Am 29. Januar 2017 um 17:19 schrieb Claus Zimmermann
<Zimmermann.Claus(a)t-online.de>de>:
1) Gibt es einen Unterschied zwischen der
Alltagsaussage "es regnet" und der
Überlegung, ob ich hier nur über meine Eindrücke oder über die Welt jenseits
meiner Eindrücke rede und mich auf das letztere festlege?
Wer die Alltagsaussage macht, wird vielleicht noch zugeben, daß der Eindruck
täuschen kann, aber wird er sich auch wie Descartes sagen "wer einmal lügt,
dem glaubt man nicht, wenn man jede denkbare Betrugsmöglichkeit ausschließen
will"?
Selbst wenn man meint, daß alle Menschen philosophieren, wenn sie "es
regnet" sagen, gibt es noch einen weiteren Unterschied:
Bevor ich die Alltagsaussage mache, sehe ich altmodischerweise aus dem
Fenster, es sei denn, ich verfechte ein Konzept der alternativen Fakten.
Wenn ich der Ansicht bin, daß ich nur über meine Eindrücke reden kann, sage
ich aber nicht, daß ich jeden meiner Eindrücke daraufhin untersucht hätte,
ob ihm etwas außerhalb davon korrespondiert, denn das wäre nur eine
rückwärtsgewandte, nicht prinzipielle, falsifizierbare Aussage, tatsächlich
mit der Alltagsaussage vergleichbar.
Nein, wenn ich, jetzt nicht als Realist, sondern als Solipsist sage "ich
habe den Eindruck, daß es regnet und das ist alles, was ich weiß", lasse ich
im Gegensatz zur Alltagsaussage eine Widerlegung nicht zu, sondern behaupte
ein Prinzip.
Fazit: zwischen den beiden Aussagen liegen Welten.
Wir reden etwas aneinander vorbei.
Dass es einen Unterschied gibt, ob ich über subjektive Eindrücke rede
oder einfach eine Sache behaupte ("es regnet"), darüber herrscht hier
doch Einigkeit zwischen uns. (Und weitere Personen beteiligen sich
nicht an unserer Diskussion. Was bedeutet, dass das Thema entweder
langweilig ist oder technische Probleme vorliegen...)
Meine These ist, dass im normalen Alltagssprachgebrauch (sozusagen
ohne philosophische "Überzüchtung") die Referenz auf Wahrnehmungen
eigentlich Unsicherheit anzeigt.
Wenn ich sage "ich glaube, ich habe ein rotes Auto gesehen", dann wird
der informierte Sprecher daraus eine gewisse Unsicherheit entnehmen.
Solange wir jedenfalls nicht philosophieren.
Sage ich dagegen: "Ich sah ein rotes Auto" oder "Da war ein rotes
Auto", so gebe ich eine Sicherheit vor.
So eine "ich glaube"-Aussage macht man eben in zwei Zusammenhängen:
Religion und um Unsicherheit bezüglich einer Aussage anzuzeigen.
Ebenso wie "wohl" ein einem Satz oder "ich denke".
Naja, eine dritte Möglichkeit gibt es schon noch: Bei psychologisch
geschulten, sehr diplomatischen Leuten, wie "ich erlebe Sie als
aggressiv". Damit sieht man davon ab, jemand anderen seine Deutung "du
bist aggressiv" aufzudrängen. Man nimmt sich bewusst zurück, um ein
Entgegenkommen zu ermöglichen. Ist aber auch sehr situationsabhängig.
2) Sind beschreibende oder behauptende Sätze (für
andere Satzarten muss das
nicht gelten) mit Bildern vergleichbar?
Ich versuche eine andere Theorie vorzutragen und zu verteidigen.
4) Ich fragte nach einem meinetwegen fiktiven
Beispiel, in dem du sagen
würdest, daß du dich über einen Eindruck geirrt hast, damit mir die Aussage
"ich kann mich über meine Eindrücke nicht irren" verständlich wird. Darauf
antwortest du mit der Beschreibung eines Irrtums über einen Sachverhalt,
nicht aber über einen Eindruck, wie ich es ausdrücken würde, ich glaube in
Übereinstimmung mit der üblichen Ausdrucksweise.
Verstehen wir den Ausdruck erst dann klarer, wenn wir das Gegenteil kennen?
Man könnte auch umformulieren: "Auf Ebene der Sinnesdaten ist es nicht
sinnvoll, von richtig und falsch zu reden. Die Sinnesdaten liegen
einfach vor oder liegen nicht vor." Konsens?