Am 19.12.2025 um 03:05 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Da musst Du Dich wirklich nicht wundern, Ingo, denn mit komplexer Wechselstromrechnung
bin ich quasi groß geworden. Alles noch „händisch“, will heißen, ohne Taschenrechner, also
noch mit Rechenschieber, die es auch in spezifischer Ausführung für Berechnungen in der
Elektrotechnik gab (liegt bei mir heute noch in irgendeinem Schubfach im Keller). Mit
diesen „Rechengeräten“ konnte ich wirklich gut umgehen, was mir später beim Einsatz von
Taschenrechnern (HP 67 mit UPN, Preis 1.200 DM) zugute kam, da ich mit dem Rechenschieber
gelernt hatte, den puren Zahlen darauf auch die jeweiligen Größenordnungen zuzuordnen. Auf
kleinen Magnetkarten konnte man Gleichungen programmieren und auf dem Taschenrechner
ablaufen lassen. So hat bei mir das Programmieren begonnen. Also diesbezüglich musst Du
nicht in die Annahme verfallen, mir würden als NT/IT-Ing. die Methoden zur Berechnung von
linear zeitinvarianten Gleichungssystemen, somit Rechengrößen von Wirk-, Blind- und
Scheinleistung nicht geläufig sein.
Moin Karl, ich hatte nach Rechenschieber und erstem Einfach-Taschenrechner einen TI 59 mit
Kartenleser. Mit dem konnten dann numerisch mit eingelesenen Daten schon DGLs gelöst
werden. Die ausgegebenen Zahlenkolonnen bedurften allerdings eines strukturierenden
Blicks.
Dennoch muss ich aus heutiger Sicht sagen, dass ich
diesen Umgang mit komplexen Zahlen und zudem die gesamte „Rechnerei“ der NT zum Erwerb
meiner Scheine gebüffelt habe. Das war ein auf dieses Fachgebiet isoliertes Lernen, das
tiefere Verständnis, resp. das Begreifen dieser Zusammenhänge stellte sich erst später im
Kontext z.B. geisteswissenschaftlicher Betrachtung (u.a. Philosophiestudium) ein.
Für den großen Zusammenhang alltäglicher Details interessiere ich mich seit Kindertagen;
insofern habe ich fast immer auch philosophiert und historisiert. Gelte damit aber zumeist
als Sonderling.
Begreifen durch Anschauung - ein Bild sagt mehr als
tausend Worte, sagt man und für mathematische Zusammenhänge gilt das Gleiche: Ein
gezeichneter Funktionsgraph ist spontan eingängiger, als eine halbe Tafel vollgekritzelter
Formeln.
Zu Beginn sind Veranschaulichungen hilfreich, aber schon bald sind sie ja gar nicht mehr
möglich. Insofern ist es wichtig, neben den Beweisen der Formeln die zumeist unendliche
Vielfalt ihrer Folgerungen zu erahnen. Wer Mathe auf spezielle Anwendungsfälle beschränkt,
verkennt leicht ihren Eigenwert. Mit der Abstraktion komplexer Zahlen bspw. werden
algebraische Strukturen verallgemeinert und interessante Einsichten in die Zusammenhänge
der Zahlensysteme gewonnen. Was Anwender daraus machen, hat mit Mathe eigentlich kaum noch
was zu tun und ist bloße Rechnerei. Dennoch sind häufig interessante Einsichten möglich,
wie bspw., die Existenz von Solitonen in nichtlinearen Oszillatorketten oder die
Stabilitätskriterien in verteilten Stromnetzen, wie sie mit der Energiewende wichtiger
werden.
Mir unverständlich ist die Kritik an Thomas’ angeblich
mystisch vage umrissener Darlegung kommunikativer Interaktion, deren Inhalt sich nicht
unmittelbar abbildet, sondern einem Vektor im semantischen Gesprächsraum folgend - zum
Ausdruck kommt; Durch die Blume aber dennoch mit deutlicher Ausrichtung gesagt, wäre meine
Interpretation dieses (durchaus abstrakten) Darlegung.
Hinsichtlich des gerichteten Fragens hatte Thomas geschrieben: „Und das ist ein völlig
korrektes Vorgehen, was Inhalte angeht, die sich nicht selbst und als eigene Inhalte in
eine Interaktion einbringen, sondern als angesprochene, intendierte, vermutete, als
Möglichkeit unterstellte Inhalte von außen besprochen und angesprochen werden.“ Inhalte,
die sich einbringen können sollen? Das ist doch keine neutrale Ausdrucksweise für
Vektorsemantiken! Und wenn Thomas von Kohärenz in parallel-sequenziellen Strukturen
schreibt, dann meint er das nicht mathematisch, sondern bezieht sich auf seine angedachte
Systemtheorie. Aber um was für eine „Theorie" handelt es sich dabei?
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