Hi Rat Frag!
In den 1960ern besangen Simon & Garfunkel mit "The Sound of Silence" und
"I am a rock" den Klang der Stille in der Gelehrtenhöhle. Die Lieder aus meiner
Jugendzeit höre ich immer wieder gerne. In der ewigen Wiederkehr des Gleichen wechseln
sich auch Reden und Schweigen, Denken und Tun ab:
Faust: Der Worte sind genug gewechselt, laßt mich auch endlich Taten sehn!
Marx: Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf
an, sie zu verändern.
Kästner: Es gibt nichts Gutes, außer: man tut es
FRIDAYS FOR FUTURE: Wir haben zehn Jahre, um unsere Ziele zu erreichen. Auf geht’s!
Mich erinnern die gerade wieder aufbegehrenden jungen Leute natürlich an die 68er. Was
ihnen heute aber fehlt, ist die Theorie zur Sozialutopie. Waren es damals die
Sozialwissenschaften, sind es nunmehr die Naturwissenschaften, die der Bewegung die
Argumente liefern, allerdings nur für eine Naturdystopie. Neben dem Auftruf zur Tat,
endlich konsequent mit der Decarbonisierung zu beginnen, wäre die Vision des
Sonnenzeitalters heraufzubeschwören.
Auch das gab es natürlich schon, vor Jahrtausenden bei Echnaton und vor Jahrzehnten bei
den Hippies. In diesem Jahrhundert aber dürfte die Notlage für Milliarden Menschen so
dramatisch werden, dass das Sonnenparadies endlich realisiert werden könnte. Eine
Veränderung der Gesellschaft zum Besseren hin, hatten bereits die kritischen Theoretiker
gefordert, nunmehr wird sie geradezu erzwungen werden.
Es grüßt,
Ingo
Am 19.08.2019 um 07:30 schrieb Rat Frag via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
[Philweb]
Ich glaube, in dieser Liste gibt es eigentlich kein aktuelleres Thema.
Die Lust, sich nicht mehr länger zu irgendwelchen Themen zu äußern.
Die meisten Leute dürften das Gefühl in erster Linie im privaten
Rahmen kennen, wenn sich die Gespräche im Grunde nur wiederholen und
keine Reaktion eintritt. Dennoch scheint es mir zumindest potenziell
auch ein gesellschaftliches Problem zu sein.
Irgendwie bemächtigt sich mir dieses Gefühl zunehmend auch in anderen
Zusammenhängen. Wenn ich darüber nachdenke, mich hinzusetzen und etwas
längeres zu Papier (zu Bildschirm) zu bringen, dann spürt man eine
gewisse Hemmung. Ist nicht schon alles gesagt worden? Was kann man
selbst noch neues beitragen?
An wen soll man sich überhaupt richten, ist es nicht so, dass das
Publikum meist weder bereit ist, zuzuhören, noch überhaupt überzeugbar
ist? Wobei man natürlich selbst immer die Schönheit, die Wahrheit und
das Gute schlechthin verteidigen will.
Ein weiterer Grund ist sichtbar, wenn man sich ansieht, wer so die
öffentliche Meinung dominiert. Das sind meist nicht die
intelligentesten oder berechtigsten Meinungsäußerungen.
Was denkt ihr über die Lust am Schweigen?
Ist es eher kindlicher Trotz oder eine nachvollziehbare Reaktion auf
den Zustand der Welt?
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