Am 31.03.2021 um 03:01 schrieb waldemar_hammel via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
anders gesagt, ca 2/3 aller leute sind vom sexus her mehr oder weniger
unbestimmt/diffus/, OBWOHL sie sich sozial natürlich einordnen, und sich daher als
männlein/weiblein betrachten, im sinne von erlerntem und internalisiertem sozialen
verhalten ...
Hi wh,
Du wirst nicht müde, immer wieder hanebüchenen Unsinn zu verbreiten. Gib also Deine
Quellen an, aus denen nachvollziehbar hervorgeht, was wirklich der Fall ist und was Du
daraus machst. Geht es um die Verteilungen von Allelen, Hormonen, Hirnstrukturen,
Körpermerkmalen, Verhaltensweisen, Selbsteinschätzungen, Normen … oder was? Dabei ist die
Sexualität von Menschen sicher sehr viel komplexer als dass sie durch einfache
Zufallsverteilungen beschreibbar wäre.
Was mich andererseits interessiert, ist die Verteilung von sexueller und asexueller
Reproduktion in Abhängigkeit der Umweltbedingungen. Auf dem Physikerinnentreffen 2009 in
Frankfurt wurde bspw. ein Modell vorgestellt, "das sowohl die weite Verbreitung
sexueller Reproduktion als auch die geographische Parthenogenese erklärt. Geographische
Parthenogenese ist die Beobachtung, dass viele normalerweise sexuelle Spezies sich am Rand
ihres Ausbreitungsgebiets asexuell vermehren, also im Norden, in großer Höhe, oder am
Übergang zur Wüste. Da die Verfügbarkeit von Ressourcen maßgeblich das Populationswachstum
bestimmt, werden die Ressourcen explizit in dem Modell berücksichtigt. Der Vorteil der
sexuellen Individuen besteht darin, dass sie genetisch verschiedene Nachkommen
produzieren, die andere Ressourcen konsumieren können als ihre Eltern. Das Modell
beinhaltet ein breites Spektrum von langsam nachwachsenden Ressourcen und eine starke
Beschränkung der gleichzeitig am selben Ort überlebenden Nachkommen. In diesem Modell
gewinnt über weite Parameterbereiche die sexuelle Reproduktion. Die asexuelle Reproduktion
gewinnt nur bei hoher Mortalität, geringer Ressourcenvielfalt, schnellem
Ressourcenwachstum oder gleichzeitiger Nutzung aller Ressourcen. Wird dem Modell ein
räumlicher Gradient in der Mortalität und Ressourcenvielfalt auferlegt, so wie er von
Süden nach Norden vorliegt, dominiert die sexuelle Reproduktion im Bereich mit niedriger
Mortalität und vielfatigen Ressourcen und die asexuelle Reproduktion im Bereich mit hoher
Mortalität und geringer Ressourcenvielfalt.“
Siehe dazu "Temporal patterns of resource use in an ecological model of sexual
reproduction and geographic parthenogenesis“:
http://www.evolutionary-ecology.com/issues/v12/n07/eear2592.pdf
<http://www.evolutionary-ecology.com/issues/v12/n07/eear2592.pdf>
"What does the geography of parthenogenesis teach us about sex?“ wird hier
beantwortet:
https://royalsocietypublishing.org/doi/pdf/10.1098/rstb.2015.0538
<https://royalsocietypublishing.org/doi/pdf/10.1098/rstb.2015.0538>
Für mich ergibt sich daraus die Perspektive, dass es gerade das desaströse, männergemachte
Industriezeitalter zwischen 1800 und 2100 wahrscheinlicher machen wird, dass sich unter
Frauen die Parthenogenese verbreiten könnte und die Männer endlich ausstürben. Dabei
erheitert mich die Aussicht, dass Männer selbst es sind, die wesentlich zu ihrem
Aussterben beitragen könnten.
Mit verträumten Grüßen,
IT