Am 25.02.2024 um 05:00 schrieb Karl Janssen über
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Diese Lebenswelt existiert in ihrer real sichtbaren Gestalt im Zustand der Dekohärenz und
insofern sind Überlegungen bezüglich Messung, Beobachtung etc. irrelevant. Den Tanz der
Teilchen im Mikrobereich können wir (glücklicherweise) ohne ein spezielles Instrumentarium
nicht sehen. Glücklicherweise insoweit, als wir nicht als wabernde Teilchen im
Mikrobereich existieren müssen, sondern als Konglomerat derer im Makrobereich dieser Welt
unser Leben zubringen dürfen. Eine Frage philosophischer Art bleibt: Wer oder was formt
diese Konglomerate, haucht ihnen Geist ein? Oder gibt es da nichts einzuhauchen? Wie
interagieren diese Konglomerate? Einiges dazu ist bekannt und gewusst, vieles noch nicht.
Wer wird das erkenntnistheoretische Rennen gewinnen, die Natur- oder Geisteswissenschaft?
Womöglich gibt es einen zeitgleichen Zieleinlauf. Doch wo ist überhaupt das Ziel
aufgestellt?
Nochmal zur Frage der Skalierung. Das Beispiel mit der Betrachtung eines Bildes durch
mikroskopische Sicht auf die Farbpigmente ist diesbezüglich sehr treffend: Entweder man
interessiert sich ausschließlich für diese, oder man erfreut sich eher für deren Summe -
in diesem Fall das Bild. Jeder wie er will und kann.
Moin Karl,
ich hatte wiederholt vorgeschlagen, einmal mit möglichst wenig Vorurteilen im Alltag zu
beginnen, so wie es bspw. Lorenzen machte, indem er ohne die sogenannte Bildungssprache
(wie die Kinder und wohl unsere Vorfahren) mit Einwortsätzen begann: ich und die anderen
im Haus, im Dorf bzw. in der Stadt, in der Natur, auf der Erde. Meine Innenwelt macht mich
als Menschen aus während sich die Außenwelt über die Natur hinaus ins Weltall erstreckt.
All das in mir und um mich herum gibt es als Folge dessen, dass es überhaupt etwas gibt
(und nicht nichts). Die Naturwissenschaften (science) als quantitative
Experimentalwissenschaften untersuchen die Außenwelten mittels Mathematik und Technik. Die
Humanwissenschaften (humanities) als qualitative Sprachwissenschaften untersuchen die
Innen/Lebenswelten mittels Hermeneutik und Handeln.
Im Gegensatz zu einem Rennen zwischen Natur- und Humanwissenschaften sehe ich beide
lediglich ergänzend und einander überschneidend. Denn die Natur reicht ja weit in die
Menschen hinein und die Menschen interpretieren die Natur auch sprachhandelnd, bspw. als
Teilchenkonglomerat, wie Du es ausdrückst — und sogleich nach einem aufgestellten Ziel
oder eingehauchtem Geist fragst. Dabei reicht schon Selbstkonsistenz hin, wobei ich mich
lediglich an humanen Handlungsspielräumen und natürlichen Möglichkeitsräumen halte.
Übergreifende Theorie aller Skalen ist die Stochastik.
IT