Am 04.08.21 um 14:08 schrieb K. Janssen:
... Dazu habe ich die von Dir erstellte Übersicht
„weltordnung.de/Kommentar-zu-Philweb-1Tag.ods“ aus den ersten Posts im
April d.J. in philweb durchgesehen, die Du ausgesucht hast, um daraus
Streitursachen zu ergründen und diesbezüglich Fehler in der jeweiligen
Argumentation aufzuzeigen.
Einerseits suchte ich die Stellen, an denen der Streit eventuell
begann, und wählte dann prompt den ersten des Monats dort, viel
Aussuchen ist nicht dabei mit der Auswahl, nur zur Information. (Hinweis
von mir, kein Widerspruch, keine Belehrung, also auch kein Fehler.)
Zunächst muss ich (mich wiederholend) zugeben, nicht
das Vermögen zu
haben, Beiträge nach den von Dir benannten Kriterien abzufassen.
Ich
frage mich schlichtweg nicht vor jedem Satz, ob er denn auf ein
„ignoratio elenchi“ hinausläuft oder ein Argument „pars pro toto“
darstellt.
Das ist ok, aber wenn der eine die bestimmte Kriterien nicht kennt oder
nicht einhalten kann, der andere andere, der dritte wieder andere, dann
kommt es ohne Zweifel schon deswegen zu Missverständnissen. Beispiel:
Die Flöte spielt falsch, dann wieder das Cello, und dann noch die Trommel.
Letztere Begrifflichkeit jedoch führt schon in
Richtung Deiner Frage,
warum und wie überhaupt hier Streit entsteht. Dabei würde
ich Streit im
benannten Zusammenhang zunächst relativieren wollen, insoweit ich eher
von Widerstreit als von Streit im Sinne von Gezänk in den hier
kontrovers geführten Diskussionen ausgehe.
Ich zweifle daran, dass Differenzierung hier nötig ist. (Zweifel als
Fehler statt Stellungnahme, ein Fehler?)
oder:
Ich bin verwegen, weil ich hier nur ein einziges Wort nehme: Streit, es
ist ungenau zu denken, es kann auch anders genannt werden, weil ich aber
Minimalist bin, darf ich das von dir vorgesehenes Kriterium, das
durchaus an anderer Stelle sehr wichtig sein kann, übergehen, also
diesen Fehler machen. Zur Entschuldigung: Ich hätte auch ein anderes
Wort nehmen können, auch das andere hätte ungenau gelesen werden müssen.
Hier habe ich mit diesem Beispiel nur gezeigt, dass ich auch sagen
könnte: Ich kann nicht alle Kriterien beachten. Nein, ich zeige, wieso,
warum.
Widerstreit als Ausdruck von Gegensätzlichkeit
unterschiedlicher
Weltsichten, wie er sich besonders bei kritischen Themen von
Religion
und Gesellschaftspolitik erhitzen (und manchmal halt auch überhitzen) kann.
Dann kommt Dein Hinweis auf Streitkultur oder eben die hier
diesbezüglich geführte Erörterung der Frage nach Diskursethik ins Spiel.
Doch hierzu ist von mir in jüngsten Beiträgen alles bereits gesagt bzw.
geschrieben worden.
Stimmt, dass schon viel geschrieben wurde, aber es ging wie so oft auch
nicht an diesen Kern der Sache, bzw. es blieb nicht lange an einer
Sache. (Fehler von mir: Transzendieren, relativieren, das Gegenteil wäre
schwer nachzuweisen)
Widerstreit also, der gewollt ist, da er uns hier
Diskutierende zu
weiterem Nachdenken über „Gott und die Welt“ ermuntert, uns aus
ggf.
festgezurrten Weltbildern herausführt, letztlich eben einen Zuwachs an
Wissen und Erkenntnis mit sich bringt. Das mag nun als ein
hochstilisieren dieses Philweb-Listenethos erscheinen, doch in Teilen
wurde er (nicht zuletzt auch von Waldemar) so beschworen.
Richtig, dann wäre Philweb ein Umweg über das Meinungssystem, ein Mittel
zum Zweck der Erkenntnis. Das ist ja ok, man kann ja auch diesen Umweg
gehen. Statt sonst einen Zuwachs von Wissen zu organisieren.
Realistisch gesehen, stellt diese Liste ein Forum dar,
das der im
Impressum vorgestellten Intention entspricht: Die Liste
"PhilWeb"
entwickelte dann aber ein Eigenleben und wird bis heute überwiegend als
thematisch offenes Forum für philosophische Diskussionen genutzt.
Oder eher politische, religiöse, weltanschauliche, Atomteilchen-,
Kräfte- Diskussion, die wenn es um Parteinahme geht, hoch getrieben
werden, und doch fehlt es der Gründlichkeit, gerade weil zu große
Brocken von zu vielen unterschiedlich Personen bearbeitet werden, wobei
jeder in andere Richtungen gehen kann, gehen soll, aber nicht zu weit
gehen darf. Fehler bei mir: nur widersprechen, wenn ich etwas als
unwahr ansehe.
Zurückkommend auf „pars pro toto“ denke ich an
Heisenbergs „Der Teil
und das Ganze“ als ein Buch, das mich in jungen Jahren
geprägt und dazu
beigetragen hat, das mir sozialisierte Weltbild zu hinterfragen und in
gänzlich andere Denkkategorien vorzudringen: Die faszinierende
Verbindung von Naturwissenschaft mit wesentlichen Fragen zu Religion,
Metaphysik und Philosophie, die auf eine „zentrale Ordnung der Dinge und
des Geschehens“ hindeuten.
Das und das darauf Folgende schießt weit über meine Kriterien hinaus, es
wäre ein neues Thema. Möglicher Fehler bei mir: Von oben herab.
Was ich mit dem pars per toto andeutete, folgende Möglichkeiten:
1. A sagt einen Satz. B sagt einen Satz, der diesem widerspricht. Nun
können A und B ihre Begründung zeigen.
2. A sagt einen Satz, B sagt ein einziges Beispiel, das den Satz ins
Wanken bringt. Es gibt zwei Untermöglichkeiten:
a) Ernsthafte Fortsetzung
- A liefert eine Begründung, die das Beispiel beinhaltet.
- A sagt: "Ok, der Satz ist falsch." In mathematischen Sätzen genügt
eben ein Widerspruch.
- A sagt: Ich verbessere den Satz, er beihaltet nun dein Beispiel.
- B sagt: Das was du hinzugefügt hast, ist ein ad-hoc.
- A: ok, ich überdenke das
b) Nicht so ernsthafte Fortsetzung
- B gibt einfach ein Beispiel, das gegen den Satz des A spricht.
- A sagt: "Das passt nicht, ich zeige dir warum."
Hier kann den Beispielen eine zu große Bedeutung gegeben werden (pars
per toto), es kann mit Beispielen gestritten werden, und der gesagte
Satz geht in Vergessenheit.
Den Teil für das Ganze zu nehmen, ist immer ein
kritisches Unterfangen.
So ist es, aber ein Beispiel ist nur ein kleiner Spezialfall des Teils
für das Ganze. Aber wenn Beispiele zu ernst genommen werden, und nicht
als Vaihinger-Fiktionen weggeworfen werden, oder weggeworfen werden
können, nachdem sie ihren Dienst leisteten, dann liegt ein Fehler vor.
Das was du weiter ausführlich schriebst (ab: Sei es das ..... bis ....
Kontext dieser Thematik) wäre als ein "Zu-weit-Schießen" anzusehen".
(Mein möglicher Fehler des Transzendierens, des Übergehens, des
Von-oben-herab).
Das Recht jedes Menschen auf ein Weltbild, das neben
einer durchaus
zutreffenden und berechtigten naturalistischen Sichtweise auch ein
Bewusstsein für Übersinnliches, ein Prinzip des Geistigen, den Glauben
an einen Gott sowie an Lebenssinn und -zweck einbezieht, möchte und
werde ich jedenfalls und jederzeit verteidigen.
Das ist ein Thema, das ich hier nicht weiterführen kann, ich würde den
Fehler x machen: Schon die Nachspeise essen, wenn die Hauptspeise noch
auf Feuer ist. Dann mache ich lieber den anderen Fehler y, indem ich
diese deine Sätze übergehe und bitte um Entschuldigung dafür, weil du
dir doch Mühe gabst, die ich nicht würdigte.
Und das ist keine Frage von vermeidbarem Streit oder
misslungener
Streitkultur, sondern schlichtweg von Toleranz gegenüber
Andersdenkenden, die sich niemals dadurch ausdrücken kann, indem man ein
sich dem eigenen gegensätzlich darstellendes Weltbild absolut in Abrede
stellt bzw. sich darüber belustigt.
Hier tue ich den Fehler "pars per toto", bewusst, und dann noch mit der
implizit zu denkenden rhetorischen Frage, die als Fehler angesehen
werden kann, zudem mit Beispielen:
Du kennst doch die üblichen Belustigungen, die es von jeder Seite gibt,
oder sind es etwa keine? Die Orientalen sagen: "Wenn deren Gott starb,
kann es kein Gott sein." und die Christen: "Da ist ein Götzendienst,
wenn die Primitiven Gott nicht verstehen." und die Atheisten: "Das ist
doch alles Geisterglaube." Wieder andere: "Wir sind die Guten, die
anderen sind die Gottlosen, die Heiden, die Gojim, die Kafirs." Ob es
jeweils Belustigungen sind, dafür oder dagegen kann ich nicht streiten,
es führt jedenfalls über die widersprüchlichen Erstsätze hinaus, und es
wird immer mehr nach ihnen gesagt. Und da hat man schnell etwas zu viel
gesagt. Dann kann ich nur sagen: "Mein Gott, bin ich nun ein Heide und
Gesetzloser, Krimineller?" Oder "Gott sei dank glaube ich nicht an
Gott." Hierzu habe ich einen Minitext verfasst, den ich jedoch vorenthalte.
Zugegebenermaßen kann schwerlich an fast allen Stellen des obigen
Schriebs weitergemacht werden, es müsste zu den Grundfesten gehen, zum
Gründlichen, und nicht in alle möglichen Richtungen.
Das Wort Meinungssystem habe ich hier oben benutzt und ansatzweise hier
bedacht:
https://weltordnung.de/Meinungssystem.html
Ich gehe zur Zeit andere Sachen an, etwa die Differenzierung vs.
Amalgamation (auf Deutsch, unüblich), es gibt viele Wörter auf jeder
Seite des vs., alle in einem anderen Zusammenhang. Kürzlich schimpfte
ein Buchkritiker darüber, als der Autor Metaphysik und Ontologie
vereinigt dachte, andererseits hat der Bundesgerichtshof vor einem Jahr
dieselbe Person im Erwachsenenalter und diejenige im Sterbezustand
amalgamiert, und tat so, als ginge es um eine einzige Person, deren
Wille und Würde zu beachten ist. Die Würde mag gleich bleiben, die ist
billig zuzusagen, aber der Wille? Es ist jedoch in der begrifflichen
Sprache üblich, Grenzen zu setzen, und jeder kann diese Grenzsetzung
selbst bestimmen. Mit jeder Nutzung der Wörter Kind, Erwachsener, Greis
soll eine Grenze gedacht werden, wenn das Wort vorliegt, aber welche,
das ist dann unbestimmt.
Vielen Dank für die Beschäftigung mit alledem, es ist jedenfalls viel
Ernstzunehmendes bei dem, was gesagt wird. Ich kann jedoch nicht als
Anhänger des Meinungssystems immer wieder etwas anderes zu den Meinungen
hinzu konstruieren und bitte um Verständnis dafür.
Joseph Hipp