/wh: "wie stellt sich eigentlich FÜR DICH, lieber karl, folgendes dar: //
//"es gibt den kosmos, und es gibt in ihm quasi unendlich viele sonnen,
also auch "unendlich viele" planeten, also auch "unendlich viele"
belebte planeten, von nur einzellern darauf bis hin zu "intelligentem
leben" en masse, getrennt allerdings alles durch unüberwindbare abgründe
von raumzeit […]//
//ist nun auf allen belebten planeten im kosmos derselbe oben von dir
geschilderte gott, egal welche namen oder darstellungen er auf den
fremden welten haben mag? derselbe "dreieinige" gott, und ein sohn, und
heiliger geist über allen wassern aller belebten planeten im kosmos? und
ist das auch so für alle noch oder für immer unbelebten planeten im
kosmos (vor unserer eigenen haustüre zb für mars, merkur und venus)?“/
In meiner ersten Antwort darauf habe ich diesbezüglich S. Hawking
zitiert (sinngemäß):
/Why does the universe have to deal with all the adversity of existence
undergo? Of course you can think of God as the answer to this question
define, but that doesn't get you much further …unless one accept the
other connotations usually associated with the term God./
Und tatsächlich ist der „Blick“ in die unendlichen Weiten des
Universums durch eine Gottesvorstellung verstellt und die
dementsprechende Explikation nicht haltbar, wenn diese in Konnotation
schlichtweg nicht mehr zeitgemäß biblischer Erzählungen (Genesis als
wortwörtlich genommenes Faktum) erfolgt.
Hawking glaubte nicht an einen Gott als Schöpfer:
/„Spontaneous creation is the reason there is something rather than
nothing, why the universe exists, why we exist. It is not necessary to
invoke God to light the blue touch paper and set the universe going“ /
Und doch bezog er sich offenbar auf einen unpersönlichen Gott:
/"I believe the universe is governed by the laws of science, […] the
laws may have been decreed by God, but God does not intervene to break
the laws…//
//if physicists could find a “theory of everything” , that is, a
cohesive explanation for how the universe works, they would glimpse “the
mind of God.““ //
/
So wie er in „A Brief History of Time“ schrieb, man würde den Geist
Gottes in einer „TOE“ erkennen können, erinnert das an Heisenbergs „Der
erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaften macht atheistisch;
aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott."
Dennoch glaube ich, ist es für eine wertfreie, wissenschaftliche
Betrachtung der Astrophysik bzw. Kosmologie unerlässlich, diese zunächst
von jeglicher Gottesvorstellung bzw. -definition fernzuhalten (und das
hat Hawking sicher so gehalten), da letztere immer den Blick im oben
erwähnten Sinn verengt.
Das könnte Bonhoefer auch mit seinem Ausspruch gemeint haben: „Einen
Gott, den es gibt, gibt es nicht!
/wh: „...und ist diese annahme nicht geradezu aberwitzig
anthropozentrisch? oder sollen wir annehmen, dass obiges falsch ist,
dass nur die erde - der einzige belebte - und mit einem gott "begabte"
planet im kosmos ist?“/
Der Mensch sah und sieht immer noch (als Löwenanteil der
Weltbevölkerung) auf einen von ihm konstruierten (bzw. auf einen ihm
vermeintlich biblisch offenbarten) Gott mit anthropozentrisch
eingeschränktem Blick, was hinsichtlich seiner (historisch bedingten)
Ontogenese zwar verständlich, aber mit Bezug auf heute verfügbares
naturwissenschaftliches (und eigentlich auch modern theologisches)
Wissen nicht mehr nötig ist und darüber hinaus seine weitere geistige
Entwicklung verhindert. So gilt es, über die Erdenwelt hinaus, wie auch
in sie hinein zu forschen und dann gewinnen die Aussagen von Hawking
(s.o.) und Giordano Bruno einmal mehr an Bedeutung:
„Der Geist über allem ist Gott. Der Geist, welcher allem innewohnt, ist
die Natur.“
Ich schrieb zuletzt: Als „Neandertaler von morgen“ unterliegen wir dem
kosmischen Entwicklungsprozess, gestalten ihn jedoch auch (mit allen
Konsequenzen). Deshalb vollzieht sich dieser nicht nur auf pur
materieller Basis, sondern geschieht teleologisch nach einem geistigen
Prinzip; diesem wie einer universal eingeflochtenen Richtschnur folgend,
verkörpert Geist sich (selbstreferent optimierend) aus quasi unendlicher
Potentialität stetig wieder auf‘s Neue in unübersehbarer Fülle von
Lebensformen.
Davon überzeugt, versuche ich in immer weiteren Schritten, dieses mir
gedanklich zu erschließen. Diese Schritte können aber nur behutsam
erfolgen, eben mit Bedacht, da immer droht, sich im Labyrinth von Thesen
und Antithesen, von unübersehbarem Schriftgut zu verirren.
Die darin aufscheinenden Gegensätze muss letztlich jeder für sich
überwinden, der sich forschend zwischen rational naturwissenschaftlicher
Erkenntnis und spiritueller Intuition (sofern hinreichend ausgeprägt)
den Dingen hinter dem „Schleier der Natur“ zu nähern versucht.
Soweit für den Augenblick!
Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde! - Karl