Am 16.07.2023 um 11:31 schrieb Ingo Tessmann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Sinn stiften Mythen, Märchen, Religionen und Ideologien hauptsächlich für
vergangenheitsorientierte Faschisten, Reaktionäre und Konservative. Sozialisten, Liberale
und Grüne orientieren sich eher an den zukunftsorientierten Technologien, Wissenschaften
und Philosophien. Da wir nur in der Zukunft und nicht in der Vergangenheit leben können,
halte ich eine Zukunftsorientierung für sinnvoller als ein Leben aus der Bewahrung von
Vergangenheit.
Zuletzt hatte ich kaum Gelegenheit, mich hier in philweb einzubringen. Da steht auch noch
eine Antwort an Dich, Ingo, aus, doch dazu fehlt mir jetzt eigentlich jede Motivation, wo
Du hier geradewegs diese gesellschaftspolitische Spaltung beförderst, die wir eigentlich
alle beklagen.
Konservativ orientierte Menschen sind für Dich also Faschisten, Reaktionäre, i.W.
gleichgesetzt mit herdenhaft dumpf durchs Leben vegetierenden Kreaturen. Die Sozialisten
hingegen sind gesellschaftliche Elite. Dann sehe Dich mal um in der Welt, was der
Sozialismus bewirkt hat. Ungeheuerlich eigentlich, aus dem von Dir vorgelegten
Gesellschaftsmuster nicht den klaren Vorteil der Demokratie, sondern die Verherrlichung
eben des Sozialismus zu entnehmen.
Zweifelsohne orientieren sich Liberale und Grüne an Zukunftsvisionen, weit mehr – wie mir
scheint – jedoch eher an Visionen, denn an real technisch umsetzbaren Lösungen. Du
scheinst mir ebenso den Bezug zur Lebenswirklichkeit verloren zu haben, solltest Du ihn
jemals gehabt haben. Was Du – vermutlich vom Wohnzimmersessel aus - betreibst, ist pure
Ideologie, grüne und daher eben nicht technologiebezogene Politik! Was Grüne heute
betreiben, hat mit Umweltschutz nicht mehr viel zu tun. Das trifft selbstredend nicht auf
alle „Grüne“ zu, deren einer im Herzen ich auch bin und das nicht nur im Herzen, sondern
ganz lebenspraktisch, wie hier oft bereits beschrieben. Ideologisches Geschwätz bringt uns
diesbezüglich nicht weiter, sondern konkret umweltorientiertes Handeln jedes einzelnen
Menschen dieser Gesellschaft.
Ich hatte zuletzt ausgiebigen Austausch mit einem ausländischen Ehepaar und es wurde mir
wieder einmal deutlich vor Augen geführt, welche Moralapostel wir Deutsche sind und das
möglichst unter der Fuchtel eines Führers. „Der Führer wird es richten!“ Das führt
tatsächlich in Richtung Religion – eben als Regelwerk, als sozialistische Staatsreligion.
Heideggers „man“ comes to mind! Man macht das so! Früher waren es die Pfaffen (und damit
meine ausdrücklich nicht religions- resp. sinnstiftende Priester!), sondern jene
klerikale, patriarchale Machtclique, die Religion an sich in Verruf gebracht hat und dies
da und dort immer noch derart betreibt.
Nicht minder widerwärtig sind mir Atheisten, die keinerlei Toleranz gegenüber Menschen
aufbringen, die ihrerseits einen gewissen Bezug zu Spiritualität haben und diesen
zumindest gleichbedeutend zur technologisch, mathematisch nüchternen Realwelt aufrecht
erhalten. In diesen Bereich fallen Mythen, Märchen, Religionen, Traditionen etc..
Sich großspurig über solche Menschen zu erheben, zeugt mir von erheblicher
Eingeschränktheit auf eben ein mechanistisches Weltbild, für meine Begriffe eine
jämmerliche Beschränktheit, vor allem aber von einer Intoleranz, die jener von
tatsächlichen Reaktionären, Faschisten und ähnlichem Gesindel in nichts nachsteht!
KJ