Am 01.09.21 um 03:47 schrieb K. Janssen via Philweb:
Wenn Du, Joseph, den Betrachter als Menschen annimmst,
dann ist er
doch immer auch Person,
Ja.
was allerdings nichts über deren Persönlichkeit
aussagt;
Ich nutze/verwende das Wort Persönlichkeit nicht. Hier setzt bei mir
schon die Beschränkung ein. Ein Beispiel: Das Wort "Genie" lädt zur
Frage ein, wer denn ein Genie ist, und wer keins. Bekannt in diesem
Zusammenhang ist auch "die Intelligenz", die jedoch vermutlich im
ungenauen Sinne gebraucht werden kann. Ich weise ganz von mir ab,
zusätzlich zu Person eine Persönlichkeit zu haben oder eine
Persönlichkeit zu sein. Zu einer gewissen Zeit war auf dem Stern die
Frage auf der Titelseite: War Hitler ein Genie? Es könnte auch jemand
hingehen und fragen: Ist Trump eine Persönlichkeit? War BinLaden eine
Persönlichkeit? In dem Sinne, dass sie sich von den Medianmenschen, ich
sage gerne von mir, abheben. Derartige Fragen brauche ich nicht ernst zu
nehmen, weil ich schon das Wort nicht nutze.
Gut, du hast das Wort Persönlichkeit vermutlich im ungenauen Sinne
verwendet, ok, das nehme ich als korrekt an. Und damit:
mit dieser spezifischen Charakteristik kommt ein
psychologisches
Element der betrachtenden Person in‘s Spiel, das sich intersubjektiv
im Rahmen der jeweils gegebenen sozialen Umgebung entwickelt
(Sozialisation) und sich im Gegenzug wieder darin einbringt.
Richtig.
Die Betrachtung an sich sei grundsätzlich Fiktion,
sagt Vaihinger;
diese Aussage und ihn selbst „ernst zu nehmen“ setzt natürlich voraus,
sein Denken, seine „Philosophie des als ob“ überhaupt verstanden zu
haben.
Das frage ich mich, denn die "Philosophie des als ob" ist das einzige
Buch, das ich derzeit von ihm las. Ob ich ihn verstanden habe, kann ich
nicht sagen, nur dieses ganz einfache Unterscheiden von Hypothese und
Fiktion ist ständig bei mir bewusst und vorhanden. Dies unterschied er
nämlich ganz genau, so kann ich mich erinnern, und zudem, wie eine
Fiktion eingesetzt wird, und später weggeworfen wird, sozusagen wie ein
Katalysator. Ob ich mehr von ihm habe weiß ich nicht. Übrigens ist die
"Philosophie des als ob" verfügbar, ich will durchaus hinein blättern
gehen:
https://archive.org/download/DiePhilosophieDesAlsOb und
https://ia600406.us.archive.org/15/items/DiePhilosophieDesAlsOb/HansVaihing…
Dabei geht es nicht um üblich formales Verständnis
seiner
Argumentation , sondern darum, wohin Vaihinger mit seiner „Logik der
Un-Logik“ hinaus will.
Wie gesagt ist mir die "Logik der Un-Logik"
unbekannt.
Schon mehrmals hast Du Vaihinger hier angemerkt und
diesmal bist Du
womöglich im Zusammenhang der letzten Beiträge über Ursache-Wirkung
wieder an Vaihinger herangerückt.
wenn du es sagst, muss es wohl sein.
Überhaupt dachte ich schon früher daran, Du seist die perfekte
Wiedergeburt dieses „Ausnahmephilosophen“.
Das wäre schön.
Dazu würde ich Dich fragen wollen, ob Dein
(philosophisches) Denken
ursächlich von ihm geprägt wurde oder ob Dich Deine Art zu denken mit
ihm in Verbindung gebracht hat.
Wie schon geschrieben, ich nehme an, aber ich weiß
es nicht so sicher.
Denn einiges andere als nur die Systematik der Vaihinger-Fiktionen
könnte bei mir hängen geblieben sein.
Ich vermute letzteres, da Du ebenso akribisch die Dir
aufscheinende
Lebenswelt in ihre Einzelheiten zu zerlegen, sie nach gewissen
Strukturen einzuordnen bzw. verschiedenen Ebenen zuzuordnen suchst.
Vor Vaihinger
hatte ich diese "Schwäche" auch schon, das stimmt, und ich
begann ja nicht mit ihm, sondern mit anderen.
Dieser Hang zur Akribie und dabei doch auch ein eher
unstrukturiert,
fragmentarisch erscheinendes Gesamtbild Deiner Ausführungen, sowie
gewisse Affinität hinsichtlich Vaihingers Rede von der Mühe des
Denkens, wonach diese beiträgt, Wahrnehmungen des Lebensumfelds zur
Fiktion geraten zu lassen, scheint Dich mit ihm zu verbinden.
Das ist mir eine Ehre.
Bei aller möglichen Irritation bezüglich Vaihingers
Thesen denke ich
schon, dass diese Art und Weise, Leben und Erleben zu hinterfragen, es
ergründen und einzuordnen zu wollen, ein unorthodoxer aber
wahrscheinlich genau deshalb ein geeigneter Weg ist, solchermaßen als
Betrachter einen Blick hinter den Schleier der Natur zu erhaschen.
Also habe ich mir in den vergangenen Wochen immer wieder mal Vaihinger
vorgenommen, dessen Thesen ich zu früheren Zeiten eher pejorativ
wertete, vor allem wohl meiner ablehnenden Haltung gegenüber dem
logischen Empirismus geschuldet (wir hatten das kürzlich hier bzgl.
Carnap erörtert); diese zurückgestellt öffnet sich der Blick für eine
sehr spezifische Perspektive auf Vaihingers Annahmen, die er
vornehmlich in seiner „Philosophie des als ob“ darlegte.
Bei näherer und vor allem objektiver Sichtweise zeigten sich mir diese
Ausführungen in einem bislang von mir nicht beachteten Zusammenhang
und ich möchte versuchen, diesen hier etwas ausführlicher
vorzustellen, damit wir ein Stück weit aus dieser unglücklichen
Fragmentierung von thematisch angelegten Beiträgen herauskommen, die
sich durch lediglich kurze „Basta-Argumente“ oder Literaturhinweise
bzw. Web-Links ergibt.
Ich freue mich darüber, dass du Vaihinger jetzt besuchst. In diesem
Sinne zeigt der Satz auf der Titelseite, dass zumindest dieser F.A.
Lange von ihm beeindruckt war.
Vaihingers „Philosophie des als ob“ erscheint mir als
ein Ausbrechen
aus üblichen Vorstellungen von Wahrnehmung und deren Interpretation
und wo diese an an fixierte Muster tradierter und demnach (vornehmlich
religiös) sozialisierter Denkrichtungen gebunden sind, kann oder will
es nicht gelingen, Verständnis für Vaihingers revolutionäre Idee zu
entwickeln.
Da du auch in diesem Sinne einen Widersacher der "tradierten ..
Denkrichtungen", Nietzsche trotzdem achtest, kann ich seine Zugangsweise
erinnern: Deine Widersacher bringen dir mehr als deine Freunde.
Nicht also .... bis:
In Abkehr von üblicher, zumeist negativ besetzter Vorstellung und
Erklärung von Fiktion als Ausdruck eines unlogischen,
widersprüchlichen oder schlichtweg nicht gegebenem Wirklichkeits- bzw.
Wahrheitsbezugs wird geradewegs ein sich daraus ergebender Vorteil
konstruiert, wonach sich „unlogische Annahmen als tauglich erweisen,
die Wirklichkeit zu erkennen bzw. sie zu berechnen“.
Das ist es gerade, und die
Beispiele des Vaihinger sind mir im Kopf,
wenn ich Zeit habe, gehe seine "P... als ob" noch absuchen. Mit deinen
weiteren Ausführungen machst du eine Geschichte seiner Philosophie, das
freut mich.
In der Philosophie sei „halbe Wahrheit schon die ganze
Unwahrheit“,
formulierte Adorno und mag sich dabei an G. Freges „Die Wahrheit
verträgt kein Mehr oder Minder“ oder womöglich an Matth 5/37
orientiert haben: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber
ist, das ist vom Übel“.
Diese drei Sätze mit Quellen kann ich so nicht wiederholen.
Denken hat
mit Denkbarkeit zu tun, und deswegen ist es immer außerhalb von wahr und
falsch. Darüber, darunter ist sowieso bei mir nicht möglich.
Gedankenexperimente laufen ständig ab.
Doch was ist Wahrheit? Seitens logischer Bewertung
sollte gelten:
entweder trifft ein Sachverhalt zu oder eben nicht. Sofern es sich um
dessen eindeutig feststellbare Gültigkeit handelt (etwa sicher
ermittelte technische Messergebnisse ist die Frage nach Wahr und
Falsch problemlos zu klären, wie z.B. der Zustand elektrischer
Potentiale bezüglich logischer Festlegung (0 oder 1).
Logik und Mathematik können als Konstruktionen immer weiter gebaut
werden, im Vergleich zu den anderen (für dich vermutlich real gedachten)
Sachen, die auch konstruiert werden können, dies nicht pejorativ
gedacht, die Verbindung kann von Zeit zu Zeit mit anderen Sachen gemacht
werden, aber nicht immer. Du machst es mir schwer, wegen dir muss ich
nun eine vorläufige Version der Qualia hier eingeben:
https://weltordnung.de/Qualia.html, und
https://weltordnung.de/Qualia-erleben.html im Rohzustand. Ich freue
mich, dass ich die letzten Wochen erst auf dieses Wort gestoßen bin, das
die Möglichkeit zur Kommunikation zu dem gibt, das ich vor zig Jahren
bearbeite. Aber darum geht es hier nicht, sondern nur um den Absatz
dort, der mit "What is it like to be a bat?" anfängt. Hier kann auch das
Beispiel von Mengenlehre vs. Boolesche Algebra angeführt werden, es sind
zwei Ebenen, und die eine kann als Interpretation der anderen angesehen
werden, was widersprüchlich zu sein scheint, ist es aber nicht, ich weiß
nicht ob Tarski das als erster sehr klar zeigte. Die letzten Wochen
bearbeitet sich bei mir auch das Thema der Ebenen. Jeder könnte mich
zurück in die Schule schicken und sagen: Geh doch erst mal Nicolai
Hartmann lesen. Die Zeit fehlt, und es gibt überall zu viel Mischung von
Fremdem. Hierin, in dieser Mischung liegt auch das Problem der
Halbwahrheit, das du ansprichst.
Ähnlich verhält es sich bei Sachverhalten, die einer
objektiv – also
intersubjektiv – festgestellten Gegebenheit entsprechen und demnach
entweder zutreffen, damit als wahr einstufbar sind oder eben nicht und
somit als falsch zu werten sind.
Richtig: Hier geht bei mir immer bewusst ab: Ebene der Sachen, es geht
hoch oder runter zu einer anderen Ebene, es wird eingesetzt, gerechnet,
wieder herausgenommen in die erste Ebene, und schon geistert wieder
Vaihinger, kannst du denken.
Wesentlich schwieriger wird die Festlegung auf
Wahrheit (in Bezug auf
Frege) wenn Aussagen durch ein „mehr oder minder“ abgestuft erfolgen,
wodurch das genuin angelegte Wahrheitsprädikat verfälscht oder auch
schlicht (im Sinne der Lüge) missbraucht werden kann.
Mit Vaihinger erübrigt diese
zusätzliche Diskussion nicht, aber
vielleicht geht es auch zumindest teilweise ohne.
Das von von Waldemar hier kürzlich angebrachte Argument, Wahrheit (als
Begriff) sei ausschließlich nur als fehlerbehaftete Substantivierung
aus Attributen, Adjektiven ein rein sprachliches Hilfsmittel, das in
der (Lebens-)Realität keine Entsprechung hat,
das kann einerseits korrekt so sein, aber du schreibst dann selbst
wieder korrekt:
trifft in oben angeführter Bedeutung bezüglich
objektiver
Nachweisbarkeit eines zutreffenden Sachverhalts nicht zu.
Zunächst gilt, dass Attribute nicht mit Eigenschaften
und Semantiken
gleichzusetzen sind.
Richtig.
Eigenschaften kennzeichnen eine eindeutig und objektiv
nachweisbare
Beschaffenheit, resp. eine spezifische Substanz und Qualität eines
Gegenstandes, einer Sache oder einer Person und sind somit nicht der
Kategorie von Reflexionsbegriffen zuzuordnen.
Richtig, und das ist Thema bei den Qualia. Beides Sachen sind denkbar.
Die Qualia und auch die (äußeren) Eigenschaften. Und sie sind getrennt
zu sehen, das habe ich in der Tabelle im Text "Qualia-erleben" gezeigt,
der durchaus Waldemars Ausführungen kommentiert.
Attribute sind - oftmals subjektive - Zuschreibungen
(Attribuierung)
zur Beschreibung oder Erklärung spezifischer Charakteristika; sie sind
damit Beifügungen zu Subjekten/Objekten etwa zum Zweck präzisierender
Zusatzinformation.
Soweit Attribuierung subjektiv erfolgt, unterliegt sie der Möglichkeit
, fehlerbehaftet und damit nicht zutreffend (also schlicht falsch) zu
sein und bekommt möglicherweise einen reflexionsbegrifflichen Status,
etwa die bewertende Rede über Religion, Technik oder das Leben
schlechthin.
Somit unterscheiden sich Reflexionsbegriffe (als reflektierte, in das
logische Verhältnis der Vielgültigkeit gebrachte Vorstellungen, wie
Kant es definierte) von eindeutigen Begriffstypen (wie eben
Eigenschaften) allein durch ihre Objektstufigkeit; sie beziehen sich
also nicht objektiv auf Gegenständliches oder Reales und bieten damit
Raum für daraus resultierende Hypostasierungen und Ontologisierungen.
Richtig, nur geht es danach weiter auf das Glatteis, je nachdem wo dies
alles gesagt wird.
Waldemars „Karwendelgebirge“ attribuiert er also als schön und ich das
Kaisergebirge als noch schöner. Ein „Flatlander“ könnte sich dort als
sehr eingeengt fühlen und beide Gebirgszüge durchaus nicht als schön
empfinden. Alle werden jedoch zustimmen müssen, dass Tonalit und
Granodiorit dort gemeinsam vorkommende Gesteinstypen sind und
faktisch damit ein wahrer, objektiv gültiger Sachverhalt gegeben ist.
Ob man diese Steinart als schön definiert oder wahrnimmt und daher in
diesem Kontext von deren Schönheit spricht, ist also eine subjektiv
vorgenommene Zuschreibung und kann somit nicht grundsätzlich als
„falsch“ angesehen werden; sehr wohl jedoch als unrichtig zu
bezeichnen wäre eine subjektiv getätigte Aussage, wonach der Steintyp
Tonalit nicht in den alpinen Gesteinskomplexen (trotz der objektiv
festgestellten Gegebenheit) vorkäme.
An diesem Beispiel wollte ich darlegen, dass mit entsprechenden
Reflexionstermini formulierte Reflexionsbegriffe, diese wiederum als
sog. Metaprädikate die gängige Sprachkultur abbilden.
Reflexionsbegriffe haben dabei die maßgebliche Eigenschaft, eine nicht
klassifizierende Übersicht über einen Sachverhalt oder einen
Themenkomplex zu bieten und damit kontextabhängig sind (wie ich das
vor einiger Zeit für das Frage/Antwort-Spiel schon erwähnt habe).
Will man in einem laufenden Frage-Antwort-Spiel (etwa innerhalb einer
Diskussion) zu einem bestimmten Thema eine möglichst große
Schnittmenge an Wissen und Erfahrung erzielen eine, sollte noch keine
abschließende Kategorisierung bzw. Klassifikation stattfinden (etwa
durch „Basta-Argumente“). Das würde durch Gebrauch kontextsensitiver
Reflexionsbegriffe bzw. Metaprädikate (als gegenständlich
differenzierende, gemeinschaftlich logische Reflexionsbegriffe) gelingen.
Das hast du alles korrekt so geschrieben, ich freue mich darüber.
Vielleicht kannst du dich mit dem vorgeschlagenen Wort Qualia
anfreunden, ohne allzu viel hinein zu interpretieren, was ich (wie du
wie du schreibst, "akribisch") zu vermeiden suche. Andererseits ist eine
Vermischung der Qualia mit den Eigenschaften auf unserem Stadium des
Denkens nicht dienlich. Ob später Korrespondenzen gesehen werden können
ist eine andere Sache.
Soweit zu dieser theoretischen Begriffs-Spielerei,
wenn hier schon mit
Begrifflichkeiten von „Reflexionstermini“,
Attributen/Eigenschaften/Semantiken und unzulässiger
„Versubstantivierung“ argumentiert wird.
Die unzulässige Versubstantivierung ist bekannt, und es wird oft
unzulässig versubstantiviert. Nur muss man wissen wo das wichtig ist,
und wo nicht. Zu Semantiken habe ich zudem keinen Bezug, ich nutze
dieses Wort nicht. Bedeutung und Begriff nutzen mir nicht, und zu
nichts. Höchstens zur Kommunikation, denn es ist das übliche Falschgeld
des Schopenhauer.
Bei diesen abstrakten Spitzfindigkeiten und
Begriffsdefinition von
„Wahrheit“ möchte ich mich nun aber nicht aufhalten, dies im
Bewusstsein einer mir zu Kinderzeiten vermittelten Maxime zur
Wahrheitheitsfindung: „Die Sonne bringt es an den Tag!“ (Schma Sina!).
Ja, nur Zeitverschwendung.
Das Folgende, das du schriebst, lasse ich so als Zitat, weil es gute
(lobenswert philosophische) Überlegungen enthält, in meinem
Sprachgebrauch Denkbarkeiten, die als solche weit gefasst sein dürfen
und zumindest anregend sind.
Vielmehr bin ich tatsächlich am „Dritten“ zwischen
zwei Zuständen
interessiert und komme wieder zurück zu Vaihingers Fiktion und seine
„Logik der Unlogik“ also die Vorstellung von der Existenz eines
Dritten zwischen „Wahr und Falsch“, die auch Aristoteles insoweit
teilte, als der Ausschluss eines Dritten zwischen Gegensätzen nicht
für Zukünftiges gelten könne, da diese aus der Gegenwart gesehen weder
als wahr oder falsch zu werten sind (de interpretatione(7)).
Vaihinger bezieht sich m.E. nicht auf Zukunft und es geht ihm nicht um
die Ablehnung resp. Annahme eines Dritten zwischen „wahr“ und
„falsch“, sondern vielmehr um das Faktum, das man diese (wahr/falsch-)
Wertung schlechterdings nicht treffen kann, da die dazu erforderliche
Interpretation dementsprechender Wahrnehmung eben Fiktion sei.
Bei dieser Festlegung wird/kann Vaihinger nicht von der Möglichkeit
faktisch technischer Evaluierung ausgegangen sein, seine Idee bezieht
sich denn auch auf einen gänzlich anderen Aspekt, den ich gerne an
oben bereits angeführter diesbezüglichen Interpretation von W.
Jerusalem deutlich machen möchte:
Dieser beschreibt in erstaunlicher Voraussicht bereits 1912, was heute
Bestandteil der Informations- und Steuertechnik ist und führt als
Beispiele den „unlogischen“ Kunstgriff der Flächenberechnung eines
Kreises (als Vieleck mit sehr hoher Seitenzahl) sowie den von Leibnitz
und Newton eingeführten Begriff des Unendlich-Kleinen, also eine
Infinitesimal-Fiktion als Grundlage der heute in der höheren
Mathematik angewandten Infinitesimalrechnung an.
Auf Technik bezogen gilt für herkömmliche Rechnertechnik das
Bivalenzprinzip zweiwertiger Logik und somit gibt es kein „Drittes“
zwischen WAHR/FALSCH oder eben zwischen Eins und Null.
Anders verhält es sich bei Quantenrechnern. Hier können Bits nicht
nur einen von zwei möglichen Zuständen einnehmen (0 oder 1) sondern
das sog. Qubit (oder bei mehreren davon das Quantenregister) kann sich
für eine gewisse Dauer (Kohärenzzeit) in einem Zustand zwischen Null
und Eins befinden, den man als Superposition bezeichnet.
Ich hatte diese Zusammenhänge vor einiger Zeit hier beschrieben und
möchte diesbezügliche Details daher nicht weiter ausführen.
Entscheidend bei dieser Betrachtung ist nun lediglich die Möglichkeit
einer parallelen Informationsverarbeitung mit mehrwertiger Logik als
„Parallelprozessing“ im verfügbaren Zeitfenster des Zwischenzustands
(Kohärenz) bis zu dessen Zusammenbruch (Dekohärenz).
So gibt es also gewissermaßen etwas zwischen Null und Eins, zwischen
Wahr und Falsch, als eben einen undefinierten Zustand, wie er sich
auch im Begriff von Fiktion, darstellt.
Aus diesen Vorstellungen könnte man ableiten, dass sich in diesen
fiktionalen „Zwischenwelten“ (Kohärenz als Zustand der Potentialität)
quasi unendliche Möglichkeiten verbergen, um bei näherer Betrachtung,
sprich: Beobachtung/Messung/Dekohärenz die erstaunlichsten Dinge in
Realität zu bringen.
So muss man nicht unbedingt „trocken-denkend“ diese
Welt der Fiktion
beiseite schieben, sondern kann durchaus gedankenspielerisch (im Sinne
von science-fiction) Philosophie mit wissenschaftlich-technischer
Spekulationen zusammen führen.
Das Wort Fiktion wird fast immer im Sinne von
science fiction oder
Fiktivität gebraucht, so dass die Frage entsteht, wie das Wort zu Zeiten
Vaihingers gedacht wurde. Spekulation ist andererseits ein Wort, das
wahrscheinlich allgemein nicht viel bringt.
Sich damit derzeit von Politik, Kriegen, Seuchen, von
Social-Media,
Zeitungen und TV wenigstens ein Stück weit entfernen zu können, könnte
Balsam für die Seele sein.
Im Zusammenhang mit den Qualia dachte ich, dass die Medizin zu einem
gewissen Zeitpunkt nicht durch die entsprechenden Zünfte vorwärts
gebracht wurde, sondern durch Zufälle, nämlich das In-Erscheinung-Treten
der Bakterien. Mich würde interessieren, wie es hätte anders geschehen
können, wenn die Mediziner vor diesen Bakterienerkennen kausal
vorgegangen wären. Wie sind sie vorgegangen? War es so etwas wie der
Vitalismus, der sie an der kausalen Suche nach Krankheiten hemmte? Und
wenn es etwas anderes war, was dann? Waren es gerade die Bakterien,
welche die kausale Suche in der Medizin ins Rollen brachte? Waldemar
könnte hierzu Antworten geben. Die Zünfte tragen zwar zu Fortschritten
im Denken bei, aber Einstein ärgerte sich über die Philister. Ich würde
heute sagen: die Macher. Auch ein Sigmund Freud gehörte schon
grenzwertig einer (seiner) Zunft an. Sind die Hirn-Untersucher anderes
als eine Zunft? Jedenfalls verwenden sie Wörter, die sie aus anderen
Bereichen, wenn nicht aus der Umgangssprache her haben, etwa
Bewusstsein, Information, Bedeutung, wobei sie dann vorgeben, die
Kausalität genügend zu berücksichtigen, woran ich extrem zweifle.
Kausalität mitsamt energetischem Aspekt gehören zum Denken der Qualia.
Besten Gruß zurück
Joseph