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Von: "Dr. Dr. Thomas Fröhlich" <dr.thomas.froehlich(a)t-online.de>
Betreff: Aw: [Philweb] Wer bin ich - wer sind wir
Datum: 15. Januar 2021 um 18:05:53 MEZ
An: waldemar_hammel <waha3103x(a)googlemail.com>
Dritter Anlauf, die beiden Vorversionen hatten wohl zu viele bytes…..
Lieber Waldemar,
dann bist Du, um in heimischer Sprache zu reden hämgegomme, awwa nädd so rischdisch :-)
Unn awwell ä bisl was Aldes, ebbs Andigäs, dä Arischdodeles, wie mia Guurbälza saage
dääde:
http://12koerbe.de/pan/met12-2.htm <http://12koerbe.de/pan/met12-2.htm>
Zitat:
Auf solche Weise aber bewegt das Erstrebte und das Intelligible (Erkennbare)
Es bewegt, ohne bewegt zu werden.
Von diesen Beiden ist das erste dasselbe, denn Gegenstand des Begehrens ist dasjenige,
das als schön erscheint, Gegenstand des Willens ist das, was schön ist.
—> Das Erstrebte bewegt das nach ihm Strebende, ohne selbst bewegt zu werden. Das Gute
orientiert ein bewegliches, intendierendes Wollen auf sich, ohne sich selbst zu bewegen.
—> Es gibt selber Adynamisches, das dynamisierend bewegt. Dieses selber Unbewegte
setzt offenbar Bewegung in Gang.
—> Selber unverändert Bleibendes kann (über das Wie dieses Vermögens / Könnens ist
hier nichts gesagt) Veränderung in Gang setzen.
Das setzt eine Einwirk-Möglichkeit des Einen auf das Andere voraus, die Möglichkeit eines
gemeinsamen Teilhabens, einer Kommunikation, in Deinen Worten die Möglichkeit eines
(einseitig und wechselseitig aneinander getätigten) Wirkens, einer Wechselwirkung.
Der Kontrast von {Unbewegtsein und Sich-Bewegen} ist somit in etwas Weiteres eingewoben,
das quer zu Dynamik versus Nicht-Dynamik liegt.
Analog ist im {Wirklichen Mögliches} enthalten, in der Wirklichkeit die Möglichkeit,
wobei das beidem „zu Grunde liegende“ die ousia ist, die ins Lateinische übersetzt
sub-stantia genannt wurde, und die durch Dekontextualisierung als gedanklich-unempirisch
zu weit gehende Herauslösung aus dem oben genannten Bezogen-Sein,
Auf-Anderes-Wirken-Können, dem In-Etwas-Weiteres-Eingewoben-Sein zu einem Feld-freien, als
Alleiniges herausgestelltes unbewegliches Ding und Wesen und Wesen an sich verstümmelt,
vereinzelt, verunwirklicht wurde.
Ousia ist als adynamisches Einzelding undenkbar, sie ist immer interaktionell zu denken,
womit wir wieder bei Deiner Wechselwirkung sind….
Von welchem Standpunkt aus aber sollte der Rahmen, der „zugleich" {Zeitendes und
nicht Zeitendes} umschließt erkennbar sein?
Das Zeitende gegenüber dem nicht Zeitenden auszuspielen hilft nicht. Eine einseitige
Sicht wie die, die pure Möglichkeit ohne Wirklichkeit konstruiert interessiert Aristoteles
nicht. Er hält sich, ganz Empiriker, unbedingt an die Wirklichkeit.
Aristoteles führt hier als Denkfigur die Erzeugung von Bleiben durch Nicht-Bleiben an,
das Erzeugen von Unverändertem durch Verändern, sprich die selbst-identische Wiederholung,
geometrisch im Kreisen als semantische „Rückkehr“ zu Demselben versinnbildlicht.
Selbst-identisches Wiederholen stiftet also den dem Gleichbleiben-im-Verändern /
durch-Verändern ermöglichenden Rahmen.
Das Identische wiederum ist etwas, das identifiziert werden kann, es ist ein
In-Sich-Bleibend- und-Erkennbar-Zusammenhängen, eine Kohärenz.
Wiederholen des Kohärierens stiftet somit Beharren im Werden, im Verändern.
Zitat:
Und es gibt etwas, das sich immer in unaufhörlicher Bewegung bewegt,
diese Bewegung aber ist die Kreisbewegung.
Dies ist nicht nur durch den Begriff, sondern auch durch die Sache selbst deutlich
Dein richtiges (wenn ich meine Einschätzung hierzu kundtun darf) Konzept der
Wechselwirkung setzt also (stillschweigend oder ausdrücklich) voraus, dass es
Kohärierendes gibt, und dass es in der verwirklichenden Betätigung durch Wiederholen des
Kohärierens mitsamt seines kohärenten Interagierens die Beständigkeit der die Wirkung /
Wechselwirkung inszenierenden Partner gibt.
Das "mitsamt seines kohärenten Interagierens" ist wichtig: es geht nicht um ein
Isolat, und ein beliebiges anderes. Was zwei Kohärierende miteinander anstellen, ist
Ausfluss / Aktualisierung ihres in sich-und-mit-anderem-Zusammenhängens. Damit ist das
Andere immer und von vornherein mitgedacht, es ist immer Text-im-Kontext, der
Wechselwirkungs-Ansatz ist von vornherein kontextuell.
Zitat:
Nun gibt es aber etwas, was ohne bewegt zu werden selbst bewegt
Und in Wirklichkeit (in wirklicher Tätigkeit) existiert;
Bei diesem ist also auf keine Weise möglich, dass es sich anders verhalte.
Denn Ortsbewegung ist die erste unter den Veränderungen, und unter ihr die
Kreisbewegung;
Diese Bewegung aber wird von jenem ersten Bewegenden hervorgebracht.
Also ist es notwendig seiend, und inwiefern es notwendig ist, ist es auch so gut und in
diesem Sinne Prinzip
So viel dazu, wie Aristoteles das Verhältnis von selber Unbewegtem zu sich Bewegendem
reflektiert.
Den beide umspannenden Rahmen kann er nicht benennen, weil hierzu (nicht nur ihm, sondern
uns allen) der über beiden Polen schwebende Standpunkt fehlt.
Auf diesen Rahmen aber reflektiert die Wiederaufnahme der aristotelischen Philosophe
durch den Kölner Albertus Magnus (man kann sein Grab ja in der Dominikanerkirche besuchen)
und seinen Schüler, Thomas von Aquin……
Sorry, wenn ich hier so ausführlich bin, - seit ich mich in der Schule durch griechische
Texte quälen musste, befasse ich mich gerne zumindst mit dem, was darin als Philosophie
enthalten war :-)
Jetzt aber ins Freie, die Sonne scheint….. (Nachtrag 18 Uhr: das war, als ich den Text
schrieb…)
Viele Grüße
Thomas
Am 15.01.2021 um 10:23 schrieb "Dr. Dr. Thomas Fröhlich":
Liebe philwebler, gerne nehme ich das freundliche
Angebot an, beim Vornamen zu bleiben - ich heiße Thomas….
na gut, dann halt krumm-beere, und "krumm" noch zu "grum" verbogen
...
(oder sollte das etwa von "grundbeere" stammen?)
ich kann da nicht mehr richtig mit-"spreche", weil ich erst nach 50 jahren
wieder nach sobernheim bei kreuznach
aufgrund einer erbschaft (kleiner bauernhof) zurückkam, sodass mir die leute hier in sob
jetzt ständig einen merkwürdigen dialekt nachsagen,
selbst wenn ich "sowwerummer platt" sprechen will, ist es mit
aachener/rheinländisch/kölsch gemischt
de grumbeer an sich
https://pfl.wikipedia.org/wiki/Kartoffel
<https://pfl.wikipedia.org/wiki/Kartoffel>
*
die warnungen vor solanin/solanidin (im kartoffelkraut und grünen kartoffeln) sind
übrigens maßlos übertrieben,
aber, es wird selbstredend leute geben, die schon beim schieren anblick einer kartoffel
tot umfallen ...
das problem hierbei ist, wir disPutieren "gott mit/in welt" => wie kann ein
wechselwirkungsfreier gott (sonst verlöre er seine attribute),
der aufgrund ww-freiheit zudem nicht existieren kann, trotzdem mit einer ww-welt
interagieren?,
anders gesagt, die legende vom unbewegten beweger, oder vom hasen, der hase und nichthase
gleichzeitig ist ...
gruß,
wh.