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Am 13.12.2025 um 10:10 schrieb tessmann--- über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 10.12.2025 um 11:11 schrieb Ingo Tessmann über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Inspiriert durch Wittgenstein haben der Philosoph Covoni und der Physiker Rovelli einen
"Tractatus Quanticum“ verfasst: …
Zum Ende des Jahres hin bin ich hier offensichtlich zum Alleinunterhalter bzw.
-langweiler geworden.
Keinesfalls! Weder zum Alleinunterhalter, noch zum Langweiler bist Du geworden. Letzteres
könntest Du ohnehin niemals sein. Zudem hat Ingo Mack einen Beitrag hier eingestellt, der
jedoch nicht durch den philweb-Server kam, da er zu umfangreich ist. Lieber Ingo Mack,
teile Deinen Mail-Beitrag einfach in zwei Teile und wir können dann alle darauf eingehen.
Mit der Begrenzung einzelner Textbeiträge, insbesondere auch die Abweisung von Attachments
soll listentechnisch verhindert werden, dass der Server z.B. mit externem Spam
zugeschüttet wird.
Meiner längeren Abwesenheit hier liegt definitiv kein Desinteresse zugrunde, sondern zum
einen gehäufte familiäre und gesellschaftliche Aktivitäten, zum anderen eine gewisse
geistige Blockade, die u.a. womöglich dem unguten geopolitischen Geschehen geschuldet ist;
Angesichts dessen scheint es bisweilen schwierig zu sein, in philosophischen, gar
metaphysischen Gedankenwelten zu schwelgen, wenn in einigen hundert Kilometern Entfernung
Menschen zu Tode kommen in einem so sinnlosen Krieg, modulo der Tatsache, dass Kriege im
Grunde immer sinnlos, wenngleich offensichtlich unausweichlich sind.
Notwendige Differenz - das Plus und Minus - allen Lebens. Muss die Beherrschung dieses
Spannungsfelds unausweichlich immer in kriegerischer Auseinandersetzung enden?
In Natur-, resp. Tierfilmen sieht man auf eindrucksvolle Weise, wie essentiell das Prinzip
„Fressen und Gefressenwerden“ offensichtlich ist.
„Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, kein Mensch“. Geht es somit nach Hobbes‘
Beschreibung des menschlichen Wesens, ist dieses im Grunde triebbestimmt, damit also im
Kern ausgelegt für den (Überlebens-)Kampf aller gegen alle.
Schopenhauer setzt diesem Trieb eine ebenso dem Menschen innewohnende Fähigkeit zum
Mitgefühl entgegen, über welches aber offensichtlich längst nicht alle Menschen verfügen.
Was anderes als ein Regelwerk - wie selbstredend Gesetze - so auch die Religion, könnte
der egoistischen, triebgesteuerten Wesenhaftigkeit des Menschen entgegenwirken?
„Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, kein Mensch“ - Hobbes’ Feststellung trifft
vornehmlich insoweit zu, als sich Menschen nicht innig verbunden fühlen oder sich
schlichtweg nicht hinreichend gut kennen.
Wir hier in philweb kennen uns sehr gut und das seit Jahrzehnten, somit ist eigentlich
alles Sangbare erzählt, ausgetauscht. Müssen Beiträge allenfalls hier demzufolge zum
langweiligen Monolog geraten? Ich denke und hoffe das nicht.
„Entschuldige die Länge - zur Kürze fehlte mir die Zeit“, so drückte Goethe sein Bedauern
über einen länglich geratenen Brief aus. Das scheint auch oft mein Problem hier zu sein:
Tausende Gedanken schwirren im Kopf umher, kreisen um ungelöste Fragen, selbst der
banalsten Art und lassen in mir zunehmend Du Bois-Reymonds Diktum gnadenlos aufscheinen:
„Wir wissen es nicht und wir werden es niemals wissen.“
Aber ich will wissen und nicht glauben müssen. So folgt dann doch wieder dieses
Hineinstürzen in den Wust ungeklärter Fragen, gleichwohl doch auch immer auf’s Neue in die
hochinteressanten Zusammenhänge zum Ursprünglichen allen Lebens, gleichermaßen das
Kleinste, wie das Größte in Betracht ziehend, nicht minder das hier jetzt angeführte
Phänomen der Chiralität.
Danke also für den Link und beste Grüße in die Runde!
Karl
Dabei endet das Quantenjahr nicht nur mit dem
"Tractatus Quanticum“, sondern auch mit einer viel interessanteren Arbeit zum
Ursprung der molekularen Händigkeit in Lebewesen — als makroskopischem Quanteneffekt:
"Chirality-Induced Orbital Selectivity through Linear-Orbital Coupling“ aus dem
Institut für Theoretische Physik der Uni Ulm. Darin wird gezeigt, wie die Händigkeit der
Biomoleküle aus dem spinabhängigen Elekronentransport in ihnen hervorgehen und die
Quanten-Biophysik zur Grundlage der Biologie werden könnte.
An den frühen Nachweis eines makroskopischen Quanteneffekts hatte ja schon das
Nobelkomitee in diesem Jahr erinnert, in dem es die Urheber der Quantenelektronik ehrte.
Das Abenteuer begann um 1980 mit Arbeiten von Antony Leggett, der 1978 vorgeschlagen
hatte, die Anwendbarkeit der Quantentheorie auf die makroskopische Phasendifferenz in
einem Josephson-Kontakt zu untersuchen: "Influence of Dissipation on Quantum
Tunneling in Macroscopic Systems“. Dabei stehen Teilchenzahl (Cooper-Paare) und Phase in
einem ähnlichen Unschärfeverhältnis wie Ort und Impuls eines Teilchens, woraus sich eine
interessante Analogie zwischen elektrischen und mechanischen Größen ergibt. Es entsprechen
sich Ort und Phase, Masse und Kapazität, Impuls und Ladung, Kraft und Strom zwischen
mechanischen Teilchengrößen im Potential und elektrischen Größen im Josephson-Kontakt.
Quanten- und Lebenswelt überlappen sich in den Lebens- und Technikgrundlagen
gleichermaßen. Aber wie sieht es mit den Horizonterweiterungen ins Weltall aus? Welche
Quantenprozesse bei der Entstehung des Universums eine Rolle spielten, ist trotz
vielversprechender Ansätze eine noch offene Frage. Der Ansatz Valenkins nimmt 1984 ein
Quantentunneln buchstäblich aus dem Nichts an: CREATION OF UNIVERSES FROM NOTHING. Um
Mikro- und Makrokosmos zu überlappen, wächst das sphärische Universum aus der
fluktuierenden Vakuum-Energiedichte kontinuierlich auf die Größe an, die mindestens
erforderlich ist, um den Einstein-Gleichungen zu gehorchen. Eine Entstehung aus dem
„Nichts“ ist das natürlich nicht, aber warum wird es so umschrieben?
Ebenso wie die Händigkeit aus der Perspektive der Lebewesen aus dem „Nichts" zu
kommen scheint, ist es die Gravitation, wenn sie aus der 5. Dimension wirkend angenommen
oder ein Universum, das aus den Vakuumfluktuationen heraus zu verstehen versucht wird. Das
„Nichts“ oder die „Leere“ kann dabei als abstrahiert bezüglich äquivalenter Gefäße,
Schalen oder Formen gedacht werden, die leer sind bzw. in denen nichts ist. Hinsichtlich
der makroskopischen Form in der Quantenkosmologie können die Einstein-Gleichungen
herhalten, bzgl. derer die aus den Vakuumfluktuationen herausgetunnelten Quanten aus dem
„Nichts“ zu kommen scheinen.
IT
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