Am 29.06.23 um 13:00 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Im Kern (oder im Wesentlichen – wenn Dir das
eingängiger ist :-))
bist Du gar nicht abgekommen, denn die Auslegung einzelner
Worte
hinsichtlich deren Bedeutung, wie auch damit geformter Sätze ist
offensichtlich Deine Passion.
Nicht unbedingt, aber ok, vielleicht auch daneben, aber egal, es geht
wie so oft um die Sache. Einmal können es Wörter sein, ein andermal
Sätze, und noch Ersatzteile, und dann geht es darum, dass sie richtig
eingebaut werden, nicht, wie das alte Teil aussieht, seine Vergangenheit
usw.
lediglich versuchen, das auszudrücken, was man über
eine Sache denkt.
Damit sind wir wieder beim Denken und dem Vorstellen.
Ja und nein.
Wenn ich z.B. einen Beitrag hier lese und gedanklich
einordne,
bekomme ich eine Vorstellung zum erörterten Thema (samt den ggf. davon
abweichenden Aussagen) und damit zeigt sich deutlich, dass Denken und
Vorstellung voneinander unterschieden sind.
Das ist gut gesagt, ein Teil des Problems kann ich anders beschreiben.
Ich bin ja ziemlich stur immer mit dem Wort Sache. Vielleicht hast du
das schon gemerkt. Es gibt Leute, die mit dem Wort Sachverhalt kommen,
und dann sagen: Sachverhalt ist verschieden von Sache. Dem kann ich so
wiederum nur zustimmen. Wenn ich nur Sache als Wort verwende, so muss
ich intern oft denken "Sache1", "Sache2", denn es treten eben
verschiedene Sachen auf, intern und extern, und schon stehe ich vor dem
Problem: So einfach ist es nicht, immer dasselbe Wort zu verwenden. Dann
muss die Zahl dazu kommen, wenn die eine Sache kurz nach der anderen
kommt. Das mag dir zu theoretisch erscheinen, ist es aber nicht. Für die
Juristen ist Sachverhalt etwas ganz genau Definiertes, für andere
Personen nicht. Für sie gibt es dann schon dasselbe Problem, das ich
vorhin mit den Zahlen geschrieben habe, sie sagen: Der Sachverhalt der
Partei 1, der Sachverhalt der Partei 2, und nun muss "das Gericht"
daraus und aus anderem den dritten Sachverhalt herausfinden. Die drei
Sachverhalte stimmen meist nicht überein, so dass es offensichtlich ist,
dass dem mit verschiedenen Wörtern nichts Zusätzliches gesagt würde. In
meiner Sprache: Es sind drei verschiedene Sachen. Und ungenau gesagt: Es
ist in dem Fall derselbe Brei, nur die Zusammensetzung ist eine andere.
Das hat auch schon Schopenhauer mit seinem Teig-Kuchen-Brot-Beispiel
gezeigt, indem er schrieb, dass Kuchen und Brot beide Mehl als
Bestandteil haben. Wenn du meinst, es wäre meine "Passion", ok. Es ist
bekannt, dass einige Personen ein absolutes Gehör haben. Hast du auch
schon gehört, dass sie sich darüber ärgern, dass sie beim Musikhören die
Noten mit denken, mit denken müssen? Das ist dann keine Passion, sondern
eine "innere" Obsession, sie haben das nicht unbedingt gerne. Angenommen
ich hätte diese Wörter-Passion, Wörter-Obsession, dann würde ich mich an
meinen eigenen Wörtern stören. Zuvor habe ich das Wort "gezeigt"
verwendet. Was ist "zeigen" anders als "zu denken geben"? Nun müsste
ich
in mir streiten, das tue ich nicht, weil es in mir dasselbe ist. Ich
sage dann nicht: "zeigen" ist etwas anderes als "zu denken geben".
Einerseits ja, anderseits ist es nicht nötig darüber zu diskutieren. So
ist es auch mit den Wörtern "denken" und "vorstellen". Dass mit dem
eher
ein bildliches Denken verbunden sein soll, mit dem anderen ein ...
(rechnerisches, literarisches, schwafelndes, phantastisches ...) Denken,
spielt keine Rolle, wenn wie du schreibst, "versuchen, das auszudrücken,
was man ... denkt", geht es dann darum, dass der eine in etwa dasselbe
denkt wie der andere. Es ist so wie bei den drei o.g. Sachverhalten. Ein
gerichtliches Verfahren kann sogar ohne das Wort Sachverhalt ablaufen,
und es läuft ab, ohne die Nummerierung wie oben angegeben. Nur läuft
dieses (in deinem Wortpaar "im Kern") immer mit ab, Sachverhalt ist ein
und dieselbe Sache, die jeweils in anderen Darstellungen und Personen
abläuft. Und weil das Innere in den Personen nur mit Sätzen gesagt
werden kann, werden diese Sätze aufgeschrieben. Wenn zusätzlich mit das
Wort "Sachverhalt" ständig gesagt würde, würde das nicht viel nutzen.
Entschuldige, dass ich mich hier "verliere", oder auch nicht. Nur
bedenke ich hier: Es nutzt manchmal gar nichts, verschiedene Wörter zu
gebrauchen, wenn es um dasselbe geht, oder um dasselbe mit verschiedenen
Ausformungen, Erlebnissen usw. Du hast sicher schon einmal oder gar oft
gemerkt, wenn du eine Geschichte erzähltest, die dir widerfahren ist,
der Zuhörer dann sagt, dass er das auch schon erlebt hat. Oder dass es
ihn langweilt, weil es für ihn eine Wiederholung ist. Dann kannst du ihm
oft sagen, dass das etwas anderes ist, was du erlebtest, als er, der
Streit kann beginnen.
„Vom Hölzgen zum Stöcksgen“ sagt man im Rheinischen
wohl dazu. Da
„denkt“ einer schon während des Sprechens, anstatt vor dem Sprechen
zu
denken. Wer des öfteren Reden aus dem Stehgreif zu halten hat, wird eher
froh um dieses „Vermögen“ sein, wer sich dabei am liebsten selbst
zuhört, dem wird von anderen eher ungern zugehört. Es gilt wohl wie für
viele sonstige Bereiche auch: das rechte Maß finden!
Richtig. Nur wenn es um eine Sache geht, dann kann diese wichtig oder
unwichtig sein. Und dann geht es um diese, und nicht um das richtige Maß
zwischen dieser und anderen.
Und doch gilt es auch immer, die richtigen Worte zu
finden und diese
obendrein im zutreffenden Kontext anzuwenden; Das wird um so
leichter
gelingen, wenn einer Äußerung eine klare Vorstellung davon zugrunde
liegt, die ihrerseits ein dementsprechendes Denken voraussetzt. So zeigt
sich die enge Verbindung von Vorstellung und Denken, obgleich diese
Begrifflichkeiten nicht gleichzusetzen sind.
Ja, das ist noch nicht alles. "Wir müssen uns über die Wörter einigen",
diesen Satz habe ich schon gehört. Angewandt darf ich schreiben: Es geht
manchmal nicht anders, als den Unterschied zwischen Worten und Wörtern
zu denken, dass es zwei verschiedene Sachen sind, die in der
Umgangssprache oft, aber nicht immer verwischt werden. Worte sollen
schon Bedeutungen transportieren, Wörter nicht, weil sie auf einem
Träger oder nur im Schall vorhanden sein können, unabhängig von einer
Person. Für Wörter bedarf es keines Streits um Bedeutungen, für Worte
schon. Es ist unglücklich, dass es hier in der Einzahl keinen
Unterschied für Worte und Wörter gibt. Ich kann schließlich nicht sagen:
Dieses Wort (Einzahl von Wörtern) gibt zu denken, wenn im Wort schon das
Denken liegen soll, darin wäre dann ein Zirkel. Auch kann ich nicht
immer auf genaue Definitionen pochen, und etwa die Sprache der
Linguisten ständig benutzen: Lexem, Sem, usw. oder die Sprache mit
Wörtern wie Information, Signal, oder die Sprache mit Wörtern wie Reiz usw.
Viel zu viel Paraphrasierung von mir, entschuldige, es geht nicht um nur
um die Wörter, wenn es um eine Sache geht. Als Programmierer weißt du,
dass es nicht um die Schreibweise der when-if-Zeilen geht, nur muss
Einigkeit bestehen, sonst gibt es keine Verständigung zwischen
Programmierer und Computer. Wenn du deinem Laboranten sagst: Bring mir
eine Welle, und er bringt dir eine Nabe, dann bist du schließlich vor
einem Problem. Oder du zeigst auf dein verschmutztes Kleid und verlangst
eine Bürste, und dein Freund bringt dir eine Zahnbürste. Dann nutzt es
absolut nicht, sich in Definitionen zu verlieren, und zu sagen: Eine
Kleiderbürste ist keine Zahnbürste, jedoch sind Begrifflichkeiten nicht
gleichzusetzen, einverstanden.
Nun denke ich doch zurück verwiesen zu haben auf meine letzte Mail,
entschuldige wenn ich dir "vorwerfe", die Paraphrasierung angefangen zu
haben, so dass du Öl auf mein Feuer schüttetest, ich mitmachte, und dann
doch nur zurück verweisen kann.
Zu Deinem Beispiel mit dem „Reparateur“ möchte ich
noch einwenden,
dass es ggf. sehr wohl darauf ankommt, der Frage nach dem Ausfall,
bzw.
Defekt eines Gerätes/Moduls/Teils nachzugehen. Hier gilt es allerdings
zu differenzieren, wer als reparierende Person agiert. Der Techniker
einer Reparaturwerkstatt wird mehr oder weniger routiniert ein defektes
Teil ausfindig machen und dieses ersetzen, ohne primär nach dem Grund
des Ausfalls zu fragen. Der Entwickler (dem man ggf. sein von ihm
entworfenes Teil auf den Labortisch legt) wird daran interessiert sein,
warum es ausgefallen ist, bzw. funktionsuntüchtig wurde. Da spreche ich
als Entwicklungsingenieur sehr wohl aus bisweilen leidiger Erfahrung,
wenngleich ich nicht mehr am Labortisch sitze.
Richtig!
Soweit erst mal zu diesem Deinem Passus, zu den
anderen möchte ich
später kommen, jetzt ist erst mal Arbeiten, statt Schreiben bzw.
über
"Gott und Welt" zu schwadronieren, angesagt.
Gut so, dann ist das eben Sache, arbeite gut! Und insgeheim gesagt: Wir
schwadronnieren doch lieber als an der Sache zu bleiben, oder etwa
nicht. Wenn es um "Gott und die Welt" geht, geht es schließlich nicht
nur um eine Sache, da geht es um's Ganze. Provokation, reingelegt, wer
wen? Das Ganze mehr als die Teile? Dann wird die Sache als Teil
angesehen, so geht das Schwafeln weiter. Auf jeden Fall bin ich
einverstanden!
JH