Am 25.07.2021 um 17:38 schrieb Joseph Hipp via Philweb
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[Philweb]
Liebe Lesende,
ich weiß nicht wo ich las, dass alle hier sich mit den Regeln der guten Gespräche
auskennen, auskennen müssten, und dass diese überall leicht zugänglich sind. Ich
versuchte, herauszufinden, ob dem so ist. Dabei wollte ich nicht von oben herab zu dem
entsprechenden Thema schreiben, so als wüsste ich alles besser. Zudem will ich nicht
polemisch sein. Ich wollte einen ganzen Monat kommentieren, kam aber schon nach sieben
Beiträgen von vier Teilnehmern in 27 Stunden zur psychischen Erschöpfung, zum
Nervenzusammenbruch. Hoffentlich muss ich mich nicht von der Runde trennen.
Das hoffe ich ja nun auch nicht, Joseph!
„Ross und Reiter nennen“, würde mir ebenso „psychische Erschöpfung“ bei meinem erfolglosen
Versuch ersparen, die Platzhalter x1 bis x10 einem konkreten Kontext aus den benannten,
von Dir durchgesehenen sieben Beiträgen zuzuordnen.
So will es mir nicht gelingen, Dir eine entsprechend konkrete Antwort hierauf zu geben.
Eines glaube ich jedoch klar aus dieser Deiner Replik herauslesen zu können: Dein Talent
und Deine Passion zur Textanalyse und dann musst Du zwangsläufig angesichts meiner
Beiträge einem „Nervenzusammenbruch“ nahekommen, da ich überhaupt kein Talent aber auch
keinen Sinn dafür habe, meine Ausdrucksweise nach den strengen Regeln rhetorisch und
formaler Korrektheit (schon gar nach jener der political correctness) anzupassen.
Kurzum, ich sehe mich ausserstande, Deine kunstvoll verklausulierte Kritik in Gänze
richtig einzuordnen (schlichtweg gesagt zu kapieren) und so wäre mir eher geholfen, Du
würdest „Ross und Reiter“ konkret benennen, einerlei, ob ich dabei „Ross“ oder „Reiter“
sei.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
Es ging an dem Tag implizit um so etwa wie das
pro-contra zu natalistischen-biologischen/psychosozialen Ursachen, welche bestimmen, wie
eine Person in Bezug auf ihre sexuelle Unterschiedlichkeit definiert. Dabei wurde das
Erfordernis von Regeln beim Diskutieren als Thema gestreift, bzw. die Art und Weise der
Debatten. Das Thema Gegnerschaft gegen gefestigte Meinungen/Darlegungen wurde aber
übergangen.
Zudem suchte ich nach der "Art und Weise der Debatten". Hierbei fand ich zehn
Punkte, definierte sie in etwa, und gab dann an, wo sie nochmals vorkamen. Mir geht es
absolut nicht darum, die "Arten und Weisen" den Personen zuzuordnen, oder um
herauszufinden, wer denn Fehler macht, und wer nicht. Es ist schließlich auch
offensichtlich, dass derjenige, der nichts während der Zeit schrieb, auch keine Fehler
begehen konnte.
x1 Ein Satz beschreibt das Geschriebene des Vorgängers mit einem einzigen Satz, von oben
herab, das ist gegen die Regel, nach der eine Person auf die Teile dessen eingehen sollte,
was geschrieben steht. Voraussetzung ist jedoch das Verstehen der Teile und die Fähigkeit,
aus den Teilen das zu folgern, das der Vorgänger folgerte. Und irgendwo einen Fehler zu
finden, nicht in der Gesamt-Abweisung.
x2 So ungefähr: Das Geschriebene des Vorgängers wird als unwahr erklärt, entspricht nicht
der Realität, der andere wird zwar selbst nicht abgewertet, aber er kann sich das so
denken. Es ist das bekannte Schema: Vor Gericht darf nicht gesagt werden, der Gegner sei
dumm, aber es darf gesagt werden, dass die gesagten Sätze unwahr sind. Es bleibt dem
Gegner zwar offen, zu denken, ob er würdevoll bleibt wenn das Geschriebene würdelos war,
dumm ist, weil er der Autor des Geschriebenen war, das dumm erachtet wurde usw. Demnach
ist die ein rhetorischer Kunstgriff, wenn nicht genau nachgefragt wird, wo und wie das
Geschriebene entstanden ist, zusätzlich zu x1. Inwieweit dieser x2 mit dem Argumentum ad
hominem verbunden ist, ist offen, jedenfalls ist x2 kein reines Argumentum ad hominem.
x3 Verallgemeinerung: Ein Beispiel für die Fragwürdigkeit der psychosozialen Ursachen,
statt die Sache als Ganzes und in Teilen zu diskutieren, eine rhetorische Figur,
Gegenbeispiel, pars pro toto
x4 Beschreibung der natalistischen Ursachen in Beispielen, Ignoratio elenchi in der engen
Bedeutung gegenüber den psychosozialen Ursachen, Übergehen des Gesagten, mit etwas anderem
anfangen.
x5 Hierbei wird ein Satz oder mehrere, die zur Sache geschrieben wurden, ignoriert, auf
dem eine Wendung, ein Satz des Vorgängers hervorging, und in Frage gestellt, ohne das in
Frage zu stellen, das den Satz bewirkte. Eine Betonung der psychosozialen Ursachen bedarf
keiner Zuspitzung, weil eine Betonung nicht unbedingt auf ein „nur“ hin deutet.
x2
x6 Obwohl Sätze zu den psychosozialen Ursachen abgewiesen wurden, teils negiert wurden,
werden sie hier wieder implizit anerkannt, mit einem neuen zusammengesetzten Wort, psycho
kommt zu sozial dazu, und das Ganze soll dann differenzierter gesehen werden. Hier kann
der von Schopenhauer gedachte Meinungsaustausch gedacht werden: Jeder streitet, und geht
doch mit der Meinung des anderen nach Hause.
x7 ungenau, undifferenziert, wo ist das denn der Fall? Nur im Beispiel?
x7 gilt dieses Orientierungsproblem nur für einen Bruchteil, oder auch alle anderen
eventuellen Beispiele nur für einen Bruchteil? Welche anderen Behauptungen?
x7 welche?
x3
x3
x2, zu weit weg vom Thema, Überbewertung des Beispiels des V
x8 Neues Thema, expliziter Gang zu einem transzendenten Bereich zu dem vorherigen Thema,
das wäre ok, wenn es denn diskutiert würde, hier aber nicht. Der Satz des Vorgängers wurde
im Vormonat geschrieben.
x1, zusätzlich Negativismus,
x8 stellt Verständnisfrage nur zu einem Beispiel, das kann ok sein, aber es tut nichts
zur Sache, dadurch schweift es noch mehr vom Thema ab.
x3
x3
x9 rhetorische Frage
x2 Abwertung von gründlichem Denken
x3, x8
x7, x8
x10 Rahmensprengung zu großer Beitrag, dann eine Diskussion von einem anderen Monat
angehängt, etwa 14 Bildschirmseiten
x2
x7- ungenau - ging es nicht um natalistische und psychosoziale Ursachen? Was sonst war
das Angesprochene?
x4 - ein neues Thema?
Gut ist hier jedenfalls, dass dieses Thema einiger Überlegungen bedurfte, noch tiefer als
die besprochenen Ursachen hinein.
x4 - wieder ein neues Thema oder eher zum Natalismus geschrieben, bzw. den biologischen
Besonderheiten im Laufe der Zeit, das ist ok, und war in der dualistischen Version
fälschlicherweise nicht vorgesehen. Nicht x3, jedoch ausgeführtes Beispiel.
x8 - hier kann ich nicht weitermachen, weil es ein Sprung rückwärts auf den Vormonat wäre
und ein Sprung vorwärts, zur Annahme eines anderen Themas.
Meine Schlussfolgerung lautet: Wenn so viele fragwürdige Arten und Weisen der Debatten
innerhalb von einem Tag vorkommen, dann ist es offensichtlich, dass sie sich zu irgend
einem Punkt zuspitzen, ganz einfach mache ich auch eine beispielhafte Analogie und mache
zusätzlich damit den Fehler x3 der Verallgemeinerung, wo ich jedoch die Wahrscheinlichkeit
meine: Wer jeden Tag mit 180 durch die Gegend fährt, der wird irgendwann behindert, von
etwas - vielleicht sogar wenn er ein hohes Niveau der Fahrkunst hat. Er kann sich
jedenfalls nicht wundern, wenn er angefahren kommt, und die meisten suchen das Weite.
Gruß
Joseph Hipp
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