Am 20.04.2023 um 23:50 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Teilhard de Chardin mit Penrose in ein Verhältnis zu setzen ist so abwegig, als ob man
Äpfel mit Birnen vergleicht. Mir sind beide Denker sehr bedeutsam, ersterer war Theologe
und Naturwissenschaftler, Penrose ist letzterer und Atheist, für meine Begriffe aber auch
Philosoph; er ist mein Favorit schlechthin, was seine Thesen bezogen auf Kosmologie
anbelangt, vornehmlich sein Modell vom zyklischen Universum. Ich habe alles von ihm
verfügbare Schriftgut gelesen, seine Vorlesungen/Talks verfolgt und würde dennoch nie auf
die Idee gekommen sein, seine Kosmologie mit jener des Teilhard de Chardin in Verbidnung
zu bringen. Da liegt nahezu eine ganze Epoche wissenschaftlicher Forschung dazwischen.
Moin Karl,
Teilhard starb im gleichen Jahr wie Einstein und hätte sich mit den beiden phyisalischen
Grundlagentheorien ebenso vertraut machen können wie Penrose. Aber Teilhard war halt
Jesuit und Paläoontologe und kein herausragender Mathematiker. Und so war Teilhard bloß
evolutionärer Christologe und kein bahnbrechender mathematischer Physiker. Für mich zeigt
sich daran, wie Religion den Horizont beschränkt und deshalb aus der Wissenschaft
herausgehalten bzw. indeologikritisch aus ihr herausgefiltert werden sollte.
Ich wüsste nicht, wo Teilhard „Materie zu Geist“
werden ließ, vielmehr sah er diese Substanzen sich gegenseitig in Wechselwirkung
verbunden.
Meine Quelle ist die Master-Thesis „Die Spiritualität von Teilhard de Chardin als
Orientierungshilfe für heute“ von Raimund Badelt, erschienen 2013 an der Uni Salzburg. Der
Mann hatte in den gesammelten Werken Teilhards gestöbert und schreibt auf Seite 7: „In
einer Kurzformel schreibt Teilhard einmal: `Evolution = Spiritualisation =
Personalisation'. Bei anderer Gelegenheit formuliert er: `es gibt nicht Materie und
Geist, es gibt nur Materie, die Geist wird.’ Der Begriff der Person ist hier wichtig, die
Teilhard im natürlichen Bereich als unabhängigen Mittelpunkt der Weltbetrachtung und des
Handelns versteht.“
Warum müssen zwei Substanzen als gegenseitig in Wechselwirkung verbunden gedacht werden?
Mir reicht es, den Geist als der Materie inhärent anzunehmen, gleichsam als ihre
Feinstruktur, die weitgehend mathematisch beschreibbar ist.
Nun ist es aber doch nur müßig - wenn nicht sogar
schäbig - sich heutzutage noch über zu damaliger Zeit angenommene naturwissenschaftliche
Gegebenheiten zu ereifern oder diese als „Geschreibe“ abzuqualifizieren.
Was glaubst Du, was man in hundert Jahren über Dein wie auch mein Geschreibe hier sagen
wird? Wir können uns glücklich schätzen, wenn man uns posthum zugesteht, dass wir die
Dinge der Welt eben nicht besser wissen konnten.
Die Theoreme und Resultate der Mathematik und quantitativen Experimentalwissenschaften
schließen aneinander an bleiben so lange gültig wie ihr jeweiliger Gültigkeitsbereich
reicht. Also mindestens so lange es noch Menschen und sich aus ihnen weiter entwickelnde
Intelligenzen geben sollte. Insofern wir uns also auf Science beziehen, bleiben sogar
unsere hier naiv ausgetauschten Schreibereien gültig. Religiöses Geschreibe in den
Humanities dagegen folgt jeweiligen Modern und Mächten in den endlos in sich selbst
kreisenden Interpretationen.
Photonen als Träger von Information, welch andere oder
bessere Substanz könnte sich als quasi immaterielles Agens eignen?
Ja, zumal es allgegenwärtig ist und stets zugleich Energie und Information zu sein
scheint. Das Sonnenlicht wärmt und leuchtet zugleich die Umgebung aus. Der makroskopisch
dem Poynting-Vektor entsprechende Energiefluss wird mikroskopisch ergänzt durch die ihm
inhärenten Quanten. Während wir uns wohlig warm im Sonnenlicht räkeln werden zugleich
Myriaden molekularer Reaktionen in Haut und Augen ausgelöst. So können wir im Licht lesen
und werden womöglich zugleich ausgelesen, so wie es den Akteuren in Daths „Neptunation“
ergeht. Aber wie genau spielen Energie und Information in elmag. Feldern nach Intensität,
Frequenz und Phase raumzeitlich zusammen? Darüber gibt es viele Untersuchungen, aber wer
arbeitet ihren gemeinsamen Kern heraus? Für Philosophierende gerade richtig, oder?
IT