Lieber Herr Hipp,
Danke für Ihren Hinweis auf Heraklit!
Lieber Herr Hammel, danke für Ihre köstliche Entzauberung des Emergenz-Begriffs!
Hierzu: wenn man den Begriff „neu“ durch den Begriff „anders“ ersetzt, und das
So-oder-anders-Sein als eigenschaftsbezogen auffasst, dann hat man zugleich die
Seins-Ebene des jeweiligen So-Seins im Blick, als auch die Möglichkeit der Veränderung
einer aktuellen Verwirklichung (actus, wirklich - Begriffsdoppelung, sorry) des Seins zu
einem impliziert. Das Anders-Sein des Anderen ist aber nicht radikal anders, sondern mit
dem, von dem es sich als das andere unterscheidet „verwandt“. Dieses
Miteinander-Verwandt-Sein kann man ausdrücken, indem man sagt, beide besprochenen
Ausprägungen des Seins entsprängen einer Wurzel, die die betreffenden Verwirklichungsarten
der Möglichkeit nach in sich enthalte.
Jede Verwirklichung ist, indem sie identifizierbar ist die Ausprägung von etwas in sich
Zusammenhängendem (das auch mit anderen zumindest zeitweilig stabil zusammenhängt, sonst
wäre es nicht durch eben solche Andere fassbar). Die gemeinsame Wurzel von miteinander
verwandtem jeweils Zusammenhngenden kann immer nur aus der Beobachtung heraus geschlossen
und vermutet werden, es ist eine Hypothese, die behauptet, dass Eines und ein Anders
erstens miteinander verwandt seien und die sich zweitens einen Reim darauf macht, woher
dieses Miteinander-Verwandt-Sein denn kommen könnte, und das mit der Vermutung versieht,
dass es einer gemeinsamen Ermöglichungswurzel (dynamis, potentia) entsprungen sei.
Eine auf der Verwirklichungs- und Wirklichkeits-Ebene getroffene Feststellung wird also
unterlegt mit einer - begleitet von einer - Vermutung / Behauptung / Hypothese, die
Ermöglichungsebene betreffend. Auch wenn die Vermutung sich retrograd als offensichtich
zutreffend erwiesen hat, bleibt sie für das Nächste, das Kommende dennoch weiterhin eine
Vermutung, der hypothetische Charakter wird durch den Richtigkeitsbeweis, das Vergangene
und soeben Beobachtete betreffend nicht aufgehoben.
Die durch einen ermöglichenden Grund unterlegte Eigenheit, Eigenschaftlichkeit ist und
bleibt somit der Vermutung nach im jeweiligen ERmöglichungsgrund verwurzelt, das heißt,
sie bleibt in ihrer Art entstehungs- und damit veränderungsfähig, sie bleibt dynamisch.
Damit ist eine Reduktion auf bloße Größe („Summe“, „mehr als“ = der Größe nach mehr als)
umgangen, die „Offenheit“ in Bezug auf Zukunft und Zeiten bleibt bestehen.
Zugleich ist das Zusammentreten von Verwirklichungen eines von Dynamiken, die ihr
Veränderungspotential behalten haben, und nicht eines von toten, erstarrten, zu leblosen
Teilen dekontextualisierten Zeichen. Die Potenz-gestützte Prozesshaftigkeit wiederum macht
beim Zusammentreten von „Teilen“ eine Passung und ein
Sich-Miteinander-Kohärenz-gestützt-Befassen“ nötig, das eine Abstimmung und Einstimmung
und schließliche zeitweilige Übereinstimmung von beteiligten Dynamiken zur Folge haben
kann.
Deren Zusammengesetztsein ist dann Ergebnis eines Annäherungprozesses, und nicht die Summe
fixer, in sich abschliessend eingefrorener, damit für alle Zeiten bestimmbarer Teile.
Der quantifizierende Zugang basiert auf der Hypothese, es gebe solche für immer fixen,
unbezogenen, unveränderbaren Teile, das einmal Identifizierte bleibe als isoliertes auf
immer ein einzelnes, feststehendes Ding, und es könne, weil kein Prozess, sondern ein
purer Zustand umstandslos und augenblicklich-zeitlos-instantan zu weiteren sochen Dingen
addiert werden.
Viele Grüße,
Thomas Fröhlich
Am 13.01.2021 um 08:14 schrieb Joseph Hipp via Philweb
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Am 13.01.21 um 04:40 schrieb waldemar_hammel via Philweb:
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So kommt es von W.H. an, und dann muss man die "eml" anklicken, um an den Text
zu kommen, umständlich, aber ok.
So wie ich die eml verstehe, ist W.H. analog zu Heraklit weiter als alle
Emergenztheoretiker. Die entsprechende Schule, die Heraklit zu gründen versäumt hat, ist
gangbar und vernünftig wie diejenige, die "das Sein" betont. Unabhängig davon,
mit welchen Überlegungen eine Person dahin kommt. Wer immer wieder meint, dass eine vor
ihm liegende Sache fest ist, ist zum Staunen verurteilt, wenn er sieht, dass etwas Neues
entsteht, sobald die Zeit vergeht, oder wenn die Sache sich mit anderem verbindet.
Derjenige, der "das Werden" überall sieht, kann nicht mehr staunen, wenn etwas
sich ändert. Er müsste jeden Tag sagen: Hier ist Emergenz, da ist Emergenz, aber weil er
das Werden immer sieht, also die jederzeitige Emergenz, wird das Wort bedeutungslos.
Vielleicht glaubt er mehr noch an Emergenz als die Emergenztheoretiker, und hat es satt,
wenn ihm andere dieses Wort unter die Nase halten, wenn sie sagen, dass sie hier und da
etwas Neues gefunden haben, statt zu sagen, was denn das Neue ist, das sie gefunden haben,
und dann ein geheimnisvolles Wort für das Neue benutzen. Andere zeigen das Neue, so die
Journalisten, in dem Sinne wären sie an der Spitze der Emergenz, denn sie finden immer das
was neu ist, und sie drängen es anderen auf. Es fehlt noch, dass sie sagen: Wir wissen am
besten, was Emergenz ist. Nebensächlich gefragt: Stimmt die Analogie Feuer bei Heraklit=WW
bei W.H.?
J.H.
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