Solange nicht gezeigt wird, dass sich Äpfel ähnlich verhalten wie Lichtstrahlen im
Doppelspaltexperiment mit und ohne Wegebestimmung, scheint mir Quantenmechanik mit unserem
Leben nicht mehr zu tun zu haben als die Bühnentechnik mit dem aufgeführten Stück.
Abgesehen von der Verwendung technischer Geräte, die mit Quanteneffekten funktionieren.
Man kann, vielleicht mit einem gewissen Talent zur Selbstverleugnung, bestimmte
Erfahrungen als gültig bewerten und andere als illusionär. Gültig wäre, was im Labor
reproduzierbar gemessen wird, blosse Einbildung alles, was erlebt wird, wobei das Ablesen
der Messinstrumente allerdings auch diesen Pferdefuss hat.
Es kommt mir irreführend vor, das Erleben als "autopoietisch
erzeugt"/konstruiert/selbst gemacht zu bezeichnen. Selbst gemacht sind Zeichen,
Kompositionen, Institutionen, alles kulturelle. Aber nicht die, die sich das ausdenken.
Meine Erlebnisse denke ich mir auch nicht aus, sondern sie passieren mir, z.B. im Rahmen
bestimmter Wahrnehmungsfähigkeiten, die nicht mit dem Sinnesapparat zu verwechseln sind.
Der Körper kann Zellen, Flüssigkeiten, Organe, also körperliches hervorbringen. Aber würde
es uns mit allem, was er produziert nicht so gehen wie dem Chirurgen, der bei seinen
vielen Operationen nie so etwas wie eine Seele im Körper gefunden hat, vermutlich weil er
nichts dort gefundenes als Seele durchgehen lassen oder vielleicht auch von Seele gar
nicht mehr reden wollte.
Claus
Am 17. April 2024 03:00:38 MESZ schrieb "Karl Janssen über PhilWeb"
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Und was bedeutet Dein Resume nun für unser Leben,
lieber Waldemar? Wenn nichts so ist, wie es aussieht, weil es sich im Moment der
Betrachtung schon wieder verändert hat, dann trifft das doch zunächst nur für die Mikro-
aber nicht die Meso-, bzw. Makroebene im Sinne einer von Menschen unmittelbar bemerkbaren
Veränderung zu.
„Der gütige Schleier der Natur“ bewahrt uns vor der Sicht in die Teilchenwelt. Ähnlich
lebenspraktisch, wie man tunlichst nicht mit dem Mikroskop die Arbeitsplatte der
Küchenzeile ansehen sollte. Irgendwelche Bakterien, die sich dort befunden haben, sind mit
einem essiggetränkten Lappen so schnell verschwunden, wie sie sich dort angesammelt
haben.
Es ist quasi ein optimierter Status quo für einen gewissen Zeitraum hergestellt, der ein
hinreichendes Gleichgewicht zwischen lebensfeindlichem und -zuträglichen Bedingungen
bietet. Die sich in dieser Zeitspanne vollziehende mikroskopische Veränderung ist
lebenspraktisch irrelevant.
KJ
.
>
> nichts ist so, wie es erscheint oder aussieht, aber eben auch nicht genau anders,
> und nichts ist überhaupt, sondern alles nur im immer-weiter werden
>
Von meinem iPhone gesendet
> Am 16.04.2024 um 17:29 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
>
>
> Am 16.04.24 um 14:24 schrieb waldemar hammel über PhilWeb:
>> es war nicht als argumentum-ad-hominem gemeint, und ich sehe es auch nicht so an,
weil es sprachlich ja von dir weg weist "du schießt etwas", und eben nicht
>> "du wirst beschossen",
> Ob das Bild mit dem "schießen" überhaupt im Gespräch passt, dafür bräuchte
es eine langes weiteres Gespräch, also denke an das Potenzierproblem, in der letzten Mail
von mir so bezeichnet.
>
>> denn es kommt beim kommunizieren nicht nur darauf an, was gesagt wird, sondern
auch darauf, wie etwas
>> beim empfänger ankommt, wie es vom empfänger aufgefasst wird.
> Ich weise von mir, zu kommunizieren, das geht mit Hostien so vor sich, und ich bin
auch kein Radioempfänger. Hier fängt das Potenzierproblem bei mir an, nicht bei dir.
>
>> nochmal zum kompliziert/einfach:
>>
>> um solche/diese begriffe sie-auseinandernehmend zu explizieren, müss(t)en sie
"als objekte der betrachtung" erst einmal definiert werden/fest definiert
werden:
>> was bedeutet/was meine ich mit "kompliziert" und "einfach",
wo die unterschiede, wie die zusammenhänge, und diese definitionen der beiden begriffe
müssten dann auch
> nein, in den Wörterbüchern gibt es von vornherein keine Definitionen, es kann
trotzdem unter Personen gesprochen werden. Du weißt, dass mit "Begriff" etwas
Platonisches, Physisches oder Psychisches gedacht werden soll, je nach Lust und Laune.
Trotzdem sehe ich "viel Wahres" an deinen Sätzen.
>
>> kontextuelle,
> nein, dann hätten "wir" das Habermas-Problem, das ich allzu kompliziert,
aber korrekt aufgezeigt habe. Habermas meint, die Ungläubigen sollten auf die Gläubigen
zugehen, und umgekehrt, und dann ... ja was dann? Sollen die Opfer und die Kriminellen auf
einander zugehen? Finden sie dann eine "kontextuelle" Gemeinsamkeit? Das ist so
wie den Apfel mit dem Dieb teilen. Und sollten die Rechten auf die Linken zugehen? Die
Eins auf die Null, damit 0,5 herauskommt, frag mal einen Mathematiker.
>
>> zeitliche, skalenmäßige unterschiede zwischen beiden enthalten, also etwa so:
>> "kompliziert nenne ich: ...
>> "einfach" nenne ich: ...
> Nein, es hängt nicht von der Person ab, das "ich" ist fehl am Platz.
>
> .... ich überspringe Teile ...
>
>> mein resume:
>> "nichts ist so, wie es erscheint oder aussieht, aber eben auch nicht genau
anders,
>> und nichts ist überhaupt, sondern alles nur im immer-weiter werden,
>> deshalb hinkt jede beschreibung eines angeblich gerade seienden dem
immer-nur-weiter-werden stets äonenweit hinterher =
>> auch alle wissenschaften beschreiben und schildern stets nur längst vergangenes,
nur-einmalig, irreversibel gewesenes"
> Dieser Absatz trifft genau auf etwas anderes zu, hat aber nichts mit
"kompliziert/einfach" zu tun. Es führt zu weit, hier weiter zu schreiben, dir
einen roten Hering zuzuwerfen oder eine Ignoratio elenchi zu unterschieben, denn ich denke
nicht, dass du das mit Absicht geschrieben hast.
>
> Auf jeden Fall haben mich deine Ausführungen gefreut.
>
> Kurze Bemerkung: Ich habe die ersten Sätze zu "einfach/kompliziert" nur als
Anknüpfung für das genutzt, um auf das "Mit-der-Sache-sein" zu lenken, in dem
Sinne war ich derjenige, der auf eine andere Fährte lockte, nicht die falsche. Ich müsste
mich also dafür entschuldigen, dass du schon auf dieser Stufe hängen bliebst. Wieder das
Potenzierproblem: Bald überbieten wir uns mit dem Entschuldigen. Wenn das Potenzierproblem
ständig vorkommen würde, würde ich nicht weiter antworten. Dieses liegt oft mir im Weg,
auch bei anderen Gesprächen und anderen Themen, so dass ich meist nur lesen kann, und mich
dann als Schweigender vor ... entschuldigen müsste. Ich kann nur selten Entknoter werden.
>
> JH
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