Am 29.10.2023 um 13:56 schrieb ingo mack über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
für mich wäre es irgendwie hilfreich, ohne jetzt den Urknall zu bemühen,
eine Erklärung für die kambrische Explosion zu erhalten.
Hi IM
haben Evolutionsforscher dazu nicht schon umfangreich geforscht? Philosophen werden dazu
nicht auf dem Laufenden sein. Ich erinnere lediglich Linnemann et al.: "New
high-resolution age data from the Ediacaran-Cambrian boundary indicate rapid, ecologically
driven onset of the Cambrian explosion“, Terra Nova 2019. Darin ist zu lesen:
"Ecological effects of newly evolved key adaptations that enhanced competitiveness,
predatory skills or the ability to alter the habitat would appear geologically suddenly,
analogous at a larger scale to the profound alterations of some present-day ecosystems
following the introduction of invasive species. We suggest that an adaptive breakthrough,
such as the evolution of advanced mobility, could shift the process of clade replacement
from the evolutionary to the ecological timescale.“ Offensichtlich haben sich Räuberei und
Beweglichkeit gegenseitig verstärkt und aufgeschaukelt. Aber steht das nicht auch in
Lehrbüchern?
In der Pressemitteilung hieß es seinerzeit: „Der Übergang von den „Ediacara-Biota“ –
vielzellige, aber sehr einfache Organismen – zu den vielgestaltigen kambrischen
Lebensformen vollzog sich in weniger als 410.000 Jahren. „Das ist aus geologischer Sicht
ein echter Sprint“, so das Wissenschaftlerteam. Dieser rasante Faunen-Wechsel sei laut der
aktuellen Studie am besten durch eine Art „biologisches Wettrüsten“ zu erklären: Neue
grundlegende Eigenschaften beschleunigten die weitere Evolution und trieben zum nächsten
„adaptiven Durchbruch“ an. „Wenn die Organismen beispielsweise beweglicher wurden und sich
räuberisch ernährten, mussten sich die bisher noch unbeweglicheren Tiere etwas zum Schutz
‚einfallen lassen’ – so könnten in kurzer Zeit Schalen oder Skelette entstanden sein. Eine
Errungenschaft bedingte demnach die nächste – und dies, aus der Notwendigkeit heraus, in
verkürzter Zeit“, fasst Linnemann die These zusammen."
die Entstehung der Arten, also diese unglaubliche
(funktionierende)
Vielfalt der Arten ist für mich ein größeres Rätsel als dieser (vermeintliche) Urknall.
<-- über den Zeitpunkt herrscht mittlerweile auch wieder Zweifel?
dieses neue Instrument hat die Ausdehnung des Universums auch "verdoppelt"?
also 26Mrd anstatt 14 Mrd Lichtjahre?
und sollte doch irgendwie naturwissenschaftlich geklärt werden können?
Alternative Kosmologien gibt es viele. Zwicky schlug schon 1929 in "ON THE RED SHIFT
OF SPECTRAL LINES THROUGH INTERSTELLAR SPACE“ vor, die Rotverschiebung nicht durch den
Doppler-Effekt, sondern durch einen Energieverlust der Photonen zu beschreiben (Tired
Light Model TL). Und Dirac spekulierte 1937 in "The Cosmological Constants“ über
ihren möglichen Wandel. Gupta bezieht sich in "JWST early Universe observations and
DeltaCDM cosmology wiederum auf Dirac und führt im Abstract aus: "We present a model
with covarying coupling constants (CCC), starting from the modified FLRW metric and
resulting Einstein and Friedmann equations, and a CCC + TL hybrid model. They fit the
Pantheon + data admirably, and the CCC + TL model is compliant with the JWST observations.
It stretches the age of the Universe to 26.7 Gyr with 5.8 Gyr at z = 10 and 3.5 Gyr at z =
20, giving enough time to form massive galaxies. It thus resolves the ‘impossible early
galaxy’ problem without requiring the existence of primordial black hole seeds or modified
power spectrum, rapid formation of massive population III stars, and super Eddington
accretion rates. One could infer the CCC model as an extension of the DeltaCDM model with
a dynamic cosmological constant.“
Grundsätzlich sollten Kosmologien mit möglichst wenigen Annahmen möglichst viele Daten zu
beschreiben vermögen. Insofern wird sich das Standard-Modell ohne TL und CCC noch eine
Weile halten. Denn womöglich ist es noch nicht ausgereizt. Warten wir es ab. Eine Klärung,
die Du Dir erhoffst, wird es in der Kosmologie schwerlich geben können, hängt doch jedes
physikalische Faktum nicht nur von den Messungen, sondern auch von der Theorie ab. Du
wärst leichter verständlich, wenn Du die Quellen Deiner Hinweise angäbest und Deine Motive
mitteiltest.
IT