Am 31.03.2021 um 12:11 schrieb waldemar_hammel:
Am 31.03.2021 um 11:09 schrieb K. Janssen:
Das sind schon sehr krude Annahmen, als ein teils von Phantasie,
teils von Fakten formiertes Gemisch!
Was mich daran stört, ist eben genau diese Mischung aus sehr viel
Wissen, das aber in vielen Fällen nicht hinreichend ist, um derartige
Behauptungen als den tatsächlichen Stand der Dinge fixiert darzubieten.
Sexuelle Anlage und Bestimmung als genuine Geschlechtsidentität
einerseits und individuelle sexuelle Orientierung bzw.
Selbstwahrnehmung andererseits bedürfen durchaus einer objektiv
angelegt differenzierten Betrachtung.
Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung ist in unserem Kulturkreis
zumindest aus juristischer Sicht gesichert, die öffentliche
Einschätzung bzw. Einstellung dürfte hingegen noch sehr gespalten
sein. Jedenfalls ist das Thema gesellschaftlich unnötig überhöht und
bewirkt damit geradewegs diese Spaltung.
Ich möchte mich damit nicht länger aufhalten. Mein Menschenbild und
meine eigene Orientierung sind deutlich ausgeprägt und überdies von
Achtung gegenüber jedem Menschen getragen, der nicht sein Recht dazu
durch kriminelles Handeln verwirkt hat.
(1)
wir sollten nicht davon ausgehen, dass unsre real gelebte sexualität
(zb "ich bin ein nur-mann") nicht ganz wesentlich an-sozialisiert
wäre, und im hintergrund viel diffuser, viel offener ist.
das sieht man ua auch an der entwicklung des sexus von der frühen
kindheit bis ca 25 jahren (gehirn ausgewachsen), die tatsächlich alle
möglichkeiten durchläuft, ehe wir mit dem erwachsensein unseren
eigenen sexus festgelegt wie eine maske tragen, wie errstarrt,
zusammengelaufen, geronnen, auf einen der pole männlich-weiblich, wie
flüsse zusammenlaufen, ehe sie zum meer kommen - speziell die pubertät
ist eine zeit des sich selbst sexuell ausexperimentierens, um sich
danach einem der pole (sozial) zuzuordnen
Diese Einschätzung entspringt offensichtlich einer auf zutiefst
theoretisch angelegten, psycho-sozialen Thesenbildung, wie sie sich
nicht deutlicher vom tatsächlichen Sachverhalt abheben könnte. Ich habe
es hier vor Zeiten schon geschrieben: Im Studien(neben)fach Psychologie
war ein Buch zur Entwicklungspsychologie Pflichtlektüre. Nur mit
Widerwillen habe ich’s gelesen und mir gedacht, diese Autorin kann nie
und nimmer eigene Kinder und auch keine Geschwister gehabt haben.
Aus „lebenspraktischer Nähe“ betrachtet, dürfte eindeutig klar werden,
dass Jugendliche geschlechter- spezifisch heranreifen und dies mit
deutlich (erlebbar und sichtbaren) Entwicklungsunterschied. Dieser tritt
innerhalb desselben Geschlechts, wie auch unter diesen zutage. Jungen
haben in der Regel eine verzögerte geschlechtlichen Entwicklung
gegenüber gleichaltrigen Mädchen.
Mädchen bekommen ihre Regel, Brüste und bilden geschlechtsspezifische
Körperbehaarung aus.
Ebenso entwickeln sich (sehr spezifisch!) die Geschlechtsorgane bei
Jungen aus, die Stimme erfährt (in aller Regel) einen Stimmbruch.
Was an dieser naturgemäß augenscheinlich und sehr ausgeprägt angelegten
Differenzierung der Geschlechter „ ganz wesentlich an-sozialisiert“
sein sollte, bleibt wohl Dein Geheimnis und das von lebensfremden
Sozialforschern.
Die psycho-soziale Komponente der Geschlechtsentwicklung ist
differenzierter zu sehen. Da gibt ist die bekannten
Orientierungs-Probleme; diese ergeben sich (so bedeutsam sie auch
sind!) definitiv nur für einen Bruchteil der Bevölkerung und alle
anderen Behauptungen sind schlichtweg realitätsfremd und herbeigeredet.
Das Thema für mich hier abschließend, komme ich nochmal auf’s Studium
zurück: Im besagten Nebenfach Psychologie behauptete der Professor, dass
sich das weibliche und männliche Geschlecht im Verlauf des Lebens
wandeln würde. „Was erzählt der denn da unten!?“ war wohl der erste
Gedanke, der alle im Hörsaal einnahm. Auf heftiges Nachfragen
präzisierte er seine Aussage, wonach er wesenhaft „männliche Härte“ und
„weibliche Weichheit“ geradewegs vertauschte: Frauen verhärten sich im
Älterwerden, Männer hingegen werden „weicher“.
Wer nun (wie ich) das Leben einige Dekaden durchlebt und kennengelernt
hat, wird nicht mehr an der Aussage dieses Psychologie-Profs zweifeln.
Und was ist mit Nietzsches geschlechterspezifischen Differenzierung?:
"Das Männerherz ist böse, das Weiberherz schlecht"
(2)
dass das thema sexus öffentlich unnötig überhöht sei, dazu sage ich
JEIN, denn einerseits wird irre viel dazu in 1000 zungen geschwafelt,
werbung gemacht, unfug erzählt, usw, andererseits ist das sexus.thema
aber genauso wichtig im leben und bewusstsein, wie der tod, das
sterbenmüssen, und beides hängt unmittelbar zusammen: fortpflanzung
der art u individuelles absterben gehören zusammen, müssen und werden
"in einem gedacht"
ich habe da ein bild aus südamerika im kopf: noch fruchtbare frauen
gehen dort in aufreizendster kleidung zu beerdigungen (aufforderung
zur vermehrung), stehen an gräbern, symbolisch gerade so, als würden
sie dem tod damit zeigen wollen, was eine harke ist = wirkt wie eine
drohung gegen den tod
Nun, wenn das mal keine eineindeutige Differenzierung der Geschlechter
darstellt!
Nebenbei: dann könnten Beerdigungen ja auch mal Freude bereiten,
sprich: Lebens-Freude steht gegen Todes-Leid
(3)
fällt dir etwas auf? bei unseren diskussionen sind wir beiden bei den
themen religion und sexus grundlegend uneinig, so uneinig, dass wir
die beiden themen lieber ausblenden möchten,
Nein, das Thema möchte/kann ich nicht ausblenden, es kommt nur auf die
Art und Weise der jeweils hierzu geführten Debatten an. Diese führen
nicht weiter, wenn von vornherein Meinungen/Darlegungen fixiert sind/werden.
für mich hängen beide themen unmittelbar zusammen:
(sexus + sterbenmüssen) emotionaler überbau: religio
und gerade über themen, über die man an sich nicht gerne sprechen
möchte, sollte man vielleicht sprechen = kommunizieren = sie
zirkulieren, denn andre haben genau dieselben probleme = unwohlseins
usw dabei - man ist nie allein mit sowas ...
selbstredend d'accord.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl