Am 30.10.21 um 10:44 schrieb Rat Frag:
> Am Di., 26. Okt. 2021 um 00:07 Uhr schrieb Joseph Hipp via Philweb
> <philweb(a)lists.philo.at>:
>> Ich habe ganz konkrete Fragen, insbesondere zur Grafik des Textes zum
>> Bereitschaftspotential gestellt. Ich suche noch immer, alles zu
>> verstehen, bin noch nicht weiter gekommen.
> So wie ich es verstanden habe, gibt es diese Potenziale zwar vor der
> eigentlichen Handlung,
Schau dir bitte die Grafik auf Pdf-Seite 10 an, die Eintragung, "Die
Bewegungsabsicht wird bewusst und artikulierbar" gehört nicht oder nicht
mehr dort hin, aus Gründen, die schon in der Arbeit vorkommen, und von
anderen kompetenten Personen angegebenen Gründen, ich rechne mich nicht
dazu. Sonst ist die Grafik korrekt. Der interessierende Potentialverlauf
endet definitionsgemäß bei der Handlung, der nicht interessierende
nachher gibt es auch, das sieht man an der Grafik.
> aber es existiert kein Automatismus vom
> Potenzial zur Handlung.
Wenn du die Arbeit liest, kannst du den Satz so nicht schreiben. Ich
glaube es wird einfacher wenn ich dies mit der Methode Betrachter-Person
schreibe, warum. Die Handlung wird vom Betrachter gesehen bzw.
festgestellt, und er gibt sich als Versuchsleiter viel mehr Mühe als ich
als Laie. Nun stellt er sogar fest, dass es einen Punkt gibt, ab dem es
kein Zurück mehr gibt. Auch diesen versucht der Versuchsleiter genauer
als ich festzustellen. Was ich hier geschrieben habe, ist nur zum
Verständnis. Doch nun komme ich zu einer anderen Betrachtung: Es gibt
zusätzlich zur "real" festgestellten Grafik die "real" festgestellte
Handlung. Diese kann ein "Überbetrachter" parallel sehen: Das eine ist
die Geschehens-Welt, in der lange nichts geschieht, das andere ist die
Welt des Potenzials. Nun bin ich sehr vorsichtig mit den Wörtern. Ich
kann nicht sagen: "Hier ist eine Korrelation", "Hier ist ein
Automatismus", beides wäre für mich zu hoch gegriffen. Aber wenn diese
zwei Welten gegenübergestellt werden, und definitionsgemäß am Ende der
Grafik die Zeit Null geschrieben steht, dann kann ich fragen: Was war
vorher. Die Grafik zeigt auch die korrekten zwei Bereiche, denen
wiederum andere Realitäten entsprechen, nämlich in der zweiten
vermischen sich die BP schon mit den ich sage mal ungenau "motorischen"
Potentialen, und diese können ab einer bestimmten Stelle nicht mehr
gestoppt werden.
Erst wenn du das alles gelernt hast, entschuldige wenn ich das so sage,
dann siehst du, wie viel diese Grafik doch zu denken gibt. Hast du
hierzu die Spalte meiner Bemerkungen angeschaut?
> Das scheint mir ein entscheidender Punkt zu
> sein.
Ich würde vereinfachen, wenn ich dem zustimmen würde, es ist nämlich
doch ziemlich komplexer.
> Libet beweist den Determinismus daher nicht.
Er wollte die "Willensfreiheit" bestätigt sehen, er fand eben ein Haar
in der Suppe, das Haar war nicht genau "der Determinismus", Libet
handelte ergebnisoffen und damit korrekt. Es ist schade, dass er seinen
Fund nicht zu Lebzeiten korrigieren konnte. Er war ja zu dem Zeitpunkt
der Veröffentlichung schon etwa so alt wie ich jetzt. Aber immer wenn
auf dieselbe Weise wie Libet vorgegangen wird, wird dieses Haar erneut
gefunden, wie in der Arbeit gezeigt, das vermute ich, ich muss da selbst
noch bis ans Ende lesen, es ist jedoch bei mir jetzt nicht die
Priorität. Hier kannst du sehen, wie Libet dachte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Benjamin_Libet
"Libet selbst war ein Verfechter des freien Willens, dem er jedoch nur
eine Vetofunktion zubilligte. Darunter verstand er die Möglichkeit,
aufgrund moralischer Erwägungen unbewusst aufkommende Handlungsimpulse
zu unterdrücken. Er plädierte zudem für den Indeterminismus, den er als
Voraussetzung des freien Willens betrachtete.
Einzelne Stimmen meinen, dass Libets Experimente den freien Willen als
Illusion entlarvten und Libet es nur nicht wage, die volle Konsequenz
seiner Ergebnisse zu akzeptieren."
Ein Blick auf die Geschichte zeigt, dass es nicht "einzelne" Stimmen
waren, sondern die meisten. Und diese vielen Stimmen haben nicht
gemerkt, dass die Anwendung einer egal wie gearteten Sprache, in der ein
Wille als Ursache angesehen werden kann, nicht passt. Siehe hierzu Kant,
der auch daran scheiterte, eine klare Linie herzustellen:
"Der Wille ist eine Art von Kausalität lebender Wesen, so fern sie
vernünftig sind, und Freiheit würde diejenige Eigenschaft dieser
Kausalität sein, da sie unabhängig von fremden sie bestimmenden Ursachen
wirkend sein kann: so wie Naturnotwendigkeit die Eigenschaft der
Kausalität aller vernunftlosen Wesen, durch den Einfluss fremder
Ursachen zur Tätigkeit bestimmt zu werden."
aus https://www.projekt-gutenberg.org/kant/sitte/chap004.html
> Ich zitiere hier mal einen Blogeintrag:
> "Der Haken an der Sache: Das Bereitschaftspotenzial trat auch dann
> auf, wenn die Versuchspersonen nicht reagierten. Es konnte also gar
> nicht die Ursache des Verhaltens sein."
Das Wort "Ursache" gehört zu der Reihe der oben genannten Wörtern
(Korrelation, Automatismus), das ich auch nicht verwenden würde, an
dieser Stelle.
> https://scilogs.spektrum.de/menschen-bilder/von-der-theoretischen-zur-prakt…
>
> Das Problem mit der empirischen Erforschung der Willensfreiheit zeigt
> sich an einer völlig anderen Stelle: Es nährt sich unser Verdacht,
> dass die Entscheidungen bereits getroffen sind, bevor sie nachträglich
> rationalisiert werden. Das macht uns Angst.
An diesem Absatz sind mir zu viele ungenaue Stellen, dass ich nichts
dazu schreibe.
Andererseits kann ich mit bestem "Willen" Wörter wie "Wille" nicht
annehmen. Dieser Satz hat die Form: "Ich glaube nicht an Gott, Gott sei
dank!" Wer vertritt denn noch die Vermögenspsychologie heute? Das
geschieht nur sporadisch, wenn es den Sprechenden gerade in den Kram
passt. Bei dem Problem setze ich an, und an der allgemeinen
Anthropomorpisierung, genauer an der Einbringung von Wörtern in
"artfremde" Bereiche.
Joseph Hipp
Was könnte den kreativen Fluss von Ideen und den Wunsch resp. das
Bedürfnis, diese mit anderen auszutauschen bis hin zur Schreib-Blockade
abtöten?
Offenbar meine Unmutsäußerung gegen einen „Onkel Waldi“, dessen mir
repetierend vorgetragene Lehrveranstaltungen ich nicht mehr zu folgen
bereit war. Hinzu kommt, dass ein sich quasi als „Privatfehde“
vollziehender Disput zwischen Protagonisten zwei diametral
entgegengesetzter Weltsichten nur bedingten Unterhaltungswert in einem
Forum wie philweb haben dürfte; mich würde ein derart wiederkehrend
zelebriertes Schauspiel, als nicht darin verwickelter Teilnehmer
schlichtweg abstoßen.
Es ist kaum zu erwarten, dass bei der Diskussion von Themen, die eng an
subjektive Erfahrungen und Affekte gebunden sind, sowie auf einem
spezifisch angelegten Wissensfundus aufsetzen, nur schwerlich ein
konsensfähiges Resümee herbeigeführt werden kann.
Auf die Erzielung eines Konsens kommt es dabei aber gerade nicht an,
sondern auf die Möglichkeit, im Verlauf einer Diskussion andere,
durchaus gegensätzlich angelegte Sichtweisen zu erfahren und diese zu
reflektieren; das kann bzw. wird nicht gelingen, wenn letztlich durch
Konkurrenzdenken (schlichtweg ausgeprägt als „wissende Rechthaberei“)
der Blick auf die Denkweise des Diskussionspartners blockiert ist. Ich
muss das hier nicht weiter ausführen, da es bereits zum Überdruss
thematisiert wurde.
Ebenso wenig führt die Erörterung resp. die Diskussion grundsätzlicher
Fragen weiter, wollte man sich dabei in der sog. „goldenen Mitte“
treffen; einzig weiterführend ist die differenzierte Betrachtung
gegensätzlicher Argumentationen hinsichtlich ihrer objektiv gegebenen
Wertigkeit. Eine derart (mehrheitlich festgestellte) Objektivität ist
jedoch nicht beim Disput zwischen lediglich zwei Diskutanten gegeben.
Ein Ausstieg aus diesem „Hamsterrad“ immer gleicher (weltanschaulich
geprägter) Argumentationsketten innerhalb eines Forums würde darin
bestehen, dass möglichst viele Teilnehmende sich mit jeweiligen
Beiträgen beteiligen und somit den Diskussionsverlauf durch ein
mehrheitlich objektives Format in Art eines Konsent mitgestalten.
"PhilWeb" als thematisch offenes Forum für philosophische Diskussionen
(wie im List-Impressum beschrieben) ist also nicht auf bestimmte Themen
festgelegt, jedoch kann nach meiner Einschätzung der Sinn dieses Podiums
nicht vordergründig darin bestehen, ultimative Deutungen von Leben, Welt
und Kosmos zu postulieren, die lediglich aus der weltanschaulichen
Orientierung einiger weniger hier aktiven Protagonisten entwickelt sind.
Es gibt unzählige Fragen zum Geschehen der Lebenswelt, die trotz allem
wissenschaftlichen Fortschritt weiterhin offen sind und sich somit für
eine gemeinschaftliche Erörterung in diesem Forum anbieten.
Vielleicht kommt man einer Idee zu möglichen Antworten näher, indem man
versucht, eben gerade nicht sogleich die ultimative Antwort zu präsentieren.
Beste Grüße! - Karl
Am 29.11.21 um 13:03 schrieb K. Janssen:
>
> Deine Passion scheint die Suche nach Fehlern, vornehmlich im Bereich
> der aktuellen Sprach- und Schriftgestaltung zu sein. Es scheint mir
> eine sehr kritische Schreibgebrauchsbeobachtung zu sein, aus der sich
> ein Anspruch an Sprachverwendung ergibt, dem ich definitiv nicht
> gerecht zu werden vermag.
>
Naja, ich mache auch Fehler, und werde mir auch nicht gerecht. Du als
Idealist, so beschriebst du dich, dann darf ich das Wort wohl auf dich
beziehen, weißt, was ein Ideal bedeutet. Und auf der anderen Seite des
Ideals liegt der Fehler. Praktisch ist das so: Wenn du vor einer
kaputten Maschine stehst, denkst du das Ideal (hier ist sogar ein
Fehler, den ich bewusst mache, ein Verstoß gegen die Sprachregel, nach
der man schreiben muss: "an das Ideal"), und vergleichst denkend den
Unterschied, auf diese Weise findest du dann den Fehler. Fehlfunktion,
Fehgehend usw. sind nur zwei der umgebenden Wörter. Dir gemäß können
sogar Personen fehlfunktionieren. Man muss aber nicht vom Ideal
ausgehen, sondern ein Fehlerfanatiker, vielleicht denkst du so über mich.
> Unter dem von Dir gegebenen Link auf Wikipedia findet sich zum Begriff
> „Weltanschauung“:
>
> „/Unter einer Weltanschauung versteht man heute vornehmlich die auf
> Wissen, Überlieferung, Erfahrung und Empfinden basierende Gesamtheit
> persönlicher Wertungen“ (Wikip)
> /
>
> Ziemlich genau dieser Begriffserklärung entsprechend verwende ich
> üblicherweise die Begrifflichkeit von Weltanschauung und somit eben
> auch in meinem letzten Beitrag; allerdings ohne mich vorher dieser
> lexikalischen Definition vergewissert zu haben.
>
Findest du diese Erklärung nicht sehr umfassend? Die Wendung
"Sonntagsrede der Politiker" hast du ja noch in der Erinnerung, oder nicht?
> In diesem Zusammenhang ist mir allerdings unerklärlich, warum ich mit
> der Verwendung des Begriffs zu dessen Lemmatisierung beigetragen haben
> soll.
>
Das habe ich niemals gedacht.
>
> Wollte ich mich hingegen an der massiv um sich greifenden
> Wortschatzverkürzung auf einige „Hit Words“ zur Beschreibung von
> Lebensgefühl, von Sicht auf Mensch und Lebenswelt beteiligen, würde
> ich mit der Verwendung von mega, geil, cool usf. megakrass zur
> Erweiterung des Korpus des zeitgemäßen Wortschatzes bemühen. Das liegt
> nicht in meiner Absicht, wenngleich ich bei Verwendung üblicher
> elektronischer Kommunikationsmittel unweigerlich auch zur
> Erweiterung/Pflege digitaler Korpora beitrage.
>
Entschuldigung, weil ich hier von oben herab schreibe: du bist hier wie
eine Person, der man sagt: Du betest ziemlich viel - und die Antwort
ist: "Soll ich mich denn dem Teufel zuwenden?" Ich nehme an, dass du so
eine Person nicht bist. Aber kürzlich begegnete ich einer solchen, sie
musste zwischendurch ans Telefon, um mit der Freundin zur regelmäßigen
Zeit zu beten. Und sie betet jederzeit mal zwischendurch. Du siehst,
dass es mir um allein um die rhetorische Figur ging, die ich bemerkte.
>
>> ich dann all das dachte, was mir das Wort "Weltanschauung" zu denken
>> gab, wurde ich bestätigt. Mit dem Wort könnte ich nicht viele
>> sinnvolle Sätze sagen. Doch einiges wurde mir klar: Diejenigen, die
>> das Wort benutzen, haben meist einen Grund dafür. Sie können ihre
>> Weltansichten miteinander vergleichen, ich kann das nicht, weil ich
>> keine habe. Haben sie das bessere Mikroskop oder Teleskop als
>> derjenige, der das Wort nicht benutzt? Sehen sie die Welt, sich
>> selbst inklusive? Das kann ich nicht, mir fehlt ein Spiegel, in dem
>> ich mich selbst sehe, und gleichzeitig alles um mich herum. Oder ein
>> Mikroskop, das gleichzeitig Teleskop wäre. Also habe ich mich hier im
>> Kreise gedreht. Bin ich jetzt mit in der Blockade?
>
>
> Warum glaubst Du, keine Weltanschauung zu haben?!
Das habe ich vor deiner Frage doch geschrieben. Wenn ein Schuldner mir
sagt, ich solle ihm einen Kredit geben, brauche das Wort Weltanschauung
nicht. Und auch nicht hier und auch nicht dort. Sicher denkst du korrekt
so, dass ich hier ausweiche, wie du vorhin. Ich suche ja und denke, dass
deine Frage dennoch sinnvoll ist. Du würdest wahrscheinlich den Bereich
angeben, in dem dir das Wort hilft, und ich? Vielleicht könnte ich dort
keine Antwort finden, und auch keine sagen, nicht einmal dass dort ein
Rätsel ist. Ich würde vielleicht nicht einmal sagen: "Da hilft nichts."
oder "Da gibt es keine Antwort."
>
> Du hast doch Wissen, beziehst Dich unweigerlich auf Dir überlieferte
> Vorstellungen von Mensch und Lebenswelt, hast selbstredend
> (Lebens-)Erfahrung und definitiv auch Empfindungen; all diese
> Eigenheiten stellen die Gesamtheit Deines Persönlichkeitsprofils und
> damit auch die Grundlage für persönliche Wertungen (wie eben die hier
> zuletzt vorgebrachten) dar.
Du weißt aus der Mathematik, dass ein einziger Gegenfall ein ganzes
Theoriegebäude im Grund erschüttern kann. In der Umgangssprache gibt es
die Wendung: "Wenn dem denn so wäre, dann wäre dies und jenes Unsinn."
oder so ähnlich. Ich gebe dir hier den Gegenfall.
Angenommen ich würde mich, wenn ich mich mal von außen betrachte, als
Medium zwischen allem, was in mir erzeugt wurde, ....
Entschuldige, ich gehe in die Sprache Betrachter und Person über.
Angenommen ein Betrachter sieht eine Person und denkt sie. Wenn die
Person sich äußert, sagt der Betrachter: Die Ursache der Äußerung liegt
in der Person, jetzt und nicht in der Vergangenheit. Sie hat eine
Grundlage, aus der das hervorgeht, was sie jetzt sagt. Welcher Art diese
Grundlage ist, das ist mir nicht bekannt. Diese ist so wie die Hardware
in einem Computer, und doch hat sie sich in der Zeit durch Zutun von
innerem und äußerem Geschehen in ihr hergestellt. Hier denkt der
Betrachter extrem, und er gibt das zu. Für ihn hat die Person keine
Vergangenheit vor sich, keine Welt, nicht einmal eine Umwelt im Sinne
von Üexküll. Die Sätze kommen aus ihr hervor, so als wäre sie ein Medium
zwischen Vergangenheit und jetzt. Aber das wäre schon wieder falsch,
denn sie hat nichts mehr mit der Vergangenheit zu tun, sondern das was
in der Vergangenheit in ihr hergestellt wurde, ist jetzt da, mehr nicht.
Wenn ich nun auf die gleiche Ebene mit der Person gehe, das kann ich
vermute ich auch, trotz dieses extremen Denkens, dann bin ich so wie
Zarathustra vor dem sterbenden Seiltänzer, oder wie ein Epiktet vor dem
Klagenden. Und als Klagender freue ich mich darüber, wenn der andere
auch meinen Klagen zuhört. Oder gar meinen Weltanschauungen. Aber
trotzdem, in dem Fall wiederhole ich: Ich habe keine. Habe ich mich im
Kreis gedreht?
Zurück zu deinem Satz:
> Du hast doch Wissen, beziehst Dich unweigerlich auf Dir überlieferte
Vorstellungen von Mensch und Lebenswelt, hast selbstredend
(Lebens-)Erfahrung und definitiv auch Empfindungen; all diese
Eigenheiten stellen die Gesamtheit Deines Persönlichkeitsprofils und
damit auch die Grundlage für persönliche Wertungen (wie eben die hier
zuletzt vorgebrachten) dar.
Das Wort Grundlage ist erst einmal zwischen uns zwei gemeinsam, ich
denke, dass du das gemerkt hast. Du versuchst alsdann mit dem Satz
sozusagen eine abkürzende Beschreibung meiner Vergangenheit
herzustellen, für die ich dir dankbar bin. Wenn du einen Film drehen
oder ein Buch über meine Vergangenheit schreiben würdest, wäre ich dir
noch dankbarer. Haha. Waldemar würde sich auch vermutlich über so was
freuen, dann bräuchte er es nicht immer wieder selbst zu tun. Du
vielleicht auch. Deiner Abkürzung muss ich entgegen halten: Damit färbst
du mich doch allzu schön. Es ist so, als hätte ich Persönlichkeit, das
weise ich ganz fern von mir. Ein Profil, naja, das wäre schon wieder
eine Reduktion, dann würde ich mich in einer Schublade fühlen.
Empfindungen, ja, wiederum schön. Sicher kannst du mir sagen, dass ich
gar nichts von dem verstanden habe, was du schriebst. Dann sind wir im
Zirkel oder in der Blockade. Das Wort "Wertungen" habe ich als Kapitel
bewusst ausgelassen, und sage wie der alte Mann: "Das ist mir alles zu
viel."
Gruß und vielen Dank
Joseph
Applications are now open for the summer school “The Metaphysics of
Relations in Ancient and Medieval Philosophy”, which will be held in Lugano
(Switzerland), 6-10 June 2022.
The summer school will be a research-focused, intensive course, open to
all, but part of the Master in Philosophy (MAP) at Università della
Svizzera italiana (USI).
Applications’ deadline: *31 January 2022*.
The summer school research activities will be led by John Marenbon (Trinity
College, University Cambridge) and Anna Marmodoro (Universities of Durham &
Oxford), who will offer morning lectures. In the afternoons, there will be
workshops led by senior graduate assistants, Suf Amichay (University
of Cambridge)
Chiara Martini (University of Oxford), with the participation of Anna
Marmodoro and John Marenbon.
The Summer School will end with an international conference on relations in
ancient, medieval and contemporary metaphysics.
More information available at https://www.usi.ch/it/relationssummerschool
For any queries, contact one of the organizers:
Rodrigo Ballon Villanueva, Paolo Gigli at relations.summerschool(a)usi.ch
Hallo,
vor 90 Jahre erschien die Demzemberausgabe des Magazins "Monatshefte für
Mathematik und Physik" mit einem Artikel mit den Titel "Über formal
unentscheidbare Sätze der Principia Mathematica und verwandter Systeme I"
von einem Gewissen Kurt Gödel.
Das "I" am Ende ist die römische Ziffer 1 und in der Tat ist niemals ein
zweiter Artikel erschienen. Ich habe einmal gelesen, dass Gödel eigentlich
einen zweiten Artikel beabsichtigte, diesen aber nach dem Erfolg des
Orginalpapers dann doch nicht verfasste.
Ein weltpolitisches Ereignis war die Publikation von Gödel jedenfalls
zunächst nicht. Es dauerte sogar einige Zeit, bis die wahre Bedeutung und
Tragweite dieser Ergebnisse für alle offenkundig wurde.
Inzwischen wurde das Ergebnis von Gödel von verschiedenen Seiten
philosophisch und auf andere Weisen interpretiert und durch Bücher und
Dokumentatione popularisiert.
Man sollte bei all dem nicht vergessen, welchen Abstraktionsgrad das
Verständnis diese Ergebnisses erfordert. *Formale Systeme, die bestimmte
Forderungen erfüllen, haben eine gewissen Eigenschaft*.
Das ist schon sehr, sehr weit weg von den "Vulgärinterpretationen", welche
uns aus gut gemeinten populärwisseschaftlichen Nachrichten entgegenkommen.
Die Mathematik und Philosophie ist natürlich dabei nicht stehen geblieben:
Es gibt andere Ergebnisse der mathematischen Logik, deren Verbreitung nicht
ganz so groß wurde.
Trotzdem schreibe ich für die Liste mal diese Mini-Rezession, um den
Jahrestag zu würdigen.
Gruß
Der, wie immer, Ratlose.
Der Sinn dieses Podiums kann nicht vordergründig darin bestehen,
ultimative Deutungen von Leben, Welt
und Kosmos zu postulieren, die lediglich aus der weltanschaulichen
Orientierung abgeleitet sind, hatte ich hier zuletzt geschrieben und
wollte den damit verbundenen Blockade-Effekt für gemeinschaftlich (im
Sinn des „open minded“) geführte Diskussionen zum Ausdruck bringen.
Es ist schon ein verzwickter, in sich widersprüchlicher Anspruch,
einerseits Antworten auf (immer noch offene) Fragen zum Weltgeschehen
finden zu wollen um andererseits („im gleichen Atemzug“) Antworten zu
formulieren, die auf bereits im Wissensfundus der Menschheit vorhandene
Axiome fixiert sind.
Damit meine ich, dass etwa die Antwort auf die „berühmte“ Frage, was
denn „Wahrheit“ sei, kaum für jeden befriedigend gegeben sein wird,
indem man diesbezüglich beispielsweise die unbezweifelbare Gültigkeit
naturwissenschaftlich belegter Axiome oder die Existenz eines Gottes
postuliert.
Das ebenso berühmte „Sólo Dios basta“ der Teresa von Ávila ist
letztlich Ausdruck ultimativ individuell gewonnener Erkenntnis resp.
Erfahrung dieser Existenz eines Gottes und die daraus abgeleitete
Konsequenz wie Teresa diese in diesem Gedicht beschreibt:
„Nichts soll dich verstören, nichts dich erschrecken, alles vergeht,
Gott ändert sich nicht.
Geduld erlangt alles; wer Gott hat, dem fehlt nichts: Gott allein genügt.“
Wirklichen Zugang zu diesem innersten Ausdruck subjektiver
Gotteserfahrung können nur jene haben, die diese (zumindest ansatzweise)
selbst für sich wahrgenommen haben, hingegen sehr sicher nicht jene,
denen man ein anthropomorphes Gottesbild anerzogen hat und die sich
allenfalls im zermürbenden Alltagserleben darauf zu beziehen suchen.
Die hier auch schon oft erörterte Frage nach „Wahrheit“ entbehrt einem
präzisen Ansatz nicht zuletzt durch deren umgangssprachliche
Formulierung, überwiegend zur Fallentscheidung zwischen Lüge und Faktum.
Die Frage nach Wahrheit in eher philosophischem Kontext bezieht sich
offensichtlich auf die Suche nach dem Geschehen hinter der sinnlich
wahrnehmbaren Lebenswelt. Dabei gerät man nahezu unausweichlich in den
Bereich der Metaphysik, also der Frage, was nach der Physik kommt – oder
eher, was sich hinter dieser abspielt.
Derartig angelegte Fragen können schlichtweg nicht dadurch beantwortet
bzw. abgeschmettert werden, indem man alles Geschehen kategorisch auf
physikalische Gesetzmäßigkeiten reduziert, da immer noch – trotz aller
gewaltigen Fortschritte naturwissenschaftlicher Forschung –
entscheidende „Steinchen“ im Mosaik eines allgemeingültigen Weltbilds
fehlen.
Selbstredend ist allen bisherigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen
zufolge alles kosmische Geschehen pure Physik, d.h. die Äquivalenz von
Masse und Energie (E = mc²) ist unumstößliches Naturgesetz.
Fragen der Metaphysik sind dennoch nicht rundweg darauf zu reduzieren
und damit ihrer Relevanz zu berauben, da die dort behandelte Thematik
zwar das „Geistige“ betrifft, dieses aber nicht absonderlichen
Hirngespinsten entspringt, sondern durchaus klarem Denken in eben nicht
körperlich angelegten Kategorien.
Geist ist somit kein abstraktes „Gebilde“ sondern schlichtweg
spezifisch „geformte“ Energie und somit Information, gleichermaßen, ob
man diese als angeborene Leibniz’sche Geistmonade einem individuell
ideellen Bereich oder etwa dem komplexen „Gedankenfeld“ eines göttlichen
Intellekts (etwa wie Ingo T. es als kosmische Intelligenz beschrieb)
zuordnet.
So bleiben beliebig offene Probleme in der Betrachtung von Geist als
Energie resp. Information nicht nur im Feld der Metaphysik sondern
durchaus auch hinsichtlich der im Universum vorhandenen (bislang nicht
sichtbaren) Energie bestehen. Alle diesbezüglichen Postulate sind ebenso
spekulativ wie jene der vielfältigen Weltbilder, seien diese
naturwissenschaftlich, religiös oder sonstig ideologisch orientiert bzw.
angelegt.
Sollte man angesichts dessen dem „ignoramus et ignorabimus“ du
Bois-Reymond das Wort reden und alles forschende Denken und Handeln als
hoffnungslos hinsichtlich einer nie zu gewinnenden Gewissheit um die
„Wahrheit“ beiseite lassen?
Davon abgesehen, dass Du Bois-Reymond’s Aussage in ihrem Kern
missverstanden wurde, lohnt es immer wieder auf’s Neue, Wege aus dem
Labyrinth der Welträtsel zu suchen, wie dies E. Haeckel als Antwort auf
dieses „ignoramus et ignorabimus“ beschrieben hat.
So kann ich eigentlich nur wiederholen:
Vielleicht kommt man einer Idee zu möglichen Antworten auf die Frage
nach der „Wahrheit“ näher, indem man versucht, eben gerade nicht
sogleich EINE letztgültige Antwort zu präsentieren.
Beste Grüße! - Karl
Applications are now open for the 2022 Metaphysics Summer School on the
topic of truthmaker semantics!
The Summer School will be hosted by the MAP – the Master in Philosophy
at *Università
della Svizzera italiana* – and will be held in Lugano, Switzerland, from
June 13 to June 17, 2022. The deadline for applications is January 15, 2022.
More information on how to apply, fees, and bursaries is available at
https://www.usi.ch/it/tmsummerschool
*Instructors: *
Kit Fine (NYU)
Martin Glazier (Geneva)
*Short description:*
On the truthmaker approach to semantics, the meaning of a statement is
identified with the set of states which exactly verify it. Truthmaker
semantics differs from possible worlds semantics in its use of states
rather than worlds. It differs from other forms of situation semantics in
its use of an exact notion of verification, which requires that a state be
wholly relevant to the statement it verifies, rather than an inexact
notion, which requires only partial relevance. This approach to semantics
is receiving increasing interest, much of it driven by a sense that the
approach can handle hyperintensional contexts better than other approaches.
During the summer school, participants will be using a pre-publication copy
of the book on truthmaker semantics that Kit Fine is co-authoring with Mark
Jago.
*Who can apply:*
The Summer School is open to both graduate students and post-graduate
scholars.
For any query, do not hesitate to contact the organisers at
tmsemantics.sumerschool(a)usi.ch
hier 2 schmankerl im umfeld von holonen usw,
https://www.youtube.com/watch?v=P0CzhJePocshttps://www.youtube.com/watch?v=7BV0Fs4eM0I
*
der unterschied zwischen mathe und physik, einfachst erklärt:
math besteht ein "einheitskreis", umfang = 1, aus keinen ecken, oder,
was dasselbe ist, aus unendlich vielen,
physik., meine ansicht, besteht ein einheitskreis, jedoch aus 1,6 x 10
hoch 35 ecken (plancklängen, raum), die/der jeweils durch
minus 10 hoch 44 sec der nichtexistenz raumzeitlich markiert sind/ist -
soll heißen, mathe ist, genau wie sprache, überdefiniert,
und man täte sehr gut dran, diese mathe-überdefiniertheit woimmer
möglich, genau wie im bereich sprache, zu vermeiden
wh.
--
Diese E-Mail wurde von Avast Antivirus-Software auf Viren geprüft.
https://www.avast.com/antivirus
Am 05.11.2021 um 09:14 schrieb Rat Frag:
> Wie ist die
> Verbindung zwischen objektiver, betrachterunabhängiger Realität und
> erkennenden Beobachter zu verstehen?
wir mutmaßen = glauben, doch nur deshalb, dass es eine
betrachter-unabhängige große realität gäbe,
weil es für uns überall dort, wo wir sensorisch "einstechen",
vermeintliche "objektive realitätsstückchen" vorzufinden gibt,
die aber eben nicht "objektive realität" sind, sondern (autopoietisch)
hirngemachte und seltsam glatte "bilderchen",
und schon aufgrund dieser merkwürdig märchenhaft geglätteten bilderchen
sollten uns eigentlich bedenken bzgl "objektive realität" kommen,
denn das märchenhaft-handsome daran trägt geradezu überdeutlich "den
parfümgeruch" unseres eigenen hirns
im schlimmsten fall müssen wir also nicht nach
" Verbindungen zwischen objektiver, betrachterunabhängiger Realität und
erkennendem Beobachter "
suchen, sondern könnten lediglich untersuchen, wie sich unsere
hirnlichen (leicht) unterschiedlichen autopoiesen unterscheiden und
auswirken mögen,
und so leicht unterschiedliche bilderchen einer vermeintlich
beobachter-unabhängigen realität liefern, oder wir könnten anders herum
vorgehen,
und das mittel aus allen leicht unterschiedlichen bilderchen ziehen, und
einfach dann festlegen (setzung), dieses mittel wird ab jetzt "objektive
realität"
genannt, und dies letztere machen wir eigentlich "bewusstlos" heute
schon = "was alle mehr oder weniger gleich sehen (weil ihre autopoiesen
im kopf aufgrund
artlicher gleichheit im groben gleich ablaufen), das gilt (per setzung,
nicht weil es wirklich so ist) als "objektive realität" "
das mittel aus der summe unserer leicht unterschiedlichen autopoiesen
nennen wir "objektive realität", und GLAUBEN (ist nur glaube) fest
daran, dass dieses hirngemachte
die ganz wirkliche objektive realität sei.
und krasser: ein hirsch ist für unsere wahrnehmung ein hirsch ist ein
hirsch ...,
dass dieser hirsch in wahrheit ein artefakt-konstrukt unseres hirns ist,
weil er in wirklichkeit von seiner umgebung luft, erde, gebüsch usw
überhaupt nicht abtrennbar ist,
bleibt uns aber völlig verborgen = auch der schöne, stattliche hirsch
vor uns im wald ist ein lediglich hirnkonstrukt, so sehr das ganze auch
auf objektivem realsein insistiert.
(und zb jäger täten gut daran, das alles mitzubedenken, ehe sie mit "der
büchse einstechen" (waidmannsprache für "ziel ansprechen" = über kimme
und korn zielen) und dann abdrücken,
denn das ganze szenario wird zuerst funktional, dann auch hardware
zerfallen/sich automodifizieren, wenn der hirsch oder sonst ein
versatzstück des ganzen nicht mehr daist)
wh.
--
Diese E-Mail wurde von Avast Antivirus-Software auf Viren geprüft.
https://www.avast.com/antivirus
Am 12.11.21 um 15:21 schrieb K. Janssen
vieles, dem ich nur zustimmen kann. Was
Auguste_de_Villiers_de_L’Isle-Adam anbelangt: Er war genau Zeitgenosse
von Nietzsche. Beide konnten hochstilisieren was sie so erlebten.
Sottise war für ihn so etwas wie das städtische, vornehme, überhebliche
Besserwissen, und betise die urwüchsige Dummheit, die es nur auf dem
Land gab. Er entlarvte die sottise und betise gerne bei Männern wie
Frauen, bei Technikgläubigen, bei Reichen und Konservativen. Das nur
nebenbei bemerkt.
> „Hamsterrad der Gegenreden“
> Dieses „sich miteinander auseinander zu setzen“
> (wie sollte Dich, Joseph, dieses Wortspiel entzücken oder doch eher
verstören?)
Beides könnte es mich. Aber es ist weder noch. Und auch nicht:
> hat neben dem Reiz eines „Spiels“ doch auch einen klaren Mehrwert.
Also dreimal nein und damit Gegenrede und oder Belehrung, du hast die
Wahl. Kennst du etwa nicht, was dein Freund, unser Freund Schopenhauer
dazu sagte. Er wusste schon ziemlich alles dazu: "das Gespräch zwischen
Narren" (Hamsterrad). Seine Auffassung von Meinungsaustausch dürfte dir
bekannt sein: A streitet mit B, A sagt Meinung a, B sagt Meinung b. Zu
Hause angekommen nimmt A die Meinung des b an, und umgekehrt. Spiel ja,
aber du kennst ja das Problem: Dann könnte es geschriebene oder
ungeschriebene Regeln geben, die eingehalten werden oder nicht. Eine
andere Frage entsteht bei der Person vor dem Zufallsgenerator: Auch das
ist kein gutes Sich-Auseinandersetzen, da kommt nur Zufälliges an. Dann
das Sich-Hineinversetzen in das Denken des anderen, wenn es dazu kommt,
dann kommt etwa das Stegmüller-Verstehen hinzu.
> Sofern man nicht lediglich an plumper Gegenrede im Sinne
selbstwertsteigernder Intervention interessiert ist,
Das gibt es auch.
> sondern am Thema orientiert auch an dessen zugrundeliegenden Fakten,
wird/kann die solchermaßen erzwungene, tiefer gehende Beschäftigung
damit zu einem Zuwachs an Wissen und Erfahrung führen.
Das kann sein. Aber wenn die Stegmüller-Verstehen ungenügend ist, dann
kann es keinen Zuwachs geben, gerade weil das Beschäftigen mit allzu
Fremdem sich an das Zuhören des Zufallsgenerators angrenzt.
> Von dieser Art quasi rekursiv aufwachsenden Wissens, wird jeder aktiv
oder gewesene Lehrende wissen.
Das verstehe ich nicht, ich war ja noch nie aktiv Lehrender.
> In der mir typischen Weise (wie diese offensichtlich nicht rezipiert
> will) hatte ich wiederholt vom Update resp. einer möglichen Korrektur
> der eigenen Einstellungen bzw. Überzeugungen (ggf. „false beliefs“)
> durch einen a-priori und a-posteriori – Abgleich mit anderen und vor
> allem gegensätzlichen Meinungen/Überzeugungen gesprochen, der zur
> Abänderung der persönlicher Konditionierung (also Fixierung auf ggf.
> „false beliefs“) führen kann
Das ist ok, aber wenn der Kern unangreifbar gemacht wird, dann ist das
Hinzulernen begrenzt, diese Frage gab es schon hier.
> bzw. sollte.
Ja dann mach mal! (kein tu quoke, weil ich die Vorschrift nicht mache,
sondern du.)
>
> Nochmal, bezogen auf Dein „Argumentum ad verecundiam“, würde der
> Vorteil eines durchaus kontrovers geführten Disputs eben darin liegen,
> durch diesbezüglich zunehmende eigene Kompetenz, sich von vorgegebenen
> Thesen, Hypothesen aus Fachkreisen lösen, also gewissermaßen sich
> davon emanzipieren zu können.
Nicht der Disput kann emanzipieren, sondern auch das eigene Lernen und
das Finden von Goldgruben. Viele meinen, dass sie welche haben, die
Lösung für Rätsel, aber auch der Glaube an Rätsel hilft nicht viel.
Ideale denken und aufbauen ist das Gegenstück zu der Fehlersuche. Diesen
Satz habe ich immer wieder vor mir. Es gibt noch ein Drittes, mir ist
jetzt der Gedanke dazu abhanden gekommen.
> Damit relativiert sich der von mir beschriebene Unterschied zwischen
> Fachkraft und Laie für den eigenen Wahrnehmungshorizont, wie Du dieses
> offenbar damit ausdrücken willst:
> /
> //jh: „Also ich bin gerne unter Dilettanten, Schwaflern, Laien,
> Schwadronierern. Hier gehe ich mit Villiers de L'Isle-Adam, dem doch
> eine "femme bête" lieber gewesen wäre als eine femme sotte. Er
> kritisierte die Gelehrsamkeit gegenüber der naiven Ehrlichkeit.“/
So ungefähr.
> Damit schließt Du Dich Waldemars Präferenz für das „Tierische“ an,
> warum auch nicht.
Stimmt, aber mein Tierisches ist ein wenig anders als das des Waldemar.
> Ich hatte das Glück, anstatt einer Tier-Frau oder gar einer dummen,
> eine sehr kluge Frau als Lebenspartnerin zu haben. Sie ist wie ich
> Ingenieur/in und hat – Gott sei es gedankt – keine absurd
> konstruierten Hirngespinste, sondern durchaus sehr realistische
> Ansichten von Leben und Welt.
Ich hatte bzw. habe diesbezüglich auch keine Probleme, aber gerade
deswegen hat sich in der Familie ein Machertum an die Spitze gestellt,
das unausstehlich ist. Vielleicht kennst du die "Grande Ecoles" in
Frankreich, dort wird das Machertum gerade gelehrt. Mit
Fortschrittsdenken kombiniert bin ich dann wieder bei der Sottise des
Villiers: Einige wohnten in der nach ihm benannten Straße, und kannten
ihn nicht, kennen ihn immer noch nicht.
> ... Verstand und Vernunft den realen Alltag der Lebenswelt zu
> bewältigen weiß.
Das genügt eben nicht, ich bin ein wenig strenger als du.
> Und (meinerseits abschließend) noch einmal zum Konstruktivismus:
>
> /jh: "Wenn ich ja sage, darf ich fragen, wo denn der "normale"
> Konstruktivismus aufhört, und der radikale Konstruktivismus anfängt.
> Oder ich kann den Gehalt der sechs Kriterien des Konstruktivismus in
> https://de.wikipedia.org/wiki/Konstruktivismus_(Philosophie) und der
> vier Kriterien des r. K. in
> https://de.wikipedia.org/wiki/Radikaler_Konstruktivismus prüfen, und
> dann dazu streiten, korrekt streiten. Ich will wirklich nichts von
> oben herab gesagt haben. Jedoch Punkt für Punkt bearbeiten wäre was.
> Oder eben die Punkte anders besprechen. Das ist hier vermutlich nicht
> möglich, aber ich sage trotzdem diese Möglichkeit. Hoffentlich habe
> ich jetzt niemandem auf die Füße getreten."/
> Damit trittst Du keinem auf die Füße, denn darüber "korrekt zu
> streiten" ist schlichtweg und definitiv hier nicht möglich!
Warum nicht?
> > Ernst gemeint: Dem Denken steht oft das Schubladendenken im Weg.
> Warum wird die Schublade des radikalen Konstruktivismus, des radikalen
> Konstruktivisten überhaupt geöffnet? Um ihn hinein zu legen? Geht es
> wirklich darum?
> >
>
Descartes als Problem-Aufteiler würde dem ganz sicher widersprechen und
folgendem:
>
> ...und somit sollte man diese seltsame "Konstruktion" eben auch in der
> (wie immer benannten) Schublade belassen.
>
Auch Descartes hatte übrigens eine seltsame "Konstruktion", und viele
andere. Ich sehe keinen Mehrwert, das Wort Konstruktion zu verwenden,
ich denke bei diesem Wort eher: Was soll das? Was ist da konstruiert,
wer konstruiert da? Denn der Geist in der Maschine, an den glaubt doch
kein Tier mehr, wie könnte er überhaupt etwas konstruieren? Also das
Wort trägt gibt ein Problem zu denken. Wenn ich es verwenden würde,
könnte ich es genauso auf ziemlich alles anwenden, dann ist
systematischer Gottesglaube ein Konstruktivismus, Mathematik, weil da
viel konstruiert wird, Ingenieurkunst. Also als überall anwendbares Wort
könnte es den Typus Universalargument haben, und damit wertlos sein. Und
deswegen habe ich auf die Fragen hingewiesen, um weg zu kommen vom Wort.
Aber dann kann nicht mehr "gespielt" werden, der Ernst scheint nicht
ausgehalten zu werden. Hoffentlich bin ich für dich jetzt nicht
Weltuntergangsdenker, wenn ich auf den Ernst hinweise. Spiel ja, aber
möglichst vor der Arbeit! Die bekannte rhetorische Figur: Wenn der
andere ernst ist, lache ihn aus, und wenn er lacht, ermahne ihn und
sage, dass er sich schämen sollte. So auch mit den Schubladen:
Gottesglaube - Geisterglaube oder vs.-Guruglaube oder gar Anbeter von
Tieren. Mit den Wörtern Ideologie, Konstruktivismus, Kommunismus,
Kapitalismus, Mitu, Menschenrecht, Kommunikation hast du weitere
Schubladen, in die du deine Gegner reinlegen kannst, insbesondere wenn
du dich in die schönere Schublade legst. Und wenn du dann mitmachen
kannst, bist du ein guter Diskutant. Hoffentlich lachst du auch mal.
Dann bleibe ich ernst und sage: Mich interessieren nur die Fragen und
die Antworten darauf.
Joseph