Am 30.10.20 um 17:21 schrieb Claus Zimmermann:
"Weil alle, die auf Sprache zugehen, immer schon
mit Sprache zugehen, ist ein Zugang unmöglich."
Das klingt so, als ob unsere Sprache ein hermetisches Geheimnis wäre, das wir nur kennen,
weil es uns in die Wiege gelegt wurde. ("Zugehen auf" kann man hier allenfalls
im übertragenen Sinn eines Annäherungsversuchs verstehen; "Zugang zu" etwas hat
man, wenn es einem nicht unverständlich ist.)
Richtig. Alles das ist ja hier auch
sehr bekannt, und sind Bücher dazu
geschrieben. (der Satz und die Replik)
Aber wir sind ja nicht redend und schreibend auf die
Welt gekommen.
Richtig
Durch Gesten, die man uns nicht erklären musste, wurde
uns beigebracht,
Ja
was Zeichen bedeuten, die alles mögliche oder gar
nichts bedeuten könnten.
Nein, die Sachen wurden miteinander verbunden, ein wenig anders als beim
Hund des Pawlow.
oder
Ja, dann wurde dem Hund auch beigebracht, was die Glocke bedeutet.
Angenommen ich gehe dann ein Stück weiter: Der Hund hat ab dem Zeitpunkt
einen Begriff. Aber wenn ich das sagen würde, würde mir gesagt: Schlimm
du, jetzt vergleichst du ...
Der zweite Schritt setzt den ersten voraus. Nur in
diesem Sinn könnte man vielleicht sagen, daß wir schon bestimmte Zeichen verstehen
müssen, um deutsch lernen zu können (so etwas könnte vielleicht mit der Aussage gemeint
sein, daß wir "auf Sprache immer schon mit Sprache zugehen").
Ja und Nein.
Ja: Es ist ein weiterer Schritt, bei dem mit Sprache mit Sprache gelernt
wird.
Nein, das Wort "verstehen" zu verwenden führt mir zu weit. Wenn ich das
Wort "verstehen" nutze, komme ich nicht daran vorbei, es dem ersten
Schritt auch zu verwenden, dann müsste ich sagen: Der Hund hat jetzt
verstanden, dass der Glockenton etwas mit dem Essen zu tun hat. Bei dir
führt das nicht zu weit, ok, ich bin nicht dagegen.
Wir kommen nicht redend, sondern brüllend auf die
Welt, was vielleicht nicht als Ausdruck gedacht ist, da wir ja noch nichts von einem
Gegenüber wissen.
Bravo, das ist eine sehr wichtige Sache. Gerade hier ist ein Punkt, den
ich bei vielen Tieren und Menschen so sehe. Bis zu einem bestimmten
Zeitpunkt in der Ontogenese ist dieses Brüllen, oder ein Schrei nur als
eine Wirkung gedacht werden, aber ab einem bestimmten Zeitpunkt
transportiert das Brüllen ein Sollen, nämlich "Du der du mich siehst,
helf mir bitte." Und das hast du gut ausgedrückt.
Etwas später lächeln wir dann (zurück), womit
erstmals eine Brücke zum Gegenüber geschlagen ist und dann dauert es nicht mehr lange, bis
in kleinen Schritten der Sprachunterricht anfangen kann.
So schnell und so einfach geht das auch wieder nicht. Ich muss immer
wieder auf Helen Keller hinweisen, und die von ihr beschriebenen
Momente. Es muss ein gutes Gedächtnis vorhanden sein, nicht nur kleine
Schritte. Das Aha-Erlebnis. Vielleicht ist hier nach deiner Zählung der
zweite oder drittte Schritt. Also das Begriffe-Lernen und dazu, dass
alles mit Begriffen zu tun haben könnte. Gerade Helen Keller zeigt, wie
erfolgreich das begriffliche Denken ist, und wir sehen es ja überall: Es
hilft beim Denken, beim Falschdenken, beim Zerstören, beim
hochkomplizierten Denken, in einem System oder stückweise.
Was da gelehrt wird - eine menschliche Erfindung - ist
natürlich alles andere als unverständlich, wie sollte man es sonst lernen können?
Abgesehen z.B. von dem Fall, daß man einem Farbenblinden etwas von Farben erzählen will.
So könnte man in einer gewissen Paraphrase zum oben zitierten Satz sagen: Wem man alles
erklären müsste, das zur menschlichen Sprache gehört (wie z.B. einem Computer), dem könnte
man gar nichts erklären.
Das mag ok sein, es hilft mir aber nicht weiter.
Alles Gegebene (im Gegensatz zum Gemachten) können wir
nur zur Kenntnis nehmen. Wir können uns aber doch wohl darauf besinnen, was wir uns selbst
ausgedacht haben.
Eben nicht. Wenn der Moment da ist, kommen die Gedanken aus der
Erinnerung, und es entstehen zusätzliche Gedanken. Ich gehe hier nicht
von fliegenden Gedanken in der Person aus, sondern von einem Geschehen,
das ich nur mittels dieses "schlechten" Wortes andeute. Denn ich
definiere einfach "denken" als irgendetwas, was in der Person geschieht,
und ich aber nicht weiß, was da geschieht.
Soweit ein Übersetzungsversuch immerhin eines Satzes
in meine Ausdrucks- und Denkweise. Ich beschränke mich nicht aus Unhöflichkeit auf einen
Satz (wer hasst es nicht, wenn zerstückelt wird, was man geschrieben hatte), sondern weil
mir der Aufwand sonst zu gross würde.
Eben nein, ich bin froh, wenn mir Fehler gezeigt werden. Aber nicht in
meinen Plaudereien, die sicher nur so strotzen vor/von? Fehlern. Da kann
ich nicht so gut aufpassen. Und ich bin nicht so empfindlich. Jeder kann
sagen: Was für ein Quatsch. Dann lache ich mit.
Gruß
JH