Am 13.11.2020 um 01:28 schrieb K. Janssen:
Der hier aufscheinende Unterschied in unserer beiden
Sichtweise liegt
offenbar darin, dass für Dich, Waldemar, „geistige Leistungen“
ausschließlich der funktionalen Steuerung eben dieser Körperlichkeit
dienen, während ich dieses kongeniale Zusammenspiel von Geist und
Materie weit über dessen Funktion zum zweckdienlichen Erhalt lebender
Physis hinausgehend erachte. Dabei ist wesentlich, wo man Geist (an
sich) lokalisiert. Dazu haben wir uns hier bereits ausgetauscht und
sind dabei in‘s Stocken geraten, da wir auch hier sehr
unterschiedlichen Denkansätzen folgen. Für Dich gibt es eben nur
Materie und eher akzidentiell fungierende „geistige Leistungen“, denen
Du lediglich physikalische Funktionalität zuschreibst, wie etwa
neuronale Prozesse im Gehirn/ZNS. Mein Verständnis hingegen (oder -
gebotener Bescheidenheit folgend – meine Vorstellung) von Interaktion
zwischen Materie und Geist geht weit darüber hinaus.
ja, das ist treffend beschrieben,
als ich ALLES "geistige" als "akzidentiell" aber unbedingt notwendig
betrachte: zur steuerung des körpers, und was das "außenministerium"
betrifft, zum überlebenkönnen: futtersuche, nestbau, vermehrung, usw,
zudem ist für mich alles "geistige" physikalisch gebunden, es gibt
demnach ohne physik + biochemie + informations-verarbeitende mechanismen
nichts geistiges, und es gibt auch nichts überlebendes geistiges oder
"seelisches", wenn der körper tot ist, wie eine einfache narkose schon
beweist, ebensowenig gibt es für mich kosmisch-geistiges etc
es ist alles (nur) materie (in erweitertem sinn: materie + raum + zeit +
energie) und ihre "spiele", nur kann materie halt viel mehr, als man ihr
gemeinhin (oder: "auf den ersten blick") halt zutraut, zb auch
"geistiges" ...
Der Frage nach dem Zusammenwirken von Materie und
Geist im
menschlichen Körper wird ja nun nicht mehr ausschließlich unter
philosophischem Aspekt nachgegangen. Wir hatten uns hier ausführlich
über in diesem Kontext stehende Themen (Bewusstsein, freier Wille
u.a.) ausgetauscht und dabei insbes. die Rolle der Neurowissenschaft
beleuchtet. Dabei wurde deutlich, dass zur Erklärung des sog. „harten
Problems“ (D. Chalmers) kognitiv-neurowissenschaftliche Methoden
(bildgebende Verfahren, spezifische Zuordnungen von Gehirnregionen
usf.) bislang noch nicht weiterführen.
Daran scheitert somit vornehmlich auch die Erforschung emergenter
Eigenschaften des Gehirns/ZNS, wie etwa Bewusstsein und hier besonders
das von Menschen individuell wahrgenommene phänomenale Erleben
(Qualia). Es bleibt zunächst die Philosophie, die (mehr oder
weniger) plausible Erklärungen anbietet. (Und ja..wir wollten
Religion, Theologie erst mal aus dem Spiel lassen :-))
mit "emergenzen" wäre ich sehr vorsichtig, denn sie sind, meiner meinung
nach, blödsinn auf der grundlage von fehlinterpretation der sache, dass
zwei dinge, die verschieden sind, auch als zwei verschiedene (lediglich
ähnliche) dinge physikalisch zu behandeln sind,
wenn sich A von A' unterscheidet, auch nur in vielleicht winzigkeiten,
dann sind A und A' auch wirklich zwei vollgültig unterschiedliche dinge,
und nicht A' durch "emergenzen" aus A hervorgegangen und so ein "A in
emergenz oder A plus emergenz",
wechselwirkend sind A in zb a und A in b sogar zwei völlig
unterschiedliche dinge, in deren eigenschaftensummen in diesem fall halt
nur die eigenraumzeiten alterniert wurden, womit sie aber zwei
vollgültig unterschiedliche dinge sind, denn wenn ich in einer
eigenschaftensumme, aus denen "ein ding" exklusiv besteht, auch nur eine
einzige eigenschaft alterniere, oder vernichte, oder hinzuaddiere, dann
erhalte ich zwar ein ähnliches ding, aber ein vom vorläufer zweites und
von diesem völlig (physikalisch) unabhängiges
und dass wir (nur) qualia erleben (in wahrnehmung) ist völlig richtig,
liegt aber simpel daran, dass natura eben nur und ausschließlich aus
qualia und meist summen von qualia besteht,
darauf basiert unter anderem "die allgemeine wechselwirkung", denn ww
erzeugen, vernichten, alternieren nur qualia = eigenschaften. auch die
"quantitäten", die wir im alltag oder wissenschaftlich festzustellen
glauben, im unterschied zu offenen qualia (wie etwa farben), sind
aufgelöst nur qualia oder summen solcher.
zu "bewusstsein:
das ist grob gesagt: "aktueller arbeitsspeicher im kopf (übrigens
erbärmlich mit nur ca 210 bit kapazität) + teile des
langzeitgedächtnisses + aktueller innerer körper-status-quo inkl
raumlage usw = äußerer status" => möge ein einziger mensch mir beweisen,
dass an "bewusstein" mehr ist als das !
und "bewusstsein seiner selbst" (ich funktionen usw) ist die integration
aus den somatischen und psychischen anteilen des immunsystems,
das ist alles viel weniger als "geheimnisvoll", wenn auch überaus
komplex, und genau deshalb kommts geheimnisvoll vor und führt zu
endlosen hypersemiosen, was bewusstsein wohl sei usw usw.
es gibt da kein "hartes problem", es gibt nur harte
nicht-begreifen-woller = schlicht ungläubige in sachen tatsachen
Doch in welcher Sprache, in welcher Diktion, unter
welchen Aspekten
kann uns Philosophie dieses Phänomen näher bringen? Etwa in der alle
Alltagsvorstellungen, alle Illusionen zertrümmernden Nüchternheit
Kant‘scher Explikation? Mühselig und tatsächlich (wenngleich
zutreffend) ernüchternd!
philosophie kann uns die betreffenden probleme garnicht näherbringen
oder gar entwirren, sie kann aber sehr wohl im nachhinein, wenn diese
problemelagen einigermaßen entwirrt und aufgelöst sein werden, ihren
dann (hoffentlich) ganz lebenspraktischen senf dazugeben, denn phil soll
für die menschen-in-ihren-alltagen dasein (agora-prinzip), und nicht
umgekehrt, in elfenbeintürmchen gewieselte und ziselierte
produktionslinien fahren, deren entwirrungen ihrerseits eine
phil-über-philosophie erfordern würden ...
Nicht aus dem Spiel lassen sollte man daher die Kunst,
so also die
darstellende, die Poesie und die Musik, als (neben der Mathematik)
einzige Ausdrucksform/Sprache, mit der phänomenales Erleben
beschrieben bzw. diese Empfindung hervorgebracht werden kann.
Warum auch Mathematik? Für meine Begriffe deshalb, weil sie Kern und
Ausdruck (geometrische Grundformen, Schwingungs-/Harmonielehre,
Verslehre/Metrik der Dichtkunst etc.) der genannten Künste ist.
habe ich just in vorheriger mail zu beschreiben versucht ...
gruß in die runde,
wh.
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