Am 15.06.21 um 14:27 fragte waldemar_hammel
mich, obwohl Karl den Esel mit brachte:
> > In „absoluter Mitte“ zwischen deren Ideal und
harter Realität zu
> verweilen, gleicht dem Schicksal von Buridans Esel: am Ende bleibt
> nur das Verhungern!
>
Ich gab lapidar nur das "labile Gleichgewicht" an, das genügt nicht
so
ganz. Denk dir einfach den mit dem Kopf wackelnden Emil Jannings im
"last command", damit geht der Blick ein wenig nach rechts oder links,
die Karotte wird größer gesehen und schon ist die Wahl getrofffen, auch
wenn es dann wieder mit dem Kopf zur anderen Seite geht, zu spät, denn
die Richtung ist schon eingenommen.
@Karl:
Noch was zur Differenzierung des Begriffs "ich" (in der Begriffssprache)
und des unterschiedlichen Denkens, das beim Lesen, Hören, Denken des
Wortes "ich" Wortes erfolgen soll (in der Nicht-Begriffssprache):
Das ist nichts Besonderes, das gibt es zu Hauf in den Sätzen, in den
Sprachen, bei den Wörtern.
Siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Mehrdeutigkeit
Dort ist unter anderem geschrieben, dass die Mehrdeutigkeit gewollt sein
kann, das findet auch jeder selbst heraus. Beim Wort "ich" ist die
Mehrdeutigkeit zwar nicht gewollt, denn Sprache hat sozusagen keinen
Willen, gerade bei dem Wort gibt die Sprache mangels zweier Wörter die
Gelegenheit, die Differenzierungsmöglichkeit zu übergehen. Und dann wird
dies ständig übergangen. Bei anderen Wörten kann das auch der Fall sein.
Weil ich kein Linguist bin, kommen mir die Beispiele nicht sofort. Für
viele ist das Gendern ein Problem, oder sie umgehen es, ich nutze das
Wort vielleicht falsch hier, ich kann mich nicht um alles kümmern. In
dem Fall hat die eine Landessprache mehr Probleme als die andere. Die
eine hat ein Du und ein Sie, die andere nicht. Sobald man das Gendern
angenommen hat, bemerkt man die Stellen und soll entscheiden, an welche
Konvention soll ich mich jetzt halten? Die eine Sprache hat einen Dr.
usw. als Differenzierungswort (in der Begriffssprache) bzw. ein
Denk-Sollen (in der Nicht-Begriffsprache), damit schon von der Sprache
her ein Unterschied gedacht wird bzw. gedacht werden soll. Kanzler,
Revolutionsführer, König, Mufti usw.
Zudem müsste hier dem widerwilligen Leser sogar der Unterschied
Begriffsprache/Nicht-Begriffssprache deutlich werden, allein per
extensionaler Definition. Eine intensionale Definition ist auch möglich,
ich mache sie hier aber nicht sondern verweise anderswo hin. Jedenfalls
braucht es in der zweiten keiner Interpretation, keiner Bedeutung,
sondern einer Hinwendung zu einem Sollen (Zweideutikeit von den zwei),
oder aber eben keiner Hinwendung. Denke (an) Buridans Esel. Und
Hinwendung als versuchsweises Eingehen auf das Sollen, als Mitmachen.
Denke um Beispiel (an) den Spunk. (ich denke meist ohne das an, das im
Deutschen erforderlich ist, ich tue einen Konventionsverstoß, erlaube
mir aber das Wort "bedenken"). Niemand weiß was ein Spunk ist, also
machen diejenigen, die das Wort hören, Versuche, es zu verstehen. In der
Nicht-Begriffssprache kann ich nur fragen, wo, wann die Person das Wort
verwendet, wo sie es her hat.
Ein "ich" wird gesagt: Soll ich jetzt die Wichtigkeit der Person denken,
die da spricht, oder soll ich sagen, das Wort hat die Person jetzt
gesagt, es hat mit ihr zu tun, aber es ging ihr nicht um die eigene
Betonung. So im Satz: "Ich sehe gerade einen Hund da laufen." Dann geht
es der Person meist nicht um dieses "ich". Der Satz hätte auch ohne
"ich" gesagt werden können. Der Satz "Meiner Meinung nach läuft da ein
Hund." wäre jedoch komisch. Denn entweder man sieht etwas oder eben
nicht. Und wenn man nicht sicher ist, nimmt man ein anderes Wort als
Meinung. Der Satz "Meiner Überzeugung nach läuft da ein Hund." ist noch
komischer. Auch Sätze können als Behauptung angesehen werden, oder auch
nicht. Analog zur Unterscheidung Begriffliches
Denken/Nicht-Begriffliches Denken zu Wörtern. Im zweiten Fall gibt es
keine Behauptungssätze, es gibt dann nur einen Nachdruck, eine Betonung
der Wichtigkeit oder etwas in diese Richtung oder es ist mit der
Unterschiedlichkeit eine andere Herkunft zusätzlich zu denken, es liegt
also ein zusätzliches Sollen vor. Etwa in "Ich behaupte, dass da ein
Hund läuft." (Ich als Umgrenztes, Ich als Behauptender, Ich als
Wissender oder Besserwissender?) Denke mal die Wörter Gesetz, Regierung,
Staat, oder die Sätze "Ich bin Arzt, Ich bin Engländer, ich glaube an
den Zita, oder ich bin ein Zitaist usw." und versuche die zwei
Denkweisen ansatzweise anzuwenden. Als Mitmacher mit einem Wort brauchst
du nur zu entscheiden, welche Bedeutung denn zu dir hin fliegt, von
vornherein denkst du, du hättest die Sache richtig verstanden wie der
andere es sagte. Dabei müsstest du ins Wörterbuch im Kopf schauen, und
dann entscheiden, weil das aber viel Arbeit macht, gehst du dann einfach
weiter. Wenn du aber von vornherein von verschiedenen Arten von Sollen
ausgeht, die im Gespräch vorliegen, dann bedarf es zumindest nicht des
Schauens in ein Wörterbuch, es bedarf keinen Umweg über
Begriffsbestimmungen, Begriffskoordination mit dem Gesprächspartner, es
bedarf keiner Hinweise auf Konventionsverstöße. Eine Analogie ist hier
mit dem Unterschied der Handlungsmoral und der Gesetzesmoral, die zweite
muss auf die Gesetze schauen, die erste nicht. Wer hat mit dieser
Unterscheidung angefangen, ich kann es jetzt nicht sagen.
Dann kannst du mir immer sagen, sie wäre verrückt, diese zweite
Denkweise, (ein Schwadronnieren, Schwafeln, Irrweg, Ideologie,
Privatsprache) du brauchst keine Bücher hierfür zu wälzen und dich nicht
viel anzustrengen, die erste Lektion befindet sich in diesen wenigen
Sätzen hier oben. Ich komme gut mit der Denkweise voran!
Gruß
J.