Am 30.10.20 um 12:31 schrieb Ingo Tessmann:
im Gegensatz zur wohlstrukturierten Mathematik ist die
Umgangssprache kulturwüchsig chaotisch. Mir scheint deren Kalkülisierung ein sinnloses
Unterfangen, ist sie doch immer schon ins Alltagsleben eingebunden. Und wenn Du keine
Ebenen unterscheiden willst, sind steinzeitliche Strichlisten, römische, chinesische oder
indische Zählzeichen für Dich bereits Zahlen? Mathematiker abstrahieren sie ja von den
Zählzeichen über die natürlichen Zahlen bis hin zu den Oktonionen über mehrere Ebenen
weiter. Kalküle setzen keine Logik, wohl aber Zahlen voraus, etwa für Abzählungen und
Indexierungen. Wie gehst Du denn vor beim Bilden von Worten aus Buchstaben und Sätzen aus
Worten der Umgangssprache?
Es stimmt, dass die Umgangssprache kulturwüchsig chaotisch ist. Obwohl
wir einen Urwald vor uns liegen haben, brauchen wir diesen nicht zu
roden, um das Holz nur für unsere Zweck zu nutzen. Weil alle, die auf
Sprache zugehen, immer schon mit Sprache zugehen, ist ein Zugang
unmöglich. So hat es Heraklit mit seinem Denken nicht getan. Er hat
einfach Möglichkeiten gesucht, kam auf die Atome und die Bewegung, sonst
nichts, allein vom Denken her. Atome waren nur vermutet, Bewegung von
Objekten war schon als "Vorbegriff" vorhanden. Bei "der Sprache" kann
nicht so wie bei "der Mathematik" vorgegangen werden. Aber Elemente der
Mathematik können sehr wohl genutzt werden, gewisse "Methoden" oder
Grundsätze, etwa das der linearen Unabhängigkeit oder der Axiomatik und
spätere, noch bessere Konzepte können auch für Sprache genutzt werden,
und auch in vorhin besprochenen Fall die Kalkülisierung. Jeder kann
übrigens auf seine Weise vorgehen, ein Spinoza hat es in seiner Ethik
getan, ein Bertrand Russell hat zumindest etwas in dem Sinne versucht.
Der Satz "Geht nicht!" oder "Sinnloses Unterfangen!" ist ein Hemmschuh
für das Denken, diesen ziehe ich mir nicht über den Kopf. Mir genügt es
oft, die Sachen, in diesem Fall die Wörter genau zu "denken", nur ein
einziges Wort zu gebrauchen, wo in der Sprache für dieselbe Sache
mehrere verwendet werden. Wenn jemand die von mir schon vorgezeigten
Resultate nicht sieht, ist das Ok. Nicht jeder hat Zeit, alles ernst zu
nehmen. Aber bedenke mal diese Idee der Moral im Wort. Und zu was es
führt, wenn man hartnäckig wie ich bin, der der Kausalität die Tür vor
Sprache und Personen nicht vor der Nase zuschlägt. Es ist doch
offensichtlich, dass ein Politiker statistisch gesehen kausal bewirkt
wird (nicht "gewählt", darin steckt schon die Freiheit der Person, die
nicht mit gedacht zu werden braucht), und auch wenn nur eine Korrelation
vorliegt, muss die Kausalität auch bei der Einzelperson vorhanden sein,
oder? Aber wie, darüber macht sich niemand Gedanken, höchstens die
Verkäufer, die meinen, sie könnten jeden zum Kauf bewegen, und dies mit
einfachen Vorgehensweisen, wie dem Aida-Prinzip. Ein Beispiel bei mir
für die Wortreduktion ist, dass ich mir z.B. auch zwei Wörter für
dieselbe Sache erlaube, etwa "wirken" und "verursachen", aber ich sehe
nur einen sprachlichen Unterschied, das eine passt manchmal besser als
das andere, in Bezug auf die Üblichkeiten, nicht jedoch auf in Bezug auf
die Genauigkeit. Aber das Wort "Beeinflussung" ist bei mir tabu, ebenso
das Wort "Auslösen". So schneide ich mit Ockham. Aber das ist in Bezug
auf vieles so bei mir. Das Wort "Ich", "Er" benutze ich nur als das,
um
das herum eine körperliche Grenze vorliegt. So wie das Wort "Die Bank"
im Satz: "Die Bank hat die Überweisung vorgenommen." Ob im einen Fall
Gehirnströme flossen oder Wille und Es im Bewusstsein aktiv wurden,
interessiert nicht, ebenso wie bei der Bank, wie die Überweisung vor
sich ging. Diese vielen Kleinigkeiten führen dazu bzw. haben bei mir
dazu geführt, dass ich sogar meine, anders als üblich zu denken. Ich
kann immer hin und her zwischen den zwei Sprachen wechseln. Wobei ich
bemerke, dass das ein Vorteil ist. Und es hat noch niemand mir gesagt,
ich sei verrückt. Noch was: Der Handwerker, der nur mit seinen
Werkzeugen schnell an die Sache ran will, ist nicht frei. Ein guter
Handwerker kann auch neue Werkzeuge schaffen, und ungewohnt vorgehen.
Ein Chirurg hat offensichtlich andere Werkzeuge als ein Metzger. Warum
sollte ich Mathematik auf "die Sprache" anwenden, das wäre doch eine
Voreingenommenheit, oder nicht?
Hoffentlich habe ich nicht zu viel geschrieben, das die "Gehirne"
verwirrt, und "über" das (korrigiert: "zu dem") an jeder Stelle etwas
anderes gedacht oder gar geschrieben werden kann, insbesondere wenn
Fragen entstehen, oder Opposition. (Mit dem Wort "entstehen" ist die
Kausalität einverstanden, das hat sie mir gerade gesagt.) In diesem
Schreiben habe ich oft Anführungszeichen gesetzt, z.B. wenn sie nur
ungenau verwendet worden sein können.
Gruß
Joseph Hipp
weltordnung.de (dort bringe ich "die Welt" selbstverständlich nicht in
Ordnung (lachhaft), ich wählte den Namen nur, um zu verhindern, dass
keine "Politik" oder "Religion" den Namen vereinnahmt; andererseits zu
Ehren des Demokrit, der ein Buch über den Kosmos schrieb, das allerdings
verloren ist. Vielleicht hätte der lachende Philosoph über diese Ehrung
gelacht.)