Waldemar, nach Deinem eruptiven Hilfeschrei "scotty, beam mich hier
weg, ich hab genug von mensch und seinem tun gesehen, dass es mich
graust und ekelt"
gibt diese äußerst interessante Analyse durchaus zu denken:
wh: „k. [Kierkegaard] für mich ein unerwachsen gebliebener mensch, ein
misslungener menschentwurf, weil nie "ausgeschlüpft", ein trauerspiel,
einer, der sich äußerlich, ua literarisch, ergebnislos ankämpfend
abarbeitete, weil er innerlich sich nicht wandeln, "ausschlüpfen" konnte
= sein literarisches kommt mir vor wie ein einziger hilfeschrei“
Es kommt Dir nur so vor, weil Du seine Werke nicht (vollständig) gelesen
haben kannst, Dir jedoch anmaßt, ihn in dieser vernichtenden Weise zu
referieren!
Nun zu Deiner Frage:
wh: „kann ich mein argument "welt = sinnfrei" komplett zurückziehen?, da
mir offenbar worte, fähigkeiten fehlen, darzustellen, was ich damit
meine, es gelingt mir hier einfach nicht, den für mich klaren
unterschied zwischen "sinnlos" und "sinnfrei" darzustellen, dabei
hielt
ichs für einfach ...“
Nein, Du sollst dieses Argument nicht zurückziehen, aber auch nicht
durch diese Erläuterung Deiner damit verbundenen Intention implizit
ausdrücken, andere seien nicht in der Lage, den Unterschied zwischen
„sinnfrei“ und „sinnlos“ zu verstehen.
Um hier Klarheit bezüglich der ausgetauschten Argumente herzustellen,
stelle ich kurz die zentralen Aussagen gegeneinander:
Zu der von Dir hier schon lange und immer wieder postulierten
Sinnfreiheit von Welt und deren Lauf schrieb ich zuletzt:
kj: So beispielsweise die Frage bezüglich der Sinnhaftigkeit dieser
Lebenswelt. Wenn deren Sinnfreiheit postuliert wird, impliziert das die
Auffassung bzw. das Argument von Beliebigkeit: Leben und Welt könnten
sinnvoll aber ebenso sinnlos sein.
Jetzt unternimmst Du nun einen „letzten Versuch“, Deine Interpretation
von Sinnfreiheit zu verdeutlichen:
wh: „vielleicht noch' letzter versuch: originär sinnfrei (welt,
weltablauf) heißt, es kann, muss aber nicht, (zb von mensch) mit
beliebigen sinn-en besetzt werden =“
Deine Erläuterung drückt doch geradewegs die Ambivalenz aus, die von Dir
postulierte Sinnfreiheit beliebig interpretieren zu können: entweder der
Welt und ihrem Ablauf eine Sinnhaftigkeit zuzuschreiben ("mit beliebigen
sinn-en besetzt werden"), oder eben nicht!
Unabhängig davon, ob diese Zuschreibung von Menschen oder sonstig
angenommener Instanz erfolgt, geht daraus zweifelsfrei hervor, dass das
Postulat pro – contra einer Sinngebung bzw. Zweckbestimmung für Welt und
Leben von der jeweiligen Weltanschauung abhängt.
Somit ist doch nur zu verständlich, dass Du entsprechend Deiner
Weltsicht jegliche präexistentielle Sinngebung ablehnst aber zufolge
Deiner intrinisch angelegten Bewusstheit einer grundsätzlichen
Zweckbestimmtheit und damit Sinnhaftigkeit Deines Lebens (ausgeprägt als
Überlebenstrieb), dieses in der Begrifflichkeit von Sinnfreiheit verbrämst:
wh: „die welt als originär leeres spielfeld, auf dem man (zb mensch) die
unterschiedlichsten spiele spielen kann und könnte - welt als "sinnlos"
hingegen wäre ein spielfeld, auf dem es grundsätzlich verboten/unmöglich
wäre, auch nur irgendein spiel zu spielen - und welt als originär
sinnvoll wäre im beispiel ein spielfeld, auf dem die art des spiels (der
sinn) von anbeginn vorgeschrieben wäre, zb nur fussballplatz, und da die
welt physikalisch ist, und physik keine sinnhaftigkeit kennt (es ist,
wie es ist, usw), betrachte ich die welt an sich als eben sinnfrei,
oder, vielleicht anders ausgedrückt, aber dasselbe meinend: welt
bedeutet nur sich selbst, und ist daher "objektiv" ohne
bedeutung/bedeutungslos, kann aber inner-weltlich mit beliebigen
bedeutungen (zb von mensch) "aufgeladen" werden.
Deine Welt ist für Dich und nur! für Dich „bedeutungslos“!!
Abgesehen davon, dass es ebenso anderen Menschen unmöglich ist, einen
ihrer Lebenswelt zugrundeliegenden Sinn und Zweck anzunehmen, stellt
sich die Frage:
Mit welchem Recht und welcher Arroganz sprichst Du jedoch generell
Menschen deren Empfinden bzw. Überzeugtheit von Lebenssinn und -zweck,
sowie entsprechende Zuschreibungen ab!?
Es ist mir immer wieder dieses enorm aufkommende Ärgernis, in welcher
prätentiös angelegten Art und Weise Du hier Behauptungen aufstellst, die
ganz und gar nur Deiner Weltsicht und die Deiner Gesinnungsgenossen
entsprechen! Pure gnadenlose Dialektik, dieser Attitüde folgend, im
Wechselspiel dann (hinsichtlich Deiner ausgeprägten Affinität zur
Tierwelt) in herzzerreißende Mitleidsethik zu verfallen.
Zudem sollten wir hier schon darauf achten, dass philweb letztlich nicht
doch noch durch penetrant und bisweilen brutal gnadenlose Beschreibung
der Unbilden dieser Welt (mit Bezug auf dramatisch persönliche
Lebenserfahrung bzw. Familien-Vita) getötet wird. Zunehmend frage ich
mich, ob das hier ein an philosophischer oder doch eher
psychologisch-pathologisch orientierter Thematik ausgerichtetes Forum
ist bzw. als solches instrumentalisiert wird.
Obendrein angesichts dieser Unverschämtheit:
wh: "und es sind bei uns immer hauptsächlich die geistig
zurückgebliebenen jodmangel-zwerge gebirgiger gegenden (alpin usw).
Junge, Junge, angesichts dieser Großkotzigkeit muss man da schon
gewaltig an sich halten!!! Und bald ist es nicht mehr nur dieser alberne
"Onkel Waldi" von dem ich nichts mehr hören will, sondern auch von
diesem Welt und Heimatland verachtenden Misanthropen WH
Welt ist definitiv nicht nur „physikalisch“, sondern das sich darin
abspielende Leben ist sowohl von Physis wie auch von Psyche getragen und
bestimmt. Psyche gilt allgemein anerkannt als nichtkörperliche Wesenheit
des Menschen. Diese Nichtkörperlichkeit ist im allgemeinen
Sprachgebrauch mit dem Begriff von Immaterialität besetzt. Darauf komme
ich zurück.
Die Empfindung einer Sinnhaltigkeit von Leben und Welt ist demnach nicht
eine Angelegenheit allein der Physis (allenfalls reflexiv darauf
rückwirkend), sondern auch die der psychischen Konstitution des
Menschen. Aus dieser Befindlichkeit heraus erfolgt selbstverständlich
eine subjektiv vorgenommene Zuschreibung von Sinn- und Zweckbestimmtheit
der jeweils individuell erfahrenen Lebenswelt, modulo der Annahme einer
präexistentiell angelegten Zweckbestimmtheit.
Im Kontext Deiner Argumentation komme ich noch einmal kurz auf die
zuletzt von mir beschriebene Problematik des Existentialismus zurück:
Wenn ein Mensch sich selbst und ausschließlich für die Zuschreibung von
Sinn- und Zweck (seines Lebens) verantwortlich sieht, dieser
Verantwortung jedoch nicht entsprechen kann (wie an unzähligen
Leidensgeschichten erkennbar), d.h. nicht in der Lage ist, sich Ziele zu
setzen und diese zu erreichen, somit also an Sinn und Zweck seines
Lebens zu (ver)zweifeln beginnt, folgt unausweichlich der Absturz in die
psychisch-pathologisch bedingte Halt-und Hilflosigkeit.
Das ist dann das "worst-case scenario" des Existentialismus!
Karl
NB: Christen sehen den Grund der oben beschriebenen Haltlosigkeit als
Folge von Gottlosigkeit. Wir wollten das Thema eigentlich aussparen,
doch Du hältst Dich nicht daran und so gehe ich in einem weiteren
Beitrag ebenso nocheinmal! darauf ein (bevor offenbar auch ich meine
diesbezüglichen Argumente zurücknehmen sollte).
Haltlosigkeit mit fatalen Folgen, wie Du sie in dieser
niederschmetternden Beschreibung Deiner Vita und der Deiner Eltern
sowie Großeltern schilderst, darin erkenne ich nichts anderes als einen
ebenso erbitterten Hilfeschrei – damit schließt sich der Kreis zu dem
eingangs zititierten.