Am Do., 20. Juli 2023 um 13:33 Uhr schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Religion ist
ein Regelwerk, das sich im Dekalog manifestiert. Das Ergebnis von (insbes. auch
individueller) Regellosigkeit in seiner fatalen Auswirkung
konnte man jüngst bei den Riots in Frankreich sehen.
Für den Zusammenhang von Regellosigkeit und Riots in Frankreich bist Du den Verweis auf
entsprechende Untersuchungen schuldig. Der
Anteil muslimischer Randalierer folgt doch gerade religiösen Regeln.
Viele Menschen bekennen sich zu Regeln, die sie augenblicklich
verletzten, wenn sich ihnen ein Vorteil bietet.
Der Nutzen daraus ist klar. Du kennst gewiss das Gefangenendilemma aus
der Spieltheorie. Und dir wird auch die Mimikry bekannt sein, dass
gewisse Insekten sich als andere Insekten ausgeben, um dadurch
Vorteile ohne die Kosten zu ergattern.
Wir Menschen kennen diese Verhalten auch.
Wir signalisieren, was für gute Menschen wir doch sind, ob der
sozialen Vorteile willen, die daraus notwendigerweise folgen.
Es ist sogar noch perfider als das!
Eine Lüge ist dann am glaubwürdigsten, wenn der Lügner ehrlich von ihr
überzeugt ist. Deshalb gibt es dieses Phänomen des "Selbstbetrugs".
Wahrscheinlich evolutionär aus diesem Grund entstanden.
Nun haben die Unruhen nichts mit AI zu tun... Ich denke jedoch, dass
die Religion dabei nur ein wichtiger Aspekt ist. Es ist eventuell
verfrüht, es darauf zu Reduzieren.
Wir erkennen hier auch einen Aspekt des aktuellen Zeitgeistes.
Am Di., 20. Juni 2023 um 13:20 Uhr schrieb Karl Janssen über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Husserls Phänomenologie gründet sich bekanntlich auf
Brentanos Begrifflichkeit von Intentionalität als ein mentales Geschehen, bei dem eine
bewusste phänomenale Wahrnehmung erfolgt, die man im Bereich der Philosophie als Qualia
beschreibt. Diese Intentionalität steht einer pur materiellen Weltsicht entgegen, da
phänomenales Empfinden naturwissenschaftlich bislang nicht beschreibbar ist. Da bleiben
dann nur die von Dir kritisierten Denkmuster, wie diese sich in der Phänomenologie
ausdrücken, ebenso wie metaphorische Ausdrucksformen.
Mein Interesse an Phänomenologie erwachte als ich erfuhr, dass Gödel
sich u. a. mit Husserl auseinandergesetzt hatte.
Das Vorurteil macht uns glauben, dass ein mathematischer Logiker doch
eher der analytischer Richtung zuneigen sollte, jedoch scheint das
Gegenteil der Fall zu sein.
Interessant an den Phämomenologen, auch wenn sie natürlich nur Papier
produzieren wie jeder Akademiker, ist, dass ihr Wahrheitsbegriff
scheinbar oder anscheinend nicht auf Sätzen (oder Gedanken, wie bei
Frege) basiert, sondern auf eine Art Intention.
Wahrheit als ein Gewahrwerden oder gar "Entdecken" (als die höchste
Form des Seins).
Am Mo., 17. Juli 2023 um 00:24 Uhr schrieb Karl Janssen über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Solltest Du Husserls Einwand eher auf Sozial-, denn
auf Naturwissenschaften bezogen sehen, würde m.E. der Bezug auf Heidegger
(Husserl-Schüler)
greifen. Der (be)rechnende Mensch tut dies vornehmlich aus Sorge um sein Dasein, aber
auch um das „Sich-Vorweg sein“, als ein Sein zum Ende.
Ist der "Besorgende Umgang" des "In-der-Welt-Seins" wirklich
wortwörtlich als Sorge zu verstehen?
Das setzt eine „ICH“-Wahrnehmung voraus, ein ICH, das
sein Dasein unbedingt bis zum Ende durchhalten will. Wenn hier (sehr wahrscheinlich) ein
Bezug auf den Selbsterhaltungstrieb des Menschen existiert, kann es nicht verwundern, wenn
das ICH sich auch als transzendentales Subjekt zu erkennen versucht und somit in der Tat
versucht ist, an die Möglichkeit der Überführung dieses ICH in eine postmortale
transzendentale Ebene zu glauben.
Womit wir beim Thema wären:
Hätte eine KI ein solches Ich? Einen Selbsterhaltungstrieb?
Am Mi., 19. Juli 2023 um 11:16 Uhr schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
zur Erweiterung Deiner Kenntnis hatte ich doch auf
Friederike Schmid von der Uni Mainz verwiesen, die die Kritik am Zauberwort Dekohärenz
natürlich
durch Verweise auf einschlägige Untersuchungen belegt. Auf physikalische Details können
wir hier natürlich nicht eingehen, aber Ignoranz bildet nicht,
ist aber natürlich durch andere Prioritätensetzungen entschuldbar. Nur so viel:
Anwendungsanpassungen einer Theorie taugen nicht zu
ihrer Grundlagenklärung. Leider ist unser Leben zu kurz, um die Welt hinrechend weit
verstehen zu können. Und was soll Einstein einmal gesagt
haben? „Es kommt nicht darauf an, diese Welt zu verstehen, sondern sich in ihr
zurechtzufinden.“
Kannst du auf das Argument von Frau Schmid näher eingehen?