wenn menschen esel wären,
käme ihnen das universum wie eine unendliche wiese mit lauter grashalmen
vor,
so sind menschen menschen, haben gerade computer erfunden,
also dünkt ihnen das universum jetzt als riesen-computer, zellulärer
automat etc.,
dessen gesamt-informationsgehalt usw. sie sogar errechnet haben wollen.
ach wie schön,
wenn immer wieder neue säue durchs dorf getrieben werden,
(aber eigentlich ist es zum gähnen langweilig)
jetzt halt mal das universum als riesencomputer oder gar als hologramm ...
und was wird als nächstes kommen ?
mensch, nosce te ipsum!
denn du bist tatsächlich der nabel der welt,
insofern deine eigenen autopoiesen deine wirklichkeiten machen,
und mehr gibt es (für dich und für kein tier) nicht !
lerne dich selbst kennen, mensch, und du erkennst dich in welt,
und damit alles über welt,
das dir jemals zusteht und möglich ist ...
*
wenn wechselwirkend ursache und wirkung zusammenfallen,
weil ww nicht-separabel, nicht aufspaltbar sind,
gibt es keine/ nichtmal kausalität (sondern höchstens korrelationen)...
Am 23.01.2020 um 04:45 schrieb K. Janssen via Philweb:
Ja, ganz klar! Denn Physik (an sich) ist ja in erster
Linie die Physis
unserer Lebenswelt, die wir (soweit erkennbar) zu verstehen suchen und
und demnach auch (mit den Mitteln naturwissenschaftlichen
Sprachgebrauchs) beschreiben wollen. Nebenbei sollte man nicht
übersehen, welch diesbezüglich grandiose Beschreibung durch abbildende
sowie literarische Kunst geboten wurde und wird.
Nun möchte ich aber nochmal auf die von Dir geäußerte Mutmaßung bzgl.
Gibbs Artikel „A Universe Programmed with Strings of Qubits“
zurückkommen.
Cz: „..liegt das vielleicht daran, daß die Realität, von der hier die
Rede ist ("It has been suggested that reality works like a quantum
computer"), nicht die des Alltags ist, denn da treten ja keine
Quanteneffekte auf, und daß man eine Rechnung in diesem Fall auch
unter dem Aspekt eines Experiments auf Quantenebene betrachten kann.
Soweit meine Mutmaßungen dazu.“
Ich denke, dass diese Differenzierung zutrifft, soweit sich die
Vorstellung von „Alltag“ auf gesellschaftlich alltäglichen Umgang mit
„Lebensrealität“ bezieht. Hingegen der von Gibbs beschriebene
Realitätsbegriff sich m.E. darauf ausrichtet, was hier unter dem
Thema möglicher Abbildung von Unendlichkeit in Endlichkeit
angesprochen wurde.
Solche Differenzierung vorzunehmen, ist m.E. wichtig, um nicht Gefahr
zu laufen, bei dieser Thematik in Spekulation und halbseidenes
Geschwätz zu verfallen:
„Aus dem Meer unendlicher Möglichkeiten verwirklicht sich mein HÖHERES
SELBST als mein ICH im Hier und Jetzt.“ Hinter dertigem, seit geraumer
Zeit aus diversen Kreisen (sich umfassend gebildet glaubender
Zeitgenossen) oft zu vernehmenden Spruch, verbirgt sich (so
geschwollen sich dieses ESO/EGO-Geschwätz auch anhören mag) jedoch
auch ein tatsächlich existierender Zusammenhang.
Ebenso hoch spekulativ Gibbs (im o.a. Artikel), aber immerhin auf
fundierte Kenntnis diesbezüglich aktuellen Forschungsstands gründende,
insbesondere auf die String-Theorie bezogene Vermutung (ungeachtet des
grundsätzlich beim Stringansatz konzeptionellen Problems aufgrund
seiner Hintergrundabhängigkeit.): „If a consistent formulation of
string theory constructed from quantum bits can be found, it may be
possible to understand the vast landscape of possibilities better and
reverse engineer the program that codes our universe.“
Bezogen auf die von mir zuletzt hier beschriebene einzigartige
Funktionalität von Quanten-Rechnern, nämlich aus einem sehr großen
Werte-Input (eben „the vast landscape of possibilities“), ein mit
höchster Wahrscheinlichkeit zutreffendes Resultat zu ermitteln,
gleicht das der Suche einer Nadel im Heuhaufen. Und diese „Nadel“ ist
unsere „irdische Realität“ sowie gleichermaßen, wie Leibniz zurecht
postulierte: „die beste aller möglichen Welten“.
Um deren intrinsische Zusammenhänge verstehen bzw. beschreiben zu
wollen/können, wäre es natürlich ideal, diese per Rückverfolgung
(revers-engineering) eines kosmischen „Progamm-Codes“ erforschen zu
können. Unbenommen der Hypothese, dass eine (welcher Programmidee auch
immer folgenden) Codierung des Universums vorliegt, müsste zur
Dekodierung dieses Programmcodes neben dessen hinreichender
Vollständigkeit vor allem auch fundierte Kenntnis des für die
Interaktion zwischen Programm und „Hardware“ eingesetzten
Kommunikationsprotokolls gegeben sein.
Revers-Engineering von komplexen, gegenwärtig eingesetzten
Computerprogrammen ist ein hartes Geschäft, das ich (insbesondere
zwecks Portierung bewährter, jedoch nicht ausreichend dokumentierter
Software auf modernere HW-Plattformen, vermutlich wie tausende
IT-Arbeiter der asiatischen Welt – dort aufgrund anderer Motive) nur
zu gut kennengelernt habe. Dabei geht es hierbei „lediglich“ um
sequentiell ablaufenden Code (wenngleich auf parallel arbeitenden
Prozessoren). Welch irrsinniger Aufwand für die Rekonstruktion von
(parallel ablaufendem) Quellcode eines (angenommen kosmischen)
Qubit-Rechners zu erbringen wäre, ist kaum vorstellbar und definitiv
nicht mit bislang verfügbaren IT-Werkzeugen, sondern allenfalls
wiederum nur von Quantenrechnern zu leisten, deren dafür einzusetzende
Anwendungsprogramme erst erdacht und codiert werden müssten.
Und überdies: Welcher Mensch wollte das Ergebnis (als
Wahrscheinlichkeitsaussage) zutreffend interpretieren und vor allem
gilt: cui bono? Sollten Menschen darauf basierend ein re-engineering
(re-factoring) anstreben, wollte ich augenblicklich zu den
Kreationisten überlaufen, solches Ansinnen also nie und nimmer von
Menschenhand verwirklicht sein lassen.
Erfolgsversprechender, als kosmische Codes zu knacken, erscheint mir,
sich um tieferes Eindringen in augenblicklich vorliegende Denkmodelle
und diverse Theorien der Quantengravitation zu bemühen (durchaus auch
unter der Prämisse eines „computational designed“ Universums oder
beispielsweise mit „spielerischer“ Annäherung durch Beschäftigung mit
Zellulären Automaten).
Gravitation als fundamentale Kraft, mit ihrem dominant prägenden
Einfluss im gesamten Universum, bei der Entwicklung von Theorien
subatomarer Teilchen anfangs zu vernachlässigen bzw. nicht zu
berücksichtigen, hat sich offensichtlich als nicht haltbar erwiesen;
der Versuch jedoch, dieses nun zu erreichen, wird wohl solange
scheitern, wie man Gravitation nicht in aller Tiefe und Konsequenz
versteht. Ebenso wird es ohne wirkliche Kenntnis dieser Zusammenhänge
kaum gelingen, konkreten Zugang zur Formulierung eines zellulären
Automaten zu erhalten (vgl t‘Hooft).
Mein Schwerpunkt liegt bei der Betrachtung dieser „Szene“ derzeit eher
auf Theorien, die von einer emergenten Raumzeit/Gravitation
ausgehen. (als die augenblicklich mir eingängigste These u.a. von Erik
Verlinde:
https://arxiv.org/pdf/1611.02269v1.pdf).
Hier sucht man in einer Theorie der Quantengravitation nicht nach den
Quanteneigenschaften von Gravitation und Raumzeit (dort unter diesem
Aspekt ohnehin nicht relevant), sondern nach denen eines (Emergenz
voraussetzenden) Substrats, auf dessen Grundlage sich Gravitation und
klassische Raumzeit ergeben. (Verlinde: „Gravity emerges from this
quantum information theoretic viewpoint as describing the change in
entanglement caused by matter.“)
Der Ansatz dabei ist also nicht, die Raumzeitstruktur von ihrer
bislang klassischen Interpretation in eine „quantifizierte“ zu
überführen, sondern eben, um die Beschreibung einer dafür
anzunehmenden prä-raumzeitlichen Trägersubstanz, aus der Raumzeit und
Gravitation hervorgehen. Selbst wenn dabei sogleich kein konkret
vorstellbares Modell der Emergenz von RaumZeit und Gravitation
entstehen wird, sollte deutlich die von Quanteninformationsflüssen
induzierte relationale Struktur dieses (in diesem Denkmodell
angenommenen) prä-geometrischen Substrats erkennbar werden.
Die Korrelation von Trägersubstanz und organisierender Struktur
(Kopplung von Materie- und Geometrogenese) durch
Koppelungsprojektionen (sofern ich es richtig interpretiere, könnten
diese ggf. im Kontext dessen stehen, was it hier angesprochen hat:
„Dass beispielsweise die Kegelschnitte Lösungen des
Gravitationsgesetzes sind“).
Informationstechnisch formuliert, würde diese wechselwirkende Dynamik
von Quanteninformationsflüssen bestimmt und Raumzeit dabei sekundär
gegenüber diesem prä-raumzeitlichen Substrat sein.
Solchermaßen Emergenz der phänomenologischen Raumzeit annehmend,
könnte in diesem Zusammenhang das (bereits hier erwähnte)
Holographische Prinzip als Indiz für die Existenz des eingangs
erörterten computationalen Universum gesehen werden. Und so schließt
sich ein Kreis in meiner Erörterung: Zur rechnergestützten
Transformation einer phänomenologischen Beschreibung unseres
vermeintlich „realen“ und dennoch „vorgegaukelten“ raumzeitlichen
Weltgeschehens in die der (konkret auf physikalisch wirksamen
Freiheitsgraden beruhenden) Lebenswelt wäre die damit zu leistende
Datenreduktion (Dekompression) mit derzeit verfügbaren Werkzeugen der
IT nicht zu leisten.
Bleiben also zunächst unsere heute verfügbaren informationstechnischen
Werkzeuge (immerhin Hochleistungsrechner, auch im Zusammenschluss
vernetzter Digitalcomputer), die per Computersimulationen zum tieferen
Verständnis komplexer mikro- wie makroskopischer Strukturen beitragen
oder sich diesen zumindest „künstlich“ anzunähern ermöglichen.
Zelluläre Automaten sind solche vielversprechenden Simulationsmodelle
eines „digitalen“ Universums.
Was ebenso bleibt, ist die hoffentlich nicht endende Lust, hinter die
„Schleier der Natur“ (so sinnvoll und gütig sie sind) schauen zu
wollen. Zu beschreiben, was man „sieht“ und denkt, leisten Philosophen
und Naturwissenschaftler auf ihre Weise, ganz offensichtlich in
zunehmend „mathematisiertem“ Sprachgebrauch.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
NB: Vermutlich hängt meine Präferenz zum Denkmodell des
holographischen Prinzips auch damit zusammen, dass es mir in den
Vorlesungen (Stanford) von Susskind auf die im eigene,
unvergleichliche Art nahegebracht wurde. Irgendwie überträgt sich
dabei die, trotz aller Theorie, erdverbundene Gelassenheit bzw. ein
Urvertrauen vermittelnde Energie, die er mit seinem Freund Feynman
(Gott habe ihn selig!) gemein hat. Susskind so in seinem Element zu
erleben, kann man sich Yoga, autogenes Training, Stuhlkreise in
blütenduftgeschwängerten Räumen ersparen, wenn man zur Ruhe kommen will.
Aber auch andere Vertreter dieser Denkrichtung ziehen mich in ihren
Bann, über die zu diskutieren hier (immer auch gern in philosophischer
Konnotation) interessant wäre.
_______________________________________________
Philweb mailing list
Philweb(a)lists.philo.at
http://lists.philo.at/listinfo/philweb