Am 23.04.21 um 23:56 schrieb Karl Janssen:
Wie bereits mehrmals angesprochen, ist die Bewertung
dieser Pandemie
hinsichtlich der dadurch entstandenen und noch zu erwartenden Schäden
(individuell an Leib und Seele, gesellschaftlich vornehmlich durch
Verhinderung gemeinschaftlichen Kulturerlebens usf. sowie massive
wirtschaftliche Einbrüche) letztlich eine Frage der Ethik.
Wer bestimmt, was Ethik ist? Kann jeder eine andere Ethik haben, ist es
so wie mit der Meinung? Das Wort Ethik kann ein Universalargument sein.
Mein (oben zitierter) Bezug auf mögliche Dezimierung
einer explodierenden Weltbevölkerung durch angenommene massive Übersterblichkeit erfolgte
also ebenso unter ethischem Gesichtspunkt und somit geht es eigentlich immer nur um die
tragischen Einzelschicksale und um die Frage, ob man diese durch entsprechende Maßnahmen
(Lockdown etc) möglichst gering halten will.
Wieder "ethischer Gesichtspunkt". Es läuft also schon zweimal auf
dasselbe hinaus.
Jh: Vor vielen Jahren hatte ich hier die Frage
gestellt, ob es sinnvoll ist, zuerst Ursachen zu suchen, und dann erst Moral oder Gesetze
darauf anzuwenden, ich bekam keine Antwort.
KJ: Da ist offenbar etwas untergegangen. Es könnte allerdings auch sein, dass dazu
schlicht keine Antwort gefunden werden konnte.
Das ist eine Universal-Antwort.
Frage und Antwort, das ist ein hoch interessantes
Thema, über das es sich trefflich diskutieren lässt.
Eines vorweg: manche Fragen können keine Antwort haben, da diese immer nur
kontextabhängig sinnvoll erfolgen kann. Doch darauf würde ich gelegentlich gerne etwas
ausführlicher eingehen.
1. Manchmal stellt ein Satz mehr in Frage als eine Frage, und umgekehrt.
Trefflich? Jedes Wort, jeder Satz kann in Frage gestellt werden. Mit
Beachtung der Verletzlichkeit anderer, versteht sich.
2. Von wegen "kontextabhängig", das Wort ist universal gut zu
gebrauchen. Wenn ich von dem Umstand ausgehe, der eine Aussage bewirkt
hat, brauche ich zusätzlich keine Kontext-Suche. Beispiel: P sagt: "Ich
habe einen fliegenden Elefanten gesehen." Dann frage ich: Was war
vorher, wann hast du das gesehen, was war noch, wo warst du? Die Zeit
ist also in der Frage. Ich frage nicht: "In welchem Kontext befindet
sich der Satz?" Sonst würde es hin und her in der Rede gehen. Es würden
wahrscheinlich weitere außergewöhnliche Sätze gesagt werden. Ungenau
gedacht kann ich mit dem Wort Kontext einverstanden sein. Und wenn
jemand das Wort "kontextabhängig" gebraucht, kann ich selbstverständlich
nichts dagegen sagen, nur ich brauche das Wort nicht, und jedenfalls
nicht so wie er.
Das Entsetzen über Tote, Verletzte, dauerhaft
gesundheitlich
Geschädigte, das einem einzelnen tragischen Ereignis (z.B. Zugunglück,
Flugzeugabsturz) zufolge in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, hat
offensichtlich einen anderen Ausdruck als den, der im Zusammenhang mit
dieser Pandemie erkennbar ist.
Wiederholung des Aspektes A1
tragisch, jedes Leben hat tragische Ereignisse ... Verstärkung mit
Wörtern, Beispielen, hier nur in Zusammenhang bringen. Und tragischer
als tragisch .. ? Universalargument?
Wer gerade von einer Geschäftsreise per Flugzeug
zurückgekehrt ist, schaudert beim Gedanken, dass ein Absturz dieses Fliegers sehr
wahrscheinlich auch sein Leben beendet hätte. Auf einer Covid-Intensivstation dem Tod ins
Auge zu sehen, hat bislang nur die wirklich Alten getroffen, warum sollte man darüber
erschaudern.
erschaudern, dem Tod ins Auge sehen: Verstärken des Aspekts A1
Nun, das könnte sich bald ändern, wenn eines der
eigenen (durchaus schon erwachsenen) Kinder dieses Schicksal ereilen sollte (s. das
Interview des Charité Intensivmediziners das ich vorhin hier „verlinkt“ habe).
Da fragt/sucht man wohl erst mal nicht mehr nach Ursachen, sondern erstarrt im Kummer um
diesen Verlust.
erstarren vor Kummer: Verstärken des Aspekts A1
Für Kannitverstan lief alles auf dasselbe hinaus.
Ärgere dich bitte nicht, Karl, ich erschaudere schließlich jedesmal
auch, wenn ich deine Sätze lese, wenn ich Kannitverstan lese. Ich komme
nicht darum herum, so wie beim Anschauen eines Films.
Gruß
JH