Am 29.12.2019 um 18:09 schrieb Ingo Tessmann via Philweb:
Die „Atome“ der Menschen sind Zellen und Einzeller,
die der Physik
Feldquanten und Elementarteilchen.
Wohlweislich „Atome“ apostrophiert! Denn die
Betrachtungsebene lediglich
von Atomen im menschlichen Körper konnte glücklicherweise eben auch auf
die von Feldquanten und Elementarteilchen erweitert werden.
Hatte ich vor kurzem hier noch Feynman zitiert „It‘s all made out of
atoms“, so ist diese Aussage im jeweiligen Kontext sicher zutreffend,
jedoch bei den hier (glücklicherweise) immer wieder aufgekommenen Fragen
im Themenkreis der Geist-Körper-Problematik (Bewusstsein, freier Wille,
Unendlichkeit in Endlichkeit etc.) muss man die biochemische
„Atom“-Ebene von Zellen und Zellverbänden in Richtung
quantenmechanischer Betrachtung von Feldquanten und Elementarteilchen
verlassen, gewissermaßen einen Perspektivenwechsel vornehmen. Das meinte
ich zuletzt hier mit dem notwendigen Grenzübertritt (ich sollte es eher
Aspektewechsel in Sicht auf existierende Hierachie-Einheiten
ansteigender Organisationsgrade nennen).
Die „Welt“ hinter der physisch-biologischen Welt des Soma zu
hinterfragen, bedeutete immer diese hinter sich zu lassen und so
gelangte man zu diversen Denkkonstrukten und Weltbildern. Wenn Kant,
Schopenhauer u.v.m. (ansatzlos) in intelligible Welten oder Theologen in
Himmelsgefilde und Buddhisten in ein Nirvana transzendieren, bleibt mir,
um diesen Schritten zu folgen, nur der „Sprung in den Glauben“. Ich kann
es also glauben oder nicht. Im Sinne dieses „sapere aude“ (und hier
meine ich definitiv nicht die medienwirksame Vermarktung dieses
Horaz‘schen Aufrufs durch beliebige TV-Philosophen - man könnte auch
sagen: durch halbwissende Medienmanager auf Talkshow-Plattformen und
Literaturbestseller-Listen empor gehievte, als Philosophen getarnte,
Gesellschaftskritiker) kann man einem autonom inneren Ansporn folgen,
dem sog. Geist-Körper Problem näher zu Leibe zu rücken.
Dazu muss ich mich nicht (blind irgendwelchen Meinungsbildern folgend
oder in metaphysischen Gedankenwelten irrend) in diesbezüglichen
Fragestellungen verlieren, sondern könnte eher versuchen, mein Denken
auf neuere Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung auszurichten; dabei
philosophische Grundsätze durchaus nicht außer Acht lassend, fühle ich
mich doch von Platons Denkmodellen, insbes. seiner Idee von den Ideen
sehr angetan.
Nicht angetan kann und sollte man sein, zieht man den augenblicklichen
Entwicklungsgrad der Menschheit in Betracht, der dem von Kleinkindern im
Laufstall entspricht.
Ein für mich bedeutsames Bild, da es mir grundsätzliche Antworten
aufzeigt hinsichtlich Determination (Zufall und Notwendigkeit) und
konnotativ auf Fragen nach den dem Menschen verfügbaren „Spielräumen“,
also Freiheitsgrade hinsichtlich Bewusstsein, Willensfreiheit und
daraus resultierenden Zuschreibungen von Verantwortung für
menschlich-gesellschaftliches Handeln in jeweiligen Kultur-,
Wirtschafts- und Naturräumen.
Letzteres anbetreffend, kann man durchaus davon ausgehen, dass sich die
derzeitige Weltbevölkerung weit mehrheitlich in eben diesem
„Laufstall-Entwicklungsstadium“ befindet. Ein Stadium, das grundsätzlich
sinnvoll dem auf die jeweilige Entwicklung eines Kleinkinds beschränkten
Wahrnehmungshorizont und der damit notwendig eingeschränkten Dimension
der Kindheitswelt entspricht, die es jedoch zur rechten Zeit (abgesehen
von genuin krankhaftem Verbleiben im Infantilismus) zu verlassen gilt.
Diesen solchermaßen von mir beschriebenen Entwicklungsstand der
Weltbevölkerung als infantil anzunehmen, könnte man damit begründen,
dass notwendige Zivilisationsprozesse für die Heranreifung von
Wesensmerkmalen zur lebenswerten Gestaltung von Kultur- und Lebensräumen
im Schatten eines exponentiell angewachsenen Technikfortschritts nicht
hinreichend erfolgt sind.
Nach wie vor sind es die zuletzt hier von it beschriebenen Eiferer,
selbsternannte Hüter von (wie auch immer deklarierten) Religionen,
Weltbildern und Demokratieformen, die unserer Lebenswelt nichts als
Unglück und Verderben bringen. Damit werden Mechanismen notwendiger
Impulskontrolle durch Aufklärung (Bildung, Wissensvermittlung - nicht
zuletzt allgemeinverständliche Vermittlung politischen Handelns),
schlichtweg also die zivilisatorische Fortentwicklung verhindert und
massenhysterischen Gesellschaftsentwicklungen (aggressive Sentiments und
daraus resultierende Spaltung der Gesellschaft), somit einem fatalen
Zurückbleiben im Infantilismus Vorschub geleistet.
Doch nochmal zurück zu o.a. Perspektivenwechsel. Er setzt voraus, neben
ausschließlich logisch-quantitativ erfassbaren, also abzählbar bzw.
messbaren Wertebereichen der pur physischen Welt, jene qualitativ
besetzten Wertebereiche gedanklich einzubeziehen, die nicht mit
klassisch-herkömmlichem Symbol- bzw. Sprachgebrauch beschreibbar sind.
In letztere „Welten“ vorzudringen, gelingt mit heutigen Kenntnissen der
Quantentheorie auch ohne abstrahierend, spekulative Ausflüge in
gedankliche Scheinwelten, wobei man sicherlich nicht von diesbezüglich
abgeschlossen Theorien sprechen kann. Daher sind die hier in philweb
zuletzt diskutierten Aspekte zu diesem Themenkreis nicht nur
hochinteressant, sondern laden zu weiterem Nachdenken und Diskutieren ein.
Das will ich gerne tun und möchte am Beginn dieses noch recht jungen
Neuen Jahres allen hier guten Mut, gute Gesundheit und ansonsten alles
erdenklich Gute wünschen!
Bester Gruß in die Runde! - Karl