Am 03.03.2024 um 09:38 schrieb Rat Frag
<rat96frag(a)gmail.com>om>:
Popper -- du weißt, dass das von mir kommen musste -- gehört zu jenen Denkern, die die
letztlichen Konsequenzen aus der Herausforderung Humes zogen. Den Induktionsproblem.
Hi RF,
das Induktionsproblem kann als Scheinproblem angesehen werden, da physikalische Sätze
keine Allsätze sind, sondern lediglich Existenzbehauptungen unter Einschränkungen
hinsichtlich ihres Geltungs- und Genauigkeitsbereiches.
Bezüglich Kuhn und Feyerabend würde ich einen Einwand
machen. Diese pauschal als "Pseudointellektuelle" zu charakterisieren greift
wesenetlich zu Kurz.
„Pseudointellektuelle“ sind Intellektuelle, die sich nicht der Wahrheit verpflichtet
fühlen. Bei Feyerabend scheint mir das offensichtlich, bei Kuhn hinsichtlich seiner
schematisierten Übervereinfachungen.
Popper und seine Denkschule haben den historischen
Aspekt der wissenschaftlichen Wahrheitssuche komplett ignoriert. Kuhn und Feyerabend haben
darauf hingewiesen, dass dieser Aspekt existiert.
Im Dreischritt von Entstehung, Begründung, Verwertung des Wissens trägt die Geschichte
kaum etwas zur Begründung bei, kann aber ebenso wie die Philosophie das Verstehen
erweitern.
Poppers Philosophie ist in einer extrem vulgarisierten
Form missverstanden worden. Insbesondere den Punkt mit der Falsifizierung haben viele
Wissenschaftler schlicht nicht verstanden.
Weil es zu ihrer praktischen Arbeit nichts beiträgt; denn nur mathematische Allsätze sind
durch Gegenbeispiele widerlegbar und physikalische Existenzbehauptungen sind zu beweisen.
Lediglich Hypothesen sind widerlegbar, aber keine Theorien. Meine Lektüre der „Logik der
Forschung“ liegt allerdings Jahrzehnte zurück. In Erinnerung behalten habe ich, dass ich
mich ständig fragte, was das mit der Wissenschaftspraxis zu tun haben sollte.
Poppers politische Philosophie würde hier den Rahmen
sprengen.
Die vehemente Kritik des Systemdenkens macht ihn sympathisch. Über seine
Stückwerk-Technologie der kleinen Schritte hatte ich mich schon vor Jahrzehnten mit hjn
gestritten; denn in Erwartung von Kipppunkten können viele kleine Schritte gefährlicher
sein als eine ausgebliebene Revolution.
IT