Hallo Ingo,
Vorstellen könnte man sich eine ununterscheidbare Kopie des Gehirns schon. Aber deiner
Ansicht nach kommt es nicht nur auf das Ergebnis an, sondern auch darauf, wie es zustande
gekommen ist.
Warum ist das so wichtig?
Claus
Am 17. Juni 2023 10:03:44 MESZ schrieb "Ingo Tessmann über PhilWeb"
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Am 16.06.2023 um 22:57 schrieb Claus Zimmermann
über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Ingo, ich nehme an, du hältst an der Unterscheidung fest, weil es dir vielleicht nicht
angemessen erscheint, Lebensphänomene wie etwas zu betrachten, von dem du nichts wissen
kannst, weil es sich im Inneren eines Behälters abspielt, der nicht geöffnet werden kann.
Ich muss dir nicht sagen, es nicht das Gleiche ist, einerseits mit Hilfe von
Messinstrumenten farbige Gegenstände zuverlässig zu unterscheiden, obwohl man farbenblind
ist oder andererseits die Farben zu sehen. Wenn das Instrument mit dem Körper verbunden
wäre, könnte es schon das gleiche sein. Eine drahtlose Verbindung wäre auch vorstellbar.
Es wäre auch vorstellbar, dass die Wahrnehmung auf einmal wieder möglich ist und wir keine
Erklärung dafür haben. Die Wahrnehmung ist eben weder im Gehirn zu finden, noch im
Messinstrument. Aber man hat ja Erfahrungszusammenhänge zwischen Gehirnvorgängen und
Wahrnehmungen gefunden, kann sie stimulieren oder abschalten, wenn ich mich nicht irre.
Insofern sind sie hardwarebasiert und mann kann auf die Idee kommen, die Hardware
nachzubauen oder sich entwickeln zu lassen und abzuwarten, was dabei herauskommt.
Moin Claus,
die Unterscheidung ist mir deshalb wesentlich, weil Menschen evolviert sind, geboren
werden, wachsen und sterben. Demgegenüber werden Maschinen von Menschen geplant,
konstruiert, funktionieren und gehen wieder kaputt. Letztlich geht es um die
Unterscheidung von Natur und Technik. Mit der Sammelbezeichnung Hardware ebnest Du von
vornherein die Unterschiede ein. Du kannst Gehirne nicht nachbauen, lediglich aus
Stammzellen wachsen und sich entwickeln lassen. So wie ein Computer in Hard- und Software
trennbar ist, ist es nicht das Gehirn. Derartige Trivialisierungen sind in der SciFi
verbreitet, haben aber keine wissenschaftliche Grundlage. Es geht mir ja nicht nur um
Sprache und Mathe, sondern wesentlich ums Physische in Alltag und Realwissenschaften.
Worte sind doch nur konventionelle Zeiger, die lediglich aufs Wesentliche verweisen.
Mit Worten lässt sich alles einebnen, sie sind die großen Gleichmacher, aber wie sieht es
in unserem Erleben, dem Leben, der Biosphäre und dem Universum im Detail weit außerhalb
der Wortübervereinfachungen aus? Unser Austausch von Worten gibt nur sehr vage Hinweise
auf die sich sprachlos ins Unendliche vollziehende Vielfalt. Wie einfach es ist, Worte zu
verknüpfen, zeigen ja die Chatbots. Ohne Lebenszusammenhang bleiben sie sinnlos. Auf das
sprachlose Vorgehen und Wirken überall kommt es an, weniger auf das Geschreibe darüber. Es
ist gelinde geschrieben absurd, dass wir hier bereits seit Jahrzehnten aneinander
vorbeischreiben. Aber natürlich gehört auch das Absurde in die Philosophie.
IT
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