Am 26.05.2024 um 19:33 schrieb Joseph Hipp über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
So, nun kopiere ich auch Karl und Ingo, und ich zeige, wie ich mindestens eine
"Autorität", einen Gott über mir denken könnte, und zwar Erich Fromm. Ich
zweifle zwar an den Wörtern, mit denen Fromm schrieb, hier ist dennoch ein Text, der KJ
und IT verbinden könnte: Für KJ ist eine bestimmte hohe Instanz über ihm, und für IT ist
es natürlich die Mathematik und Physik. Hier also das Zitat:
http://www.irwish.de/PDF/Psychologie/Fromm/Fromm-Die_Furcht_vor_Freiheit.pdf
<http://www.irwish.de/PDF/Psychologie/Fromm/Fromm-Die_Furcht_vor_Freiheit.pdf>Hi
JH,
mit Fromm befasste ich mich in den 1970ern im Kontext der kritischen Theorie. Die
kritischen Theoretiker strebten ja danach, den objektivierenden Marx subjektivierend zu
ergänzen, um aus dem dogmatischen Marxismus eine empirische Sozialphilosophie zu machen.
Mir geht es bis heute darum, Sozial- und Naturphilosphie zusammenzudenken. Vielleicht
hilft den unbedarften Lesern vorab die Inhaltsübersicht: Erich Fromm, Die Furcht vor der
Freiheit
Vorwort
1 Freiheit – ein psychologisches Problem?
2 Das Auftauchen des Individuums und das Doppelgesicht der Freiheit
3 Freiheit im Zeitalter der Reformation
a) Mittelalterlicher Hintergrund und Renaissance
b) Das Zeitalter der Reformation
4 Die beiden Aspekte der Freiheit für den modernen Menschen
5 Fluchtmechanismen
a) Flucht ins Autoritäre
b) Flucht ins Destruktive
c) Flucht ins Konformistische
6 Die Psychologie des Nazismus
7 Freiheit und Demokratie
a) Die Illusion der Individualität
b) Freiheit und Spontaneität
Anhang: Charakter und Gesellschaftsprozeß
Literaturverzeichnis
Eine der Textstellen, die ich mir damals anstrich, entstammt Kapitel 7: „Genauso wie
unsere Gefühle und unsere Emotionen wird auch unser ursprüngliches Denken entstellt. Von
Anfang an läuft unsere Erziehung darauf hinaus, das Kind am selbständigen Denken zu
hindern und ihm fertige Gedanken in den Kopf zu setzen.“ Wie Einstein fühlte auch ich mich
in der Kindheit mit Vorbedacht immer wieder belogen und suchte fortan Orientierung in der
nichtmisstrauenswürdigen Ordnung der Natur. Gegen Autorität durch Kompetenz in Mathematik
und Physik habe ich seitdem nichts; denn wie schon häufig hervorgehoben, kommt es auf die
Beweise und ihre Kritisierbarkeit an.
Eine weitere Textstelle von damals ist aus dem Anhang, in dem Fromm auf dem Standpunkt
steht, „daß Ideale wie Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit zwar oft nur Phrasen oder
Rationalisierungen sind, daß es sich bei ihnen aber auch um echte Strebungen handeln kann
und daß jede Analyse, die diese Strebungen als dynamische Faktoren nicht in Rechnung
zieht, sich auf einem Irrweg befindet. Diese Ideale sind nicht metaphysischer Art, sondern
sie wurzeln in den Bedingungen des menschlichen Lebens und können auch in dieser
Eigenschaft analysiert werden. Die Angst, in metaphysische oder idealistische
Vorstellungen zurückzufallen, sollte einer solchen Analyse nicht im Wege stehen. Es ist
die Aufgabe der Psychologie als einer empirischen Wissenschaft, die Motivation durch
Ideale ebenso zu untersuchen wie die damit zusammenhängenden moralischen Probleme, um auf
diese Weise unser Denken von unempirischen und metaphysischen Elementen freizumachen,
welche die Probleme nur vernebeln, wenn man sie in der herkömmlichen Weise angeht.“ In
Übereinstimmung damit halte ich ja nichts von metaphysischer Menschenwürde, sondern
favorisiere das französische Freiheitsstreben, das lediglich in dem der anderen seine
Grenze findet: „Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten.“
IT