transmitted from iPad-Client
Am 09.10.2025 um 15:15 schrieb tessmann--- über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
[…]
> Ich habe Philosophie im Nebenfach studiert und ebenfalls deren Grundpositionen
kennengelernt, die sich allerdings nicht im Idealismus erschöpfen. Du kannst also
schwerlich nur mit einer Tradition groß geworden sein, sondern wirst Dich zum Idealismus
hin geneigt gefühlt haben. Neigungen mögen in der Lebenswelt hinreichen, nicht aber in der
Philosophie, in der es auf Reflexionen und Begründungen ankommt. Also warum neigst Du zum
Idealismus?
Idealismus als Gegenentwurf zu einer pur positivistischen Weltsicht würde in strikter
Ausprägung ein ebenso eingeschränktes Welt- und Lebensmodell darstellen, wie letztere, wo
es ausschließlich um messbare, zählbare und insbesondere beweisbare Realität geht.
Beide Weltsichten zeigen in radikaler Ausprägung jeweils eingeschränkte Perspektiven
sowohl auf die psychische, wie auch auf die physische Lebensrealität.
Dabei sollte uneingeschränkt gelten, dass im Sinne einer umfassenden Wissenschaftstheorie
beide Denkmodelle zusammen als Grundmuster für eine ganzheitliche Weltsicht unerlässlich
sind, d.h. sie schließen einander nicht aus.
Positivismus wie auch Idealismus in jeweils strikt isolierter Form führen
gesellschaftspolitisch zu Be- und Ausgrenzung, resp. zu populistisch geprägten „Ismen“.
So sind mir beide dieser Ausrichtungen als Denkmodelle befremdlich und daher verbinde ich
mich auch nicht mit diesen, zumal diese „-ismen“ oftmals in Verbindung mit
misanthropischen Weltanschauungen stehen.
Damit gilt hinsichtlich meiner durchaus idealistisch geprägten Weltsicht keineswegs, dass
positivistische Objektivität und damit das Abzählbare, die wiederholbare Messbarkeit und
damit wissenschaftliche Methoden der Verifizierung, resp. Falsifizierbarkeit im Sinne
realer Nachvollziehbarkeit für mich zu vernachlässigen oder gar irrelevant wären;
Schließlich bin ich Ingenieur im MINT-Sektor, dabei möchte ich jedoch nicht die Figur des
„Homo Faber“ verkörpern und daher meine Neigung zur Philosophie (samt Studium derselben)
und eben keineswegs die Hinwendung zu einem weltfremden Idealismus.
KJ