Am 13.09.2025 um 17:16 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Nun geht es darum, von hier aus, also von neutralen Wissenden ausgehend, die Vorsachen im
Sinne der Kausalität zu bestimmen, entweder Personen, Gruppen von Personen und technische
Umstände. Der Ansatz, auffindbar mit den Suchwörtern "Kausalität und
Kontrafaktizität" sei hier zitiert:
https://philocast.net/wp-content/uploads/2018/11/Folien-15.-Sitzung-6.2.201…
Darin heißt es: “Meine Analyse soll nur für singuläre Fälle von Kausalität gelten.“ Mir
schwebt mehr und weniger vor. Weniger insofern nur grob angenähert das Kausalnetz von der
Bauentscheidung für den Zug bis zu seiner Zerstörung ermittelt werden kann. Mehr insofern
als dass es mir verallgemeinert um den Einfluss der Systemimperative auf die Lebenswelt
bzw. der Gesellschaft auf das Individuum geht. Systemische Zusammenhänge lassen sich nicht
formallogisch klären. Denk doch nur an das Webstuhl-Beispiel aus dem Faust …
Selbstverständlich mit Beachtung des
Kategorienfehlers, den Gilbert Ryle so nannte.
Was Ryle philosophisch Kategorienfehler nennt, verstehe ich soziologisch als
Ebenenvermengung, etwa zwischen System und Lebenswelt.
Zudem dürfte es den Wissenden kein Problem sein, die
Vorsachen anzugeben, zudem Vermutungen, bekannte und unbekannte Stellen, wie oben im
Beispiel richtig geschrieben. Gleichzeitig Moral und bewertende Wörter einzubringen steht
dem Wissen im Wege.
Wörter lassen sich viele finden, aber wie werden die außersprachlichen Beziehungen
zwischen ihnen bestimmt?
> Du setzt bei Kausalnetzen auf Wortkombinationen,
ich auf vernetzte Kausalschleifen, wie sie in die System Dynamics eingingen, nach denen
schon die Weltmodelle programmiert wurden. Siehe dazu bspw.: „From Causal Loop Diagrams to
System Dynamics Models“ (Zitat zur Zahlstelle "Springerbücher“).
Dass das Buch frei zugänglich ist, scheint Dir entgangen zu sein.
Was findest du mit diesem System denn mehr heraus, als
das, was du oben korrekt beschriebst?
Oben geht es nur um assoziierte Worte, in System Dynamics geht es um ein mathematisch
determiniert oder wahrscheinlichkeitsgewichtet verknüpftes Kausalnetz zahlreicher
Parameter, die hinsichtlich vieler Szenarien selbstkonsistent berechenbar sind. Ebenso wie
die Einstein- und die Kümmel-Gleichung unterfällt System Dynamics der allgemeinen Theorie
dynamischer Systeme. Damit stünde das Eschede-Desaster mathematisch im Kontext Kosmischer
Expansion und irdischem Wirtschaftswachstum.
Ernst Ulrich
von Weizsäcker hat 2018 mit „Wir sind dran“ die „Grenzen des Wachstums“ von 1972
fortgeschrieben. Und nach den Naturforschenden haben unterdessen auch Sozialforschende,
wie Emanuel Deutschmann, gemerkt, dass wir in einer Expontialgesellschaft leben. Aber was
können wir mehr tun, als uns einen Reim darauf machen? Immerhin gibt es noch ein paar
Unentwegte, die was zu tun gedenken, so wie Extinction Rebellion; denn das 1. Prinzip der
gegen das Aussterben Rebelliereden lautet: „Wir haben eine gemeinsame Vision der
Veränderung. Eine Welt zu schaffen, die auch für zukünftige Generationen lebenswert ist.“
Dem Globen Rollback gegenüber sind sie — wie schon die Hippies damals — zu einsamen Rufern
in der Wüste geworden.
Das ist ein anderes Thema, obwohl ich diese Sache neutral zu denken glaube, also ohne
Lösung zu haben. Ich sehe auch sehr wohl, dass die "guten" Influencer, auch
hochrangige Bücherschreibende, Forschende auf den Erfolg ihrer Taten aus sind, ohne
Rücksicht auf das was kommt, und auf die Bewusstseinsänderung anderer pochend. Sie selbst
genehmigen sich hierzu Flugreisen zu Konferenzen oder krasse Aktionen, die bei den
Bewusstseinen per geschmähten Medien ankommen sollen.
Es gibt bekanntlich kein richtiges Leben im falschen bzw. im falschen System kein
richtiges Handeln. Du betreibst eine Ebenenvermengung bzw. begehst einen Kategorienfehler.
Da Dein personalisierender Einwand gegen Gesellschaftsveränderung weit verbreitet ist,
wiederhole ich meine schon mehrfach gegebene Anmerkung: Hinsichtlich der Forderung eines
allgemeinen Tempolimits ist es belanglos, ob einzelne Autofahrende sich bereits daran
halten, solange es nicht Gesetz ist.
Mir fällt dazu gerade ein, dass Marx ja die Kapitalisten nicht moralisch verurteilte und
mit ihnen auch Umgang pflegte, weil er sie vornehmlich als Charaktermaksen des Kapitals
verstand, die eben nur der „Kapitallogik" folgten. Insofern wären auch die
Autofahrenden in der BRD wesentlich Charaktermasken des Verkehrs, die bloß der
„Verkehrslogik" folgten. Verantwortlich demgemäß für die Handlungszusammenhänge in
Wirtschaft- und Verkehr wäre das Parlament als Gesetzgeber der jeweiligen „System-Logik“.
IT