mit anderen worten, und karl's unten aussagen zusammenfassend:
"wahrheit" ist immer das, was als wahrheit (ohne oder mittels gewalt) so
gesetzt wird, dass es kürzer oder länger als gültig gilt.",
und dabei, wohlgemerkt, können auch offensichtliche "lügen" als
wahrheiten/teilwahrheiten gelten
(zb jetzt putins eilige referenden, wo die wahlurnen freundlicherweise
ins haus gebracht wurden, zusammen mit einer person mit maschinengewehr
neben der urne,
die dafür sorgte, dass die wählerei richtig lief = mit fast 100%
zustimmung, eine "wahrheit" des wahlausgangs, die mich natürlich maßlos
verblüffte)
oder halt die "wahrheiten" der religionen, die früher alle anders
denkenden nicht nur mund-tot, sondern richtig tot machten, solange, bis
die "wahrheiten" mangels widerspruch eben gültig wurden,
oder (bei weitem nicht nur) hitlerzeit dasselbe
oder jetzt gerade bei uns:
- "wahrheit" unten: das volk wird mit einer geradezu
"wahrheiten-inflation" gebeutelt und nach strich und faden belogen
- tatsächliche wahrheit oben: in einem riesenraubzug verdienen die
oberen an den gestreuten "wahrheiten" unten sich nun dumm und dämlich
wh.
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Karl Janssen über PhilWeb schrieb:
(Bier-)Spaß bei Seite, könnte man mit voller Berechtigung einfordern,
ob der derzeit geopolitischen Situation. Ich denke, die Mehrheit der
hier an philweb Teilnehmenden, gleich ob schreibend oder nur
mitlesend, ist wahrlich nicht in der Stimmung, um ein „lubentum
cervisiam“ oder von Dir benannte „Sauflieder“ anzustimmen und ich bin
es mit Sicherheit auch nicht.
Vielleicht waren die jüngsten „Postings“ auch nur ein kleines
Ausscheren aus dem hier zuletzt regen Austausch im üblichen Stil einer
Disputation, die wahrlich nicht bierselig, sondern nahezu in jeder
Hinsicht „bierernst“ geführt wird. Da muss kein Spaß beiseite genommen
werden.
Auf Fragen Waldemars bezogen auf mein „Traktat“ zum Wahrheitsbegriff
(wie er es nannte), ebenso auf Deine Skepsis hinsichtlich der Existenz
von Wahrheitstheorien einzugehen, sollte insoweit unnötig sein, als
ich dieses „Traktat“ ja lediglich in Antwort auf Ratfrag verfasst
habe. Dieser besagte Beitrag war nichts anderes als eine
Zusammenstellung von sog. Wahrheitstheorien, wie sie vornehmlich in
der aktuell gelehrten Philosophie als solche eingeführt sind.
Selbstverständlich hätte „Wahrheit“ verdient, als solche eindeutig
definiert zu sein, denn sie hat ja nicht nur
philosophisch-wissenschaftliche, sondern vor allem auch
gesellschaftliche Relevanz. So gesehen, ist der Wahrheitsbegriff (um
eben nicht von undefinierter „Wahrheit“ zu sprechen) in jedem
gesellschaftlichen Diskurs verankert, denn ohne Forderung nach
hinreichendem Wahrheitsgehalt von Aussagen in Form von Rede und
Gegenrede ist deren kritische d.h. an objektiven Maßstäben orientierte
Würdigung unmöglich.
Wo diesem geforderten Wahrheitsanspruch im gesellschaftlichen Dialog,
gleichermaßen im privat zwischenmenschlichen, wie auch im
(geo)politischen Bereich die schiere Unwahrheit als plumpe oder
dreiste Lüge entgegen gestellt wird, ist jegliche Verständigung
zwischen Dialogpartnern ausgeschlossen.
Natürlich kann man über verschiedene Auslegungen und Nuancen des
Wahrheitsbegriffs diskutieren, was letztlich jede Kommunikation im
Sinne von Glaubwürdigkeit, Faktizität der Aussagen etc. von vorne
herein scheitern ließe, wollte man sich in derartigem
Definitionslabyrinth verlaufen.
Dialog zwischen Menschen ist eben kein Spiel mit festgeschriebenen
Regeln, sondern über allem Diskurs steht zunächst lediglich ein
Anspruch an Vernunft, Ehrlichkeit etc. als ein Wertekodex, den man
weit gefasst (wie hier schon thematisiert) mit den Regeln einer
Diskursethik beschreiben kann. Das zielt konzeptionell eben auf die
von mir jüngst dargestellte Kohärenztheorie ab, da es um einen
intersubjetiven Prozess gemeinschaftlicher Konsensfindung geht.
Am konkreten Beispiel der augenblicklich geopolitischen Situation
zeigt sich sehr deutlich, dass es aber schier unmöglich ist, einen
Konsens oder auch nur einen Kompromiss zur Konfliktlösung
herzustellen, wenn dieser Anspruch an Vernunft und Ehrlichkeit durch
blanke, dreiste Lüge mit Füßen getreten wird.
Mehr sollte ich zu diesem Thema nicht sagen müssen; zumindest nicht
mehr, als nochmal hervorzuheben, dass „Wahrheit“ weit über seine
philosophisch-wissenschaftliche Definition (e.c. als
Wahrheitstheorien) hinausgehend eine unerlässlich grundlegende
Bedeutung für den Dialog zwischen Menschen hat; dieses unabhängig
davon, ob immer dem Anspruch an Gewissheit entsprochen werden kann
oder sich bisweilen eine nicht sogleich aufzulösende Diskrepanz
zwischen Werteträger (Aussage) und Wahrmacher (Faktum) ergibt und
somit dem grundsätzlichen Anspruch auf Wahrheit nicht gerecht werden
kann. Dieser Umstand zeigt unmissverständlich, dass es eine absolut
gültige Wahrheitskonzeption nicht geben kann, weil sie an der
Lebensrealität scheitert und das vor allem, weil hinsichtlich der
jeweiligen Faktenlage (als dem Wahrmacher) zumeist immer auch Zweifel
im Raum stehen, unbeschadet aller (heute angebotenen „Faktenchecks“
Bester Gruß! - Karl
JH
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