiten immer noch viele, er hat damit auch vermutlich keine
neue Denkart eingeführt. Aber immerhin. Und wenn, dann doch keine ihm
eigene. Sicher war es ein Versuch, es hatte viel mit Sprache zu tun, und
er kämpfte mit den Unzulänglichkeiten bis zu seinem Ende. Und deswegen
kann ich sagen: Das war in Ordnung so. Wenn er mit den vielen von ihm
eingeführten Wörtern selbst ins Schlammassel kam, dann geschieht das
auch jedem anderen, der dieselben Wörter nutzt oder zu verändern sucht.
Nur nebenbei gesagt: ich führe keine neuen Wörter ein, es genügt mir,
genau hin zu schauen, hin zu denken.
Ich (und die anderen auch) habe mehrere sprachliche Werkzeuge, die ich
richtig anwende, so denke ich es zumindest. Ich weiß, wenn und wann ich
etwas von oben herab sage, und wann ich an der Sache bin. Ich weiß, was
Einteilung ist, und wie wichtig Einteilung ist. Alles das ist aber noch
kein "Bei der Sache sein". Gemeinhin ist sich niemand im Klaren, wenn er
sagt: "Das ist deine Meinung." "Das ist deine Denkart." Das ist eine
Einteilung und ein Von oben herab, so als ob der Aussagende über den
Meinungen wäre, in einer anderen Sprachebene, und alles darunter nun
einteilen, einordnen könnte, und dann noch zuordnen könnte, also einer
Person, die dann auch von oben herab gedacht wird. Ich kenne die
Antworten, die dann gesagt werden, nach denen dann etwa die Welt
zusammenbricht, wenn ich so schreibe. Sie gehen an der Sache vorbei. Ich
weiß ganz genau, wo "Denken" den Raum so benutzt, und nicht einmal
merkt, wie sehr es des Raumes bedarf, wie vorhin mit den Ebenen, und das
war ja das Problem des Descartes, er versuchte das Denken sozusagen vom
Raum zu reinigen, es misslang ihm, das spielt aber jetzt hier keine
Rolle. War es eine Denkart? Seine Denkart? Seinen Versuch als Denkart
abzutun, wäre schon ein Von-oben-Herab. Andererseits ist es methodisch
sehr wichtig, zu wissen was man tut. Und zwar wann habe ich dieses
Werkzeug benutzt, wann das andere. Habe ich hier nur eingeteilt, oder
logisch argumentiert, Kriterien angewandt, kommentiert, beschrieben,
eine Möglichkeit gesagt, mich mit der Sache befasst, usw., diese
Unterscheidungen werden nicht immer von höchst intelligenten Personen
wie hier in diesem Forum gemacht.
Ein paar Eckpunkte Deiner Persönlichkeitsstruktur (also Deines „ICHs“)
scheine ich für mich jedoch ausgemacht zu haben:
Da haben wir es ja. Ok, du kannst bei "dem Denken, das nach deiner
Persönlichkeitsstruktur abläuft, bleiben." Und du bleibst auch bei dem
Denken, dafür kämpfst du, das habe ich auch schon gemerkt. Habe ich
schon hier für das Denken "meiner Persönlichkeitsstruktur" gekämpft?
Eben nicht. Ich benutze Werkzeuge, die ich zeige, mehr nicht, ich kämpfe
nicht für sie, noch für meine Produkte. Ich verkaufe sie auch nicht. Es
braucht auch niemand an sie zu glauben, weder an die Werkzeuge, noch an
die Produkte bzw. Folgen dessen, was sich ändert, wenn diese Werkzeuge
benutzt werden.
Ebenso kann ich nur zu deinen darauf folgenden Ausführungen sagen, die
also absolut nichts mit dem zu tun haben, das ich schrieb, also wirklich
absolut nichts. Du öffnest ein anderes Kapitel, ok, das kannst du machen.
Alles, was Dich zu verpflichten scheint („es gibt kein
"muss") oder
Dich in ein Kollektiv binden soll, im Sinne von „man macht das eben
so“ (Heidegger hat diesem „man“ ein ganzes Kapitel in „Sein und Zeit“
gewidmet, wirklich zu empfehlen - sofern Du es nicht ohnehin schon
gelesen hast);
Ich könnte auch alles vermischen.
Immer wieder klingt auch Deine spezifisch kritische
Haltung zum „Wir“ an,
Nein, keine kritische Haltung zum "Wir". Übrigens habe ich diese Kapitel
zum "Wir" auch schon, brauche sie nur einzubringen. Wenn ich das getan
haben werde, kann wiederum alles zusammgefasst werden, und eine andere
"Meinung" per "Meinungsaustausch" geschrieben werden.
was mich an Feuerbach denken lässt, der ebenso jede
Art von
Verpflichtung des Individuums (als dem jeweiligen ICH) gegenüber der
Gesellschaft (insbes. dem Staat) ablehnt. Diese Vorstellung
unabhängiger „Eigenheit“, die sich jeglicher Verpflichtung
entgegenstellt, steht selbstredend den Strukturen von Gemeinschaft
(als eine Teilhabe am gemeinschaftlichen „Mitdasein“) entgegen, ebnet
sich letztlich als alltägliches (um nicht zu sagen, schnödes)
Selbstsein ein.
Viele komplizierte Wörter, die in anderen Bereichen gebraucht werden,
als Fiktionen, Begriffe, übliche Wörter, die je nachdem geschichtlicher
Natur sind, usw.:
Verpflichtung (Moral durch die Hintertür?), Gesellschaft, Staat,
Strukturen, Mitdasein, schnödes, Selbstsein.
usw., für oder gegen die alle gut gestritten werden könnte, Partei
ergriffen werden könnte, zumindest für oder gegen das, was mit ihnen
diesen Wörtern gedacht werden soll. Wohlan, ich bin nicht dein
Parteigegner.
Nun, und Deine Interpretation eines „ICH-A / ICH-B“ resp. das von Dir
entworfene diesbezügliche Differenzierungskriterium vermag ich nicht
nachzuvollziehen (wie „man“ das heute so schön ausdrückt); was nun
nicht bedeuten muss, dass „man“ das grundsätzlich nicht könnte:
lediglich mir fehlt dazu entsprechendes Talent.
Ich habe schon das Wort "Interpretation" ganz genau abgewiesen. Es ist
trotzdem ok, nicht jeder kann genau lesen, es gibt so viele Geräusche,
Nebengedanken, Interpretationswünsche, Übersetzungstätigkeiten, so wie
der Spruch des Waldes mit den Bäumen sagt: Dann ist es verständlich,
dass kein Denkplatz für etwas Anderes da ist, die eigene Bezüglichkeit,
die eigene Sprache und die 200-Bit-Beschränkung verhindert alles Neue.
Und da bin ich mal von oben herab, entschuldige, aber ich weiß wann ich
das bin.
Doch nochmal zurück zu „man“:
Mit dieser gesellschaftsbezogenen Zuweisung (als summarischer Ausdruck
gesellschaftlicher Normen) verbindet sich selbstredend, eben auch
Verantwortung für die Gesellschaft (für ein Kollektiv) übernehmen zu
sollen resp. zu müssen.
Diese Verbindung ist mir neu. Aber ok. Wenn es so wäre,
könnte man nur
genügend oft "man" sagen, und schon wäre "man" ein wenig
gemeinschaftlicher als der Nachbar.
Dieser Verantwortung (als Mitglied einer
Kulturgemeinschaft) kann man
sich kaum entziehen; vornehmlich. weil die gesamtheitlich angelegte
Lebensgemeinschaft den Freiraum schafft und bietet, den man als
Einzelner (nur auf sich Gestellter) nicht verfügbar hätte.
Das sind interessante Themen, haben nichts mit Vorgehensweisen zu tun,
und widersprechen ihnen nicht.
Freiraum verbinde ich mit „befreit sein“
ok, hier haben wir das Bekenntnis: Wenn du dich als jemand mit eigenem
Denken siehst, dann ist es auch verständlich, dass du andere mit ihrem
"eigenen" Denken siehst. Wenn es aber um ein gemeinsames Zugehen zu
Sachen geht, dann gibt es ein: "Ich sehe dies, du siehst jenes an der
Sache.", denn wenn sie beide von derselben Stelle aus schauen, sehen sie
dann doch dasselbe. Alles andere zu sagen ist Sophisterei. Also auch
hier eine Einteilung von mir, und eine Eigenzuweisung. Das kann ich
machen, weil ich ganz genau gezeigt habe, wie komisch Sätze wie die
folgenden sind: "Ich bin überzeugt, dass ich jetzt einen Vogel sehe.",
"Ich behaupte meine These, dass ich jetzt einen Vogel sehe.", "Ich setze
mich für den Vogel oder das Vogelsehen ein, von dem ich überzeugt bin,
dass ich ihn schon sah." "Meine Erfahrung dazu sagt mir, dass ich recht
habe." Genügt das nicht als Erläuterung?
von essentiell lebenserhaltenden Aufgaben und
Arbeitsleistungen, die
eine plural angelegte Gemeinschaft dem „Wohlstandsverbraucher“ bieten
kann: Im Bildungssektor, in der medizinischen und
Nahrungsmittel-Versorgung, im kulturellen Angebot usf.. Dieser
Freiraum ist jedoch nicht ohne Gegenleistung zu haben, diese besteht
zumindest in der Akzeptanz gesellschaftlich-kultureller Normen, oben
erwähnter Heidegger benennt das als unausweichliche „Faktizität“ und
damit ergibt sich notwendigerweise das „Ausgeliefertsein“ an
gesellschaftliche Verhaltensgebote und -weisen.
Wenn ich bei so einem Denken
mitmachen würde, hätte ich ein gutes
Universalargument, als Wohlstandsverbraucher mit zu machen, und andere
zu fördern, Wohlstandsverbraucher zu werden.
Daraus folgt aber auch eine Beziehung zum Anderen und damit speziell
zu einem DU (zu eben einem anderen „ICH“) sowie selbstredend zu einem
„Wir“.
Immer eins nach dem anderen.
Das „Andere“ (also das DU und Wir) verliert damit Anonymität, eine
Namenlosigkeit hinter der man bisweilen sein "ICH" zu verstecken
sucht, oder auch schlichtweg sich aus dem „anonymen Haufen“
herausnehmen resp. sich daraus zurückziehen will.
Du denkst viel dazu, aber nicht genügend mit, von oben herab gesagt,
entschuldige bitte.
Am Ende bleibt unausweichlich das „Andere“ zusammen
mit der eigenen
Existenz, dem eigenen „ICH“ eine Gemeinschaft, denn auch das
„Alleinsein des Daseins ist Mitsein in der Welt" (wie Heidegger es
audrückt).
wie vor.
Mit diesem „Mitsein“ ist aber auch eine „Durchschnittlichkeit“ mit der
Tendenz zur „Einebnung als eine Funktion der Öffentlichkeit“ verbunden
und genau gegen diese scheinst Du Dich, Joseph, grundsätzlich zu
verwehren: denn diese Einebnung bedient sich dieses „man“, um damit
Verantwortung für eben diese Öffentlichkeit zuzuweisen: „Das macht
man eben so“ und „Jeder ist der Andere und Keiner er selbst“.
Schön wär's.
Das ist natürlich eine Art „Fremdbestimmung“ die
schlussendlich aber
dazu helfen kann, das ureigentliche „Selbstsein“ in ein „für Andere
dasein“ zu wandeln.
Ok, wenn es so wäre, könnte ich es ja versuchen, mir fehlen
noch die
Wandlungswerkzeuge.
Soweit mein „Exkurs“ in die Beziehungswelt des "ICH" und "WIR".
Den lasse ich dir, so wie Zarathustra dem alten Mann seinen Gott, ganz
ohne zu streiten. Das ist ein ganz anderer Exkurs als der, den ich
machte, meiner war nur ein Aufzeigen einer ganz kleinen Differenzierung,
die schon in der Sprache vorliegt, ein Hervorkehren, kein Emergieren, es
ging nicht um Bewusst-Machung, Mitteilung "meiner" Denkwelt. Ich würde
mir lächerlich vorkommen, wenn ich das getan hätte.
Aus letzterer schallt es unausweichlich dem ICH in die
Ohren: "man
macht das eben so!" :-)
Gut gesagt! Ein gutes Universalargument: "Man ist halt eben
Wohlstandsverbraucher. Es gibt kein Entrinnen." Dich missverstanden,
vermutlich, aber hermeneutisch korrekt herausgelesen, nehme ich an. (für
die Nicht-Kenner: Wenn man einen Satz liest, darf man nichts dazu denken
und auch nichts vergessen, man muss sich auf den Satz beschränken.),
inklusive berücksichtigt: aus "deiner"? Beziehungswelt? des ... ? Alles
müsste ich schließlich hermeneutisch korrekt beachten.
Nun möchte ich erst mal schließen.
Schade! Und vielen Dank für deine Zusätze. Deine Replik der Art
"Zusammenfassung, und dann etwas anderes dazu schreiben", ohne zu
scrollen, also ohne im Detail auf das Gesagte einzugehen. Hoffentlich
habe ich "dich" nicht "bei allem" falsch verstanden. Es geht mir alles
zu kunterbunt, so dass ich eher denke, demnächst weniger zu schreiben,
ein Gespräch ist zwar gut, weil es fordert, aber wenn es zu sehr in die
falsche Richtung geht, führt es zur Beliebigkeit, zum Geschwafel oder
zum Schwadronieren. Es ist noch keins, aber es geht in die Richtung.
Diese "Begriffe" haben schließlich hier ihre besondere
Einteilungsfunktion, also kann ich sie auch benutzen, als
Universalargumente oder Hinweise auf Autorität, die ich glücklicherweise
nicht habe .... Gibt es nicht genügend Autoritätsgläubige? Also wenn man
diese zwei Begriffe schon gut einsetzt, hat man schon mal was begriffen
und ist schon höher auf der Leiter! Haha. Dann braucht man auch nicht
weiter zu lesen, und das ist praktisch, gut und auch schon mal was!
JH