Moin Karl,
von Weizsäcker beginnt mit alltäglichen binären Entscheidungen und ordnet deren Logik im
Anschluss an Interferrenz-Experimente in die Quantentheorie ein, in der es um die
Verbindung von binären Resultaten der Experimente (bits) mit den
wahrscheinlichkeitsgewichtet überlagerten Zuständen der Quantenobjekte geht (qbits). Durch
Mathematisierung gelangt er dann zum dreidimensionalen Raum außerhalb unserer Anschauung;
er spannt also den Bogen aus dem Alltag über Psychologie und Neurologie in die Kosmologie.
Was es primär gibt sind lediglich ortsungebundene Entscheidungen, aus denen er qbits
abstrahiert, die wie die alltäglichen Entscheidungen einer zeitlichen Entwicklung
unterliegen. In Umkehrung des Gedankens können die alltäglichen bits neuro- und
kosmologisch auch als Sonderfälle der qbits entwickelt werden.
Görnitz begründet die Äquivalenz von qbits Energie und Masse ja im Anschluss an die
Entropie Schwarzer Löcher und illustriert sie durch Schwingungen; nimmt ebenso Zeit als
Grundlage hinzu, wobei sich Schwingungen durch Überlagerungen punktförmig verdichten oder
kosmosweit ausdehnen lassen. Basis dabei ist ihm das Wirkungsquantum, in dem ja Energie
und Zeit vereinigt auftreten. So ähnlich sieht das Annila in „Back to Reality“, der auch
die Kausalität auf das Wirkungsquantum gründet und H.P. Dürr ja danach seine Wirks
benannt hat. Und Bohm basierte seine implizite bzw. eingefaltete Ordnung nach dem
Hologramm als das die Entropiefläche eines Schwarzen Loches verstanden werden kann, aus
der gleichsam ein Universum expliziert bzw. entfaltet werden kann. Hast Du die Vier schon
einmal zusammenzudenken versucht?
Ich wiederbelebe gerne musikalisch meine Hippiezeit, als ich im Hamburger Grünspan
(benannt nach dem Widerstanskämpfer Grynszpan) exstatisch im stroboskopischen Licht zu
"It's all in your mind!" von den "Stray" tanzte. Aber inwieweit
treffen sich im "Quantenbewusstsein" Geist und Materie? Eine Verbindung über die
Verfeinerung der Materie zum Geist stellte ja schon Oersted her und ähnlich
veranschaulicht es ja Görnitz in seinem Text, wie er über das Verkleinern durch das
Unendliche hindurch wieder ins Vergrößern gelangt. Das gelingt natürlich nur mit
Mathematik, die ich ja schon mit dem kosmischen Geist indentifizierte.
IT
Am 11.02.2025 um 03:03 schrieb Karl Janssen über
PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at> <mailto:philweb@lists.philo.at>:
Das Buch „Von der Quantenphysik zum Bewusstsein“ von Brigitte u Thomas Görnitz habe ich
mir vor einigen Jahren gekauft und lese immer wieder darin. Man merkt an vielen Stellen
des Buches, dass Thomas Görlitz Schüler von C.F.von Weizsäcker war, dessen (für mich
bedeutsamste) Schrift „Von der Einheit der Natur“ ebenso nachhaltigen Eindruck bei mir
erweckt hat (Wir hatten hier darüber geschrieben und Waldemar hat daraufhin Autor und Buch
vernichtend kritisiert).
Nach v. Weizsäckers Vorstellung müsse eine in sich geschlossene Theorie von Einheit,
resp. von der Ganzheit des EINEN als Zentrierung auf ein Optimum beschrieben sein und
damit eben keinerlei Ergänzung oder Erweiterung mehr erfordern, resp. zulassen. Das lässt
an Ockhams Rasiermesser denken oder auch an Teilhard de Chardin (Omegapunkt).
Eine Theorie also mit der Forderung einer absoluten Begrenzung auf die Grundbausteine,
quasi als letztbegründete Urobjekte. Diese, hinsichtlich ihrer rudimentären Abstraktheit
begrifflich erfassen und beschreiben zu können, bedarf eines ebenso rudimentären Zugangs
auf die Ebene der kleinsten Elemente („Hammelkörnchen“):
Urobjekte als Tröger bedeutungsfreier wie auch bedeutungsvoller
Quanteninformation, für die Görnitz den Begriff der Protyposis eingeführt hat.
Unbenommen der Bedeutungsfreiheit von Quanteninformation hatte ich daher seinerzeit
dieses „It‘s all about information“ hier postuliert. Damit zeigt sich (wie ein Paradox
anmutend), dass Quanteninformation zugleich bedeutungsvoll wie auch bedeutungsfrei ist.
Das könnte Waldemars Postulat von der Sinnfreiheit des Lebens bestätigen, insofern man
diese Freiheit als Möglichkeit freier Gestaltung sieht und mit Gestaltungsmöglichkeit
kommt sogleich die Kontextabhängigkeit des Begriffs von Bedeutung ins Spiel, denn diese
hat zwei grundlegend verschiedene Aspekte:
Zum einen die Herausbildung von Bedeutung aus bedeutungsfreier Information als ein
objektiv naturwissenschaftliches Faktum, gewissermaßen naturgesetzlich regelhaft, zum
anderen Bedeutung, die von einem Individuum mit dem Kontext subjektiv bedeutungsvoller
Information aufgeladen wird.
.
Für die Naturwissenschaft, vornehmlich Physik und insbes. die Astrophysik ist der Begriff
von Protyposis deshalb hilfreich, weil damit Materie mit Ruhemasse als massefreie Energie
definiert und zudem mit bedeutungsvoller Quanteninformation beaufschlagt ist.
Ein eher philosophischer, zumindest aber metaphysischer Aspekt von Protyposis ist dessen
Selbstreferenz, sich quasi selbst wahrnehmend und somit durchaus als kosmische Intelligenz
gesehen werden kann.
Bezogen auf das Görnitz‘sche Modell von Protyposis als abstrakt begriffliche Auffassung
von kosmologisch angelegter Quanteninformation (die ich eben als kosmische Intelligenz
benannt habe), wird man Protyposis in seiner Abstraktheit eher dem Bereich des Geistigen,
der intelligiblen Sphäre zuordnen.
Für meine Begriffe ist unter diesem Aspekt ein möglicher Weg eröffnet, diesbezügliche
geisteswissenschaftliche Sichtweisen auf Welt und Kosmos mit jenen der Naturwissenschaft
zu vereinen und damit die Einheit der Natur, resp. das EINE als den genuinen
Beziehungscharakter von Wirklichkeit allgemeingültig definieren können: TOE (Theory of
Everything).
Bis dahin wird es noch beliebige, zudem unumgängliche Auseinandersetzungen, insbes.
hinsichtlich religiöser Dogmen und sonstigem Fundamentalismus, ebenso mit der klassischen
Philosophie geben, die letztlich aber mit Sicherheit zu einem grundlegenden
Paradigmenwechsel führen werden.
Mit Dank für o.a. Link und der Aussicht auf diesbezüglich weiterführende Diskussionen
hier!
KJ
_______________________________________________
PhilWeb Mailingliste -- philweb(a)lists.philo.at <mailto:philweb@lists.philo.at>
Zur Abmeldung von dieser Mailingliste senden Sie eine Nachricht an
philweb-leave(a)lists.philo.at <mailto:philweb-leave@lists.philo.at>