Am 17.01.2021 um 06:47 schrieb waldemar_hammel via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
ich meine, dass naturphilosophie nur das "ver-philosophieren" sollte, was natur
direkt hergibt, und zwar deshalb, weil mensch ebenfalls zur natur gehört, und man sich so
auch nicht in menschlichem verliert, und besonders nicht in den erratischen gefilden
menschlichen geistes, zb "bewusstsein" und dem ganzen sermon, der seit
jahrtausenden daran aufgehängt wird = aber nicht das menschliche bewusstsein und geist usw
erklären natur, sondern natur muss auch bewusstein, geist, usw erklären, bzw ersteres gilt
nur unter den einschränkungen des "radikalen konstruktivismus", dass zb nur
hirnliche autopoiesen mir natur so vormachen, wie ich sie erleben kann, als praktisch
hirnlich selbst erzeugte illusionen, die dem reinen überleben und nur diesem dienen, weil
evolution gar keine möglichkeit hatte (keine attraktoren) um zu "wahrer
welterkenntnis" hin zu entwickeln.
Hi Waldemar,
aber welche Philosophien halten der „Naturalisierung“ stand? Der „radikale
Konstruktivismus“ war nur eine Mode und „Autopoiesie“ eine dem Aristoteles entlehnte
Metapher. Zu Aristoteles empfehle ich das Buch von Martin F. Meyer: "Aristoteles und
die Geburt der biologischen Wissenschaft“, Wiesbaden 2015. Und zur „Autopoiesie“ ist nach
wie vor die Grundlagenarbeit Manfred Eigens maßgebend: "Selforganization of Matter
and the Evolution of Biological Macromolecules“, DIE NATURWISSENSCHAFTEN 1971.
auch die idee der "allgemeinen
wechselwirkung" ist letztlich nur ein neuaufguss des alten "alles fließt",
selbstverständlich! ...
Die markige Kurzformel „alles fließt“ stammt ja nicht von Heraklit, sondern von Plato.
Heraklit dagegen soll geschrieben haben: „panta chorei kai uden menei“ = „alles weicht
(zurück), (geht weg, geht davon), nichts bleibt“. So teilt es Bernhard Grimm mit in:
"Das Wesen der Wirklichkeit in der Einheit der Gegensätze, Reflexionen zum „PANTA
RHEI“ = „NICHTS IST VON BESTAND“.
Die grundlegende Bedeutung des Wassers geht ja auf Thales zurück. Bei seinem Schüler
Anaximander waren Feuer, Wasser, Erde grundlegend, bei Anaximenes die Luft und bei
Heraklit wieder das Feuer. Ein Topf mit Eis über dem Feuer kann geradezu als
exemplarisches Experiment zur Veranschaulichung des Wandels zwischen den vier Elementen
Erde, Wasser, Luft, Feuer bzw. Eis, Wasser, Dampf, Wärme bzw. Feststoff, Flüssigkeit, Gas,
Energie angesehen werden, aus dem TD, stat. Physik und QFT entwickelt werden können.
Polyakov sah jedenfalls einen Zusammenhang zwischen dem kochenden Wasser in der Küche
("critical phenomena") und der tief inelastischen Teilchenstreuung im
Großbeschleuniger und formulierte seine Analogie zwischen Teilchenphysik und der Physik
kondensierter Materie in der „Eich/String-Dualität“:
https://arxiv.org/abs/hep-th/0407209 <https://arxiv.org/abs/hep-th/0407209>
Gibt so etwas wie ein "exemplarisches Experiment“ (wie in der Physik verbreitet) auch
in der Biologie Maturanas? Er soll ja mit der Sinnesphysiologie begonnen haben.
Es grüßt,
Ingo