Am 25.09.2020 um 11:53 schrieb Ingo Tessmann:
Am 25.09.2020 um 03:23 schrieb K. Janssen via
Philweb <philweb(a)lists.philo.at>at>:
Nun nehme ich mir noch die Zeit und greife die Astrologie aus Deinem „Paket“ heraus. Mit
dieser habe ich mich vor Jahrzehnten intensiv auseinander gesetzt und zwar ausgehend von
absoluter Skepsis ihr gegenüber. Zunächst allen Hokuspokus im Zusammenhang mit sog.
Stundenhoroskopen beiseite lassend, bringt die Vertiefung in diese Materie interessante
historische Details über die Ausübung dieser „Wissenschaft“ in vorchristlichen Kulturen
zutage. Auf die Jetztzeit bezogen, haben mich diesbezüglich nicht irgendwelche
Sternenkonstellationen interessiert, sondern eher eine daraus ableitbare Typisierung in
Anlehnung an die vier Temperamente der Griechen (Sanguiniker. Phlegmatiker usf.) oder die
Typenlehre des Sufismus (Enneagramm). Eine Aufmunterung zu weiterer Beschäftigung damit
kam von C.G. Jung, der (ebenso wegen seiner Affiniät zur A. angegriffen) schlichtweg den
Vergleich mit Weinkultur brachte: Jeder Wein erhält sein spezifisches Charakteristikum
durch Ort und Zeit des Anbaus und seiner Ernte. Und wer nun leugnet, dass es einerlei sei,
in Hamburg oder München, im Winter oder Sommer geboren zu sein, versteht den Zusammenhang
dieser Thematik nicht. Davon abgesehen, dass mittlerweile beliebige Hamburger in München
und vice versa wohnen, bleibt doch die eingeborene Charakteristik des jeweiligen
„Landstrichs“ erhalten sowie sich eben auch das „Sommerkind“ vom „Winterkind“
unterscheidet. So stehen also die 12 Sternzeichen für eben 12 Zeitabschnitte im
Jahreskreis, denen man (zusammen mit dem Ortsbezug) eine dementsprechende Charakteristik
zuordnet. Wissenschaft ist das natürlich aus unserer heutigen Sicht nicht, ebenso wenig
Hokuspokus; dennoch aber jene, die sich in hier beschriebener Weise damit beschäftigen als
„Trottel“ oder „mindestens Dummkopf“ zu bezeichnen, ist m.E. schlicht unfair. Man sollte
schon zugestehen, dass Menschen sich mit vielerlei Interessensgebieten beschäftigen wollen
und sich nicht nur als aus „Kappes und Kartoffel“ bestehend, seelenlos-sinnfreie
„Zombies“ sehen wollen :-))
Hi Karl,
egal, ob Astrologie oder Esoterik, Verschwörungsmythologie oder Religion, Querdenken oder
Heilpraktik, all das ist Schwachsinn und sollte auch so benannt werden. Nur der Macht und
Herrschaft, Gewalt und Grausamkeit, Dummheit und Unwissenheit ist es geschuldet, dass der
Schwachsinn sich seit Jahrtausenden global ausbreitet. Nehmen wir das von Dir
herausgegriffene Beispiel der Orts- und Zeitabhängigkeit der Geburt. Wie groß ist der
jeweilige Einfluss auf den Lebensweg eines Menschen? Meines Wissens konnten bisher keine
statistisch signifikanten Einflüsse der Sternkonstellationen oder daraus
„abgeleiteter" Typisierungen nachgewiesen werden. Oder sind Dir vielleicht seriöse
Untersuchungen dazu bekannt?
Also um letzteres geht's nun aber wirklich nicht!
Ich hatte doch
geschrieben, dass ich diesem Thema aktuell keine Wissenschaftlichkeit
zuschreibe (davon ausgenommen mein Hinweis auf eine als "Wissenschaft"
betriebenen Astrologie des Altertums). Also suche ich erst gar nicht
nach "seriösen Untersuchungen". Zudem habe ich, was meine Beschäftigung
damit anbelangt (was sollte eigentlich gegen diese stehen, soweit es
nicht die ohnehin von mir konzedierte Unwissenschaftlichkeit sein
kann?), einen Einfluss von Sternkonstellationen gänzlich unbeachtet
gelassen, also lediglich Verständnis gegenüber dem Verfahren gezeigt,
dem Jahreskreis zugeordnete Sternzeichen (vom Wassermann zum Steinbock)
als Persönlichkeits-Typisierung zuzuschreiben. Warum sollte man das
nicht tun können, sofern man nicht daraus (wie an anderer Stelle
geschrieben) ein dogmatisierendes Denkmodell aufbaut und publiziert.
Meine ebenso kritische Einstellung gegenüber Esoterik,
Verschwörungsmythologie oder (falsch vermittelter bzw. naiv verstandene)
Religion, Querdenken usf. sollte hier eigentlich deutlich geworden sein.
Alle diesbezüglichen Aspekte jedoch in Bausch und Bogen vernichtend zu
kritisieren, ist nicht meine Sache! Überdies könnte es sein, dass auch
Dir bei eines Tages vorliegender (allophatischer) Therapieresistenz die
Heilmethoden der Naturheilkunde zugute kommen. Das Thema Homöopathie
lasse ich hier geflissentlich außen vor, nicht jedoch ohne zu erwähnen,
dass auch ich jedem, der sich nicht eingehend damit (vor allem mit dem
Phänomen des Placeboeffekts!) beschäftigt hat, jegliche Kompetenz zur
grundsätzlichen Leugnung dieses Heilverfahrens abspreche (unbeachtet der
Tatsache, dass die weit überwiegende Mehrheit der klassischen
Schulmedizin selbstverständlich diese Methode als
pseudowissenschaftliche "Irrlehre" verwirft). Auch ich hätte mich bei
meiner Krebstherapie nicht auf Homöopathie verlassen; warum? Weil ich
davon überzeugt war, kaum (eher niemals) einen Homoöpathen ausfindig zu
machen , der exakt das dem Krankheitsbild entsprechende "similia
similibus curentur/" /finden und einsetzen könnte.
Wer nun aber - in Rage geraten - rundherum Naturheilweisen, so eben auch
Homoöpathie verurteilt, sollte sich näher mit den Mechanismen von
Selbstheilung (insbes. per Placebo stimuliert) beschäftigen, um damit
wenigstens die gegenüber Andersdenkenden gebotene Fairness aufbringen zu
können, deren Sichtweise zu verstehen (was nicht heißt, diese
akzeptieren zu sollen).
Den größten Einfluss auf den Lebensweg eines Menschen
haben Genom, Erziehung und der Zufall, wobei der Zufall ja schon beim Genom die Hauptrolle
spielt. Bei der Erziehung ist es das Milieu, in das ich hinein geboren werde, das mich
zunächst prägt. Und dann kommen die vielen von den astrologischen Dummköpfen
vernachlässigten Einflüsse hinzu, z.B. Früh- oder Normalgeburt, Krankenhaus- oder
Hausgeburt, Vaginalgeburt oder Kaiserschnitt, gesundes oder krankes Kind, Durchschnitts-
oder abweichendes Kind, Brust- oder Flaschenkind, Elternhaus- oder Heimkind, Bildungs-
oder Proletenkind, reiches oder armes Kind … und, und, und.
Das ist doch selbstverständlich alles folgerichtig und konsensfähig!
Warum soll ich meine kurze Lebenszeit mit
Schwachsinn verschwenden und über Einflüsse auf mein Leben nachdenken, die im
Grundrauschen untergehen?
Vermutlich verschwendet nahezu jeder tagtäglich Lebenszeit mit
"Schwachsinn"; manche bemerken das, manche nicht. Soweit man Meinungen
oder Überzeugungen anderer als Schwachsinn zu erkennen glaubt, kann man
diesen doch ohnehin für sich beiseite lassen; ebenso beiseite lassen
könnte man aber auch, die Meinung bzw. Überzeugung anderer per se als
Schwachsinn abzutun.
Über die Unterschiede zwischen Hamburgern und Münchnern bzw. Nord- und Südländern könnten
wir mal gesondert diskutieren. Da wird es vermutlich einige Auffälligkeiten geben, aber
keine, die irgendwie von den Sternzeichen abhängen. Am meisten fallen Bayern in Hamburg
und Hamburger in Bayern zunächst durch ihre Dialekte auf, wobei Bildungsbürger sich
schnell hochsprachlich angleichen.
zum Glück habe ich mich "hochsprachlich" angeglichen - ansonsten ich
hier ein Totalausfall wäre :))
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl