Am 09.12.21 um 01:10 schrieb K. Janssen via Philweb:
(Zitat im Geschriebenen)
“Ja. Die Arbeit von Schopenhauer ist wohl die beste,
die je über den
freien Willen geschrieben wurde. Der Mensch hat zwar einen Willen,
aber er kann diesen Willen nicht selbst willentlich beeinflussen. Das
ist auch logisch unmöglich: Wenn wir unseren Willen beeinflussen
könnten – wodurch würde der Wille, der unseren Willen treibt,
beeinflusst? Wieder durch einen Willen, einen dritten, vierten,
fünften? Schon seit dem Mittelalter haben kluge Menschen dieses
Problem der willentlichen Willenssteuerung erkannt.” (G. Roth)
darauf hin:
So schreibt ein Wissenschaftler aus der Sicht eines
neurobiologischen
Konstruktivismus
... ich unterstelle dem Karl nicht, dass er folgendermaßen denkt:
"Dieser Wissenschaftler muss also ein Fachidiot sein.", nicht einmal,
dass er diesen Wissenschaftler in eine Schublade steckt. Siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Fachidiot, um daraus meine vereinfachende
Sprache umzuwandeln in Person mit "selektiver Wahrnehmung".
und offensichtlich als Atheist
Hier wird Bezug
genommen auf eine Gruppe, nämlich die Gruppe, die im
Extremfall als die Gruppe der Gottlosen angesehen wird, bzw. die
Personen mit dem entsprechenden gedachten Mangel, dass sie nicht denken
können, was die Gegengruppe problemlos (oder mit Mühen) denken kann.
(allenfalls als Agnostiker).
Vielleicht würde der so Gedachte dem Karl für diese bessere Schublade
danken.
Dabei bleibt unbeachtet, dass naturwissenschaftliche
Logik
grundsätzlich ungeeignet ist, Aussagen im Bereich der Metaphysik zu
bewerten.
Das ist eine eine Aussage über Aussagen, die ungeeignet sein sollen,
Aussagen eines anderen Bereichs zu bewerten. Übersetzt, in anderen
Bereiche, und in einem Beispiel gesagt:
"Dabei bleibt unbeachtet, dass medizinisches Wissen grundsätzlich
ungeeignet ist, Aussagen im Bereich der Mechanik zu bewerten."
Komisch ist mir diese Beispielaussage, aber hat sie nicht dieselbe Form
wie die Aussage des Karl? Ist "grundsätzlich" keine Floskel?
Zudem wäre ein Schluss vom Geeignetsein zur Bewertung eine Art
naturalistischer Fehlschluss. Auch das noch! Hoffentlich ärgert sich
Karl jetzt nicht über mich.
Die Aussage hilft nicht viel, weil die Negation einer Sache immer noch
viel offen läßt. Manchmal sind Negativ-Aussagen hilfreich für Lernende,
und das will ich gerne sein, und fahre weiter mit dem Lesen und Lernen.
Ein religiös Glaubender würde diesem unendlichen Vorgang
„willentlicher Willenssteuerung“ ein Ende setzen, indem er Gottes
Willen als letztentscheidende Instanz annimmt, was allerdings eine
diesbezügliche Verbindung dieses Menschen zu Gott und die Beachtung
seines Willens voraus setzt. Dabei fragt sich, welcher Mensch den
Willen eines Gottes in allen erdenklichen Lebenslagen zu kennen vermag.
Könnte dieser Satz nicht genau Platon wiedergegeben haben? Obwohl Platon
bekanntlich zu einem anderen Schluss kam.
Zweite Frage: Ist der Sprung im Gedankengang der besagten Person zu der
weiteren gedachten Instanz nicht gewagt?
Im Satz "Dabei fragt sich ...." hat sich wohl der Gedanke eines noch
nicht so perfekten Gedankenspringers eingemogelt. Oder eines Zweiflers.
Damit schließt sich der Kreis wieder zur Ausgangsthematik, nämlich dem
fortwährenden Disput zwischen religiös inspiriertem Glauben (an einen
Gott) und dem naturwissenschaftlich-positivistisch angelegten Glauben,
dass ein solcher eben nicht existiert.
Irgendwie dreht man sich bei dieser Thematik immer wieder im Kreis;
man könnte auch annehmen, sich in einem Labyrinth zu bewegen, ohne
eine geeignete Strategie zu haben, den Ausgang in angemessener Zeit
(also jeweiliger Lebensspanne) zu finden.
Mit bestem Willen sehe ich da keinen Kreis. Ach ja, der Sprung im
Gedankengang ergab ein Ende, beim gedachten Kreis gibt es jedoch kein
Ende. Ok. Ein nützlicher Widerspruch?
Jh