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Betreff: Re: [PhilWeb] Re: Religion und Philosophie
Datum: Fri, 19 Jan 2024 03:04:34 +0100
Von: waldemar hammel <waha3103x(a)googlemail.com>
Antwort an: waha3103x(a)googlemail.com
Organisation: semcy.org
An: Karl Janssen <janssen.kja(a)online.de>
Am 19.01.2024 um 02:07 schrieb Karl Janssen:
> Ach jetzt lese ich‘s erst genau, lieber Waldemar, Du hast das Studium
> der ev. Theologie ja schon begonnen. Hast Du es dann geschmissen oder
> hat man Dich rausgeschmissen, so renitent Du bisweilen sein kannst?
aufklärung:
ich habe fast 2 semester ev. theo an der uni mainz tatsächlich studiert,
nur fast 2 sem.
denn just während sem. 2 kam ein weißhaariger dicklicher prof zum zug,
der uns elend lang von der expedition der "hl helena" ins "hl. land"
erzählte,
und wie und was sie dort an jesus-relikten usw alles gefunden haben wollte
während der prof noch am schwafeln war, bin ich aufgestanden und einfach
gegangen,
und habe im folgenden nie-mehr-wieder das theol seminar noch theol
vorlesungen betreten und besucht,
und das theol. studium so "geschmissen"/aufgegeben, als zu dieser zeit
falschen weg für mich
alternative wäre gewesen,
dass ich diesem weißhaarigen schwachkopf-prof,
der sich-selbst beim erzählen genüsslichst in die expedition der helena
hineinfantasierte,
an den kragen gegangen wäre,
weil er legenden als wahrheiten "historisch genau so geschehen" ausgab
strategisch ich damals riesenfehler gemacht, denn als ev. pfarrer einer
gemeinde,
hätte ich mein lebenslanges gutes auskommen gehabt, und heute allerbeste
pension,
und alles mir im leben danach so zustoßende wäre mir weitestgehend
erspart geblieben,
zb "forensische psychiatrie"
das war allerdings mein leben lang fast immer mein problem,
warum weiß ich nicht:
wenn es wege zu gehen gab, leichte und schwere,
habe ich -systematisch- fast immer und unwissentlich die schweren genommen,
wie verhext war das
(ich eignete mich nie wirklich zum ganz normalen leben, und/oder ich
bin/war einfach in der falschen epoche geboren)
wenn du also zb mal wissen willst, welche lottozahlen am wochenende
NICHT fallen, frag mich,
wenn du wissen willst, wie man irgendwas so falsch oder umständlich wie
möglich beginnt, oder durchführt,
frag mich, ich weiß, wies geht
wh.
--
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Waldemar, vorhin wollte ich Dich noch fragen, ob auch Du den Eindruck hast, hier in philweb zusammen mit nur wenig aktiven Mitstreitern alleine im Kosmos dieses Forums sind. Haben wir mit all dieser hier veranstalteten Wort- und Begriffsakrobatik alle anderen Mitreisenden in unserem Raumschiff ver- oder sogar abgeschreckt? Was meinst Du?
Bester Gruß! - Karl
Von meinem iPhone gesendet
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> Am 24.05.2024 um 19:08 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>:
>
>
> hihi,
> wo menschliches leben beginnt?
> blastula, flastula, embryo, fetus, im fruchtwasser driften, nabelschnur, atmen, usw usw ?
>
> [was passiert wohl, wenn ein "übertragener" embryo in der gebärmutter seine nabelschnur durchbeißt oder anders mechanisch beschädigt?]
>
> alles nein, ich kläre mal auf:
>
> menschliches leben beginnt genau dann, wenn hodensäckchen davon träumen alle ihnen erreichbaren uteri zu befruchten
> (außer zb ricarda lang und ähnliche -gelinde ausgedrückt- "unansehliche gestalten"),
> der haken daran ist aber, dass nicht die hoden, sondern die eier im sinne zucht-wahl, verdammte selektion, jeweils aussuchen, mit wem sie sich einlassen
> (was ganz im sinne evolution ist)
ein kleiner Ausflug in die Tiefenpsychologie? Oder in Bio-Ethik, wie sie Prof. Dr. Dr. Huber (Uni Wien) in seinem Werk „Der holistische Mensch - wir sind mehr als die Summe unserer Organe“ beschrieben hat. Ein durchaus lesenswertes Buch übrigens! Selbst für Kenner der Thematik wie Du, lieber Waldemar! Ebenso sein Werk „Es existiert! Die Wissenschaft entdeckt das Unsichtbare“.
Das sind doch jetzt mal endlich Literaturhinweise, resp. Quellenangaben, wie stets so vehement von Ingo gefordert :-))
>
> folglich beginnt das menschliche leben mit der virtuellen (phantasie) vereinigung möglichst vieler eigener sperma- mit möglichst vielen fremden ei- zellen,
> und, genauer gefasst, schon mit der erzeugung beider,
> (erneut außer mathilde schmitz, die mit 180 kilo körpergewicht zwar nur wirklich sehr geringfügig, aber dennoch verunstaltet erscheint,
> und deshalb zur vermehrung kaum in frage kommt, weil mit diesem körpergewicht eine schwangerschaft für sie lebensbedrohlich wäre -
Ist das wirklich lebensbedrohend? Wenn ja, dann haben wir noch einen weiteren Grund für den Geburtenrückgang und es braucht dann tatsächlich hinreichend schlanke Leihmütter.
> sie hat mit dem zusatzfressen, bei schwangerschaft zum systemerhalt unbedingt nötig, quasi unzeitig zu früh und zu massiv begonnen)
>
> das wahrhaft besondere am menschlichen leben ist aber, dass es zwar anfängt, aber nie endet,
> (nur die wurst hat 2 enden)
> denn nach dem persönlichen tod nach normalerweise grob heutzutage 80 jahren gehts dann, und zwar ewig, weiter,
> indem man sich nachtodlich mit der kosmischen intelligenz vereinigt,
> die heute schon alle menschen seit dem urbeginn der menschheit in sich vereinigt, aufgesaugt, absorbiert hat,
Endlich hast Du es kapiert - es geht postmortem weiter! Vermählung als chymische Hochzeit in kosmischen Gefilden.
> und nach der erweiterten cretinischen theorie (cre-a-tionistisch ist ein simpler schreibfehler, statt cretinionistisch) kommen von dieser kosm.intelligenz
> auch neue ei- und sperma- zellen immer wieder her, sodass nie ein mangel daran besteht,
> sodass man 1. ewig lebt, und 2. immer wieder zusätzlich auch noch erneut geboren wird,
> 2, 4, 8, 16, 32 ...
> wahrscheinlich gibts deshalb heute soviele menschen auf der welt ?
2p(n) - also wird‘s höchste Zeit über diese Problematik im Sinner geeigneter Reproduktionsmechanismen nachzudenken. Man stelle sich vor, nicht die binäre, sondern etwa eine oktale Basis 8p(n) - durch ein von Samenbanken versorgtes Matriarchat realisiert - würde zum Tragen kommen.
Höchste Zeit, von dieser „Spinnerei“ wieder zur realistischen Sicht auf diese Lebenswelt zu kommen. Und da stellt sich ernsthaft die Frage, ob ein hinreichend großer Anteil der Menschheit in der Lage sein wird, sich des Zwecks und der Sinnhaftigkeit seines Daseins bewusst zu sein, um dieses Geschenk von Leben als solches zu erkennen und zu schätzen.
Und da komme ich nochmal auf den Einwand von Ingo T. zurück, der den konzeptionellen Aspekt von Natur infrage stellte: „Natur verfolgt natürlich keine Konzepte“. Dieses auf meine Aussage hin, mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle würde ein Mensch konzeptionell entstehen.
Und da würde ich Ingo teils zustimmen, insofern Natur zwar keine Konzepte verfolgt, jedoch in sich selbst konzeptionell angelegt ist, wie das vom etymologischen Wortbegriff „natura“ abgeleitet ist, nämlich das Entstehen, den Ursprung von etwas benennt. In seiner elementaren Bedeutung beschreibt der Begriff Natur etwas, das intrinsisch konzeptionell seinen Anfang nimmt, also ohne menschliches Zutun entsteht, bzw. entstand.
Damit landen wir wieder bei der Philosophie: „nihil fit sine causa“. Woher stammt Natur wie wir sie erkennen und erleben und obendrein selbst Teil davon sind?
Ist es „kosmische Intelligenz“ wie Ingo es benannte, die als Urheber dieser grandiosen Schöpfungsidee anzusehen ist? Oder einfach nur diese anthropomorphe Vorstellung einer intelligiblen Wesenheit, der man diese „Creatio ex nihilo“ zuschreiben kann und landläufig als Gott benannt ist.
Das also ist immer wiederkehrender Kulminationspunkt unserer Diskurse hier, allenfalls dazu geeignet, die per Prinzip unbeantwortbare Frage stets aufs Neue zu stellen:
Woher kommt Natur, somit auch unsere Existenz und steht hinter allem ein Konzept?
KJ
da hake ich mich mal kurz hinter den Passagen ein …
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> Am 26.05.2024 um 19:23 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>:
>
>
> Als ich damals in der Grundschule als Streber und Schwächling wiederholt verprügelt worden war, ging ich mit dem Klassenstärksten einen Deal ein: half ihm bei den Schularbeiten dafür, dass er mich gegen die lästigen Übergriffe in Schutz zu nehmen hatte. Fortan hatte ich meine Ruhe und konnte weiter ungestört mit den süßen Mädels spielen. Idealerweise sind Ausgrenzungsprobleme untereinander zu regeln, auf jeden Fall aber nicht dadurch, dass in meinem Fall Strebertum und Schmächtigkeit verhindert werden sollten, sondern gesellschaftlich Maßnahmen zu ergreifen wären, dass keinem Menschen Ungerechtigkeit widerführe.
>
>
da konnte ich mich glücklicherweise selbst einbringen, womit ich mir allerdings in jeder Betragungsnote den Hinweis einhandelte: Rauflustig!
Lehrkräfte haben (wollten) immer übersehen, wer die Händel angefangen hat, die nie von mir ausgingen. Doch wer mir auf „den Schwanz stieg“ bekam Ärger und eine blutende Nase. Mein bester Freund in der Volksschule war der Klassenrabauke, wir saßen in der hintersten Reihe nebeneinander und ich las in seinen Tarzan-Heftchen. Einem missliebigen Lehrer warf er einen Federhalter an die Stirn, der dort stecken blieb. Das hätte in‘s Auge gehen können, wie man so sagt.
Als Kind eines Nichtbayern im tiefsten Bayern, war ich trotz Sozialisierung in diesem Bundesland eine Provokation per se. Da half mir auch die Geburt im Süden Münchens und mein bayrischer Dialekt nichts. Nomen est omen. Mutter krank und früh gestorben, Vater mit Firma verheiratet - Konsequenz: Internat und sich dort behaupten, auf eigenen Füssen stehen lernen und das sehr früh. Aber auch: in Gemeinschaft leben lernen. Ob das dann in Kommunen, WGs, Patchwork-Familien (wie Dir das vorstrebt) weitergeführt werden sollte? Nix für mich und offenbar für die meisten Menschen auch nicht, ansonsten man doch landauf, landab auf soziale Gebilde, wie die der Mormonen oder dann wirklich üble sektenartige Kommunen treffen würde, wie es z.B. Centrepoint war, wo Kinder sexuell missbraucht und emotional total vernachlässigt wurden. Dort teilnehmende Familien zerrütteten sich, Einzelne litten unter Identizitätskonflikten, verübten Suizide bzw. versuchten solche.
Wenn ich‘s bei Dir richtig sehe, würdest Du in Kommunen die Annehmlichkeiten der freien Liebe schätzen. Doch da gab es Versuche, die allesamt jämmerlich gescheitert sind. Das haben doch u.a. auch der dänische Film „Die Kommune“ oder auch „Kolonien der Lüge“ (Otto Muehl) eindrücklich gezeigt. Zumeist zerplatzen Wunschträume an den Mauern der Lebensrealität. Es bleibt dabei: die Kleinfamilie wird auch künftig dominieren. Alles andere ist unerfüllbare Sozialromantik.
>> Ich halte das Klonen in der Tat für eine anzustrebende weitere Reproduktionsmethode, setzt es doch lediglich das natürliche Klonen wie bei homozygoten Zwillingen fort. Dass ich das nicht für mich in Anspruch nähme, sollte doch nicht für alle gelten. Wer will, sollte es tun können.
Der Mensch als blinder Vollstrecker der Evolutiona? Gott bewahre! Da würde mir sogar Waldemar zustimmen.
>> Ebenso hätte ich schon längst ernsthafte Forschungsprogramme zur Parthenogenese auf den Weg gebracht, — wenn ich denn König von Deutschland wäre.
>
>
Dein Wunsch also in Ehren, vielleicht geht er in Deinem nächsten Leben in Erfüllung und wenn nicht auf diesem Erdenkügelchen, dann auf einem anderen in den Weiten des Universums. Gibt es da eine Wahl oder schlichtweg nur das Diktat einer kosmischen Intelligenz?
>> "Der Junge lernt die sexuelle Rolle an der Mutter, das Mädchen am Vater". An dieses Statement aus meinem Psychologiestudium (Nebenfach) kann ich mich bis heute erinnern. Wie soll also ein (aus der Samenbank gekauftes) Kind zweier Lesben das entsprechende Rollenverständnis lernen? Die Normalität ist nach wie vor die heterogene Familienform. Es bleibt abzuwarten, wie sich künftig entwickelnde Familienbilder hinsichtlich eines Leitbildes, wie gegenseitiges Vertrauen, Liebe, wechselseitige Unterstützung etc. bewähren. In Deiner Vergangenheit u.a. als "Hippie" (womöglich in einer Kommune) wirst Du ja Vor- und Nachteile solchen Zusammenlebens erfahren haben.
>
> "Der Junge lernt die sexuelle Rolle an der Mutter, das Mädchen am Vater“. Bei wem hattest Du denn Psychologie studiert?
Die Namen der Profs erinnere ich nicht mehr aber die mir damals grauenhaft vorkommende Fachterminologie, wie z.B. internalisieren anstatt einfach: verinnerlichen.
Doch bis heute ist Teil des Lehrplans die Rollenverteilung in Bezug auf spezifische Zuwendung auf Vater und Mutter, etwa die signifikante Bedeutung der ödipalen Phase. Das kann nun jeder selbst in entsprechender Fachliteratur nachlesen, sofern es interessiert.
> Wenn ich die Kleinfamilie voraussetze, dann mag das ja so sein. Aber was, wenn nicht? Dabei muss ich gerade an die Mathematik denken, nach der die Menge der reellen Zahlen überabzählbar sein soll. Vorausgesetzt wird allerdings, dass es Aktuell-Unendliches gibt. Wie verhält es sich nun bei Alleinerziehenden, in der Kinderkrippe, im Kindergarten, in der WG, im Kinderladen, in der Kommune, in der Peer Group— oder wo auch immer? Meiner Erinnerung nach, sollte die Anzahl der Bezugspersonen bei Kleinkindern möglichst nicht größer als 5 sein. Aber dazu könnten wir u.a. Lehrbücher zur Entwicklungsspychologie zu Rate ziehen (siehe unter unter PS).
Die Verbindung von Mathematik und Entwicklungspsychologie ist mir grad nicht so eingängig. Was nun die Bezugspersonen im Umgang mit Kleinkindern anbelangt, kann ich eher - wie schon geschrieben - dazu sagen, dass in meinem Fall durch Krankheit und frühen Tod meiner Mutter und einem eigentlich nicht verfügbaren Vater dennoch eine enge Beziehung zu Bezugspersonen entstehen konnte. Sei es eine Kindergärtnerin, Betreuende in einem Heim oder eine bestimmte Lehrkraft im Internat. Wichtig ist immer das vermittelte Gefühl, angenommen zu sein und so sind wir wieder beim Mitgefühl angelangt. Schopenhauer spricht vom angeborenen Mitleid. Dieses ist bisweilen sehr eng mit Mitgefühl verbunden.
>
>
>>> Von Laborratte hatte Claus geschrieben, wohl in der Absicht, dass Kinder schon vorsorglich vor Beschimpfungen geschützt werden sollten. Ich halte ein derartiges Ansinnen für absurd; denn Beschimpfungen gehören zum Lebensalltag und Kindern sollte zu soviel Selbstbewusstsein verholfen werden, dass sie dem zu begegnen wissen.
>>
>> Das ist ein wünschenswertes Vorhaben, doch genau jene, die da „gemobbt“ werden, haben zumeist keine Eltern, die ihnen präventive Verhaltensformen angeben können.
>
> Dann sind gesellschaftliche Lösungen, etwa durch soziale Dienste oder Wohngemeinschaften, zu finden.
>
gesellschaftliche Lösungen in der allgemeinen Art von sozialen Diensten oder WGs können hier kaum abhelfen. Da braucht es besondere Nähe und Zuwendung, für die institutionelle Einrichtungen weder ausreichend Personal noch Zeit haben. Leider!
Eher könnte es ein engagierter Streetworker leisten, doch auch deren Zeitplan und die kaum mehr zu bewältigende Zahl der Hilfsbedürftigen sind das große Problem. Und jetzt kommen noch die „Kifferleichen“ dazu, einer Grosstat dieser Regierung zufolge und so sei diese gepriesen 😯
>> Studienskripte hole ich nicht mehr hervor und Bücher als da sind, jene von Krecht/Crutchfield, Schönpflug, Zimbardo, Rattner und viele weitere. Was soll eigentlich diese Frage?? Jetzt stelle ich die Bücher wieder in’s Regal.
>
> Du hattest auf den ggf. problematischen Zusammenhang zwischen vorgeburtlichen und Kleinkinderfahrungen hinsichtlich des späteren Lebens angespielt. Was sagen denn Deine genannten Psychologen in ihren Büchern dazu sowie speziell zu den Problemen von Scheidungs- oder Spender- oder Leihmutter oder Adoptivkindern? Und geht es Heimkindern in der Regel schlechter als Familienkindern? Früher war das so, aber heute? Ich sehe jedenfalls die Kleinfamilie nicht als einzige Erziehungsform, sondern ebenso Gemeinschaftsformen, wie etwa Wohn- oder Verantwortungsgemeinschaften (die es leider noch nicht gibt).
s.o.
und erst mal ein break…
KJ
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> Am 24.05.2024 um 09:09 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb(a)lists.philo.at>:
>
>
> Moin Karl,
>
> Im BERICHT DER KOMMISSION ZUR REPRODUKTIVEN SELBSTBESTIMMUNG UND FORTPFLANZUNGSMEDIZIN ist unter 5.2.2. zu lesen: „Menschenwürdegarantie des Embryo/Fetus: Ob dem Embryo/Fetus der Schutz der Menschenwürdegarantie (Art. 1 Abs. 1 GG) zugutekommt, ist fraglich. Es gibt gute Gründe dafür, dass die Menschenwürdegarantie erst ab Geburt gilt. Doch selbst sofern man von einer vorgeburtlichen Geltung der Menschenwürdegarantie ausginge und sie in diesem Fall mit dem gleichen, vollwertigen Schutz wie für den geborenen Menschen Anwendung fände, bestünde wohl nicht per se ein generelles Abwägungsverbot mit den Grundrechten der Schwangeren.“
>
Solltest Du die päpstliche KOMMISSION zur Verhütungsfrage konsultieren, würdest Du von dieser eine objektive Antwort im Sinne Deiner Anfrage erwarten?
> Entscheidend ist auch für mich, wie ein Kind nach der Geburt behandelt wird und nicht wie es gezeugt wurde.
Es ist doch unbestreitbar, dass sowohl die postnatale, resp. postpartale Phase eines Menschenkindes, wie aber vor allem auch die enge präpartale Beziehung zwischen Mutter und Neugeborenem einen entscheidenden Einfluss auf die spätere körperliche Entwicklung des Kindes hat und darüber hinaus auch auf die psychische Persönlichkeitsentwcklung des Menschen.
Das Faktum postpartaler emotionaler Deprivation ist eindeutig belegt, etwa durch die Erkenntnisse, die man in rumänischen Kinderheimen/Waisenhäusern gewonnen hat, wo emotional vernachlässigte Neugeborene und Kleinstkinder eine verzögerte, zumeist aber eine irreversibel verminderte Gehirnentwicklung hatten.
Die grundsätzlich sehr enge Beziehung zwischen leiblicher Mutter und Neugeborenem beginnt jedoch definitiv nicht erst mit der Geburt des Kindes, sondern die symbiotische Mutter-Kind-Beziehung erfolgt bereits im Mutterleib und ist somit die erste essentielle Verbindung im schon begonnenen Leben eines Menschen.
Hast Du jemals mit einer werdenden Mutter das Ultraschallbild des Babys in ihrem Bauch gesehen? Wenn ja, dann frage ich mich, wie Du Dich zu der Behauptung aufschwingen kannst, menschliches Leben würde erst postpartal beginnen.
Schon die ersten Bewegungen des Kindes im Mutterleib haben - neben der später einsetzenden Erziehungsphase - eine essentielle Bedeutung für die Entwicklung des Kindes. Diese massgeblich prägende Phase kann unmöglich durch artifiziell nachgebildete Mechanismen substituiert werden. Ein Kind, dass sich beizeiten seiner „Erzeugung“ als „Laborratte“ bewusst wird, dürfte bei entsprechender Verinnerlichung dieses Umstandes in eine emotionale Schieflage gegenüber seiner „Elternschaft“ geraten. Nun, wie gesagt: „Brave New World“.
Doch warum sollte ich zu diesem Thema schreiben, da es längst etablierter Erkenntnisstand in der Entwicklungspsychologie ist. Natürlich schreibe ich als Mann und Vater über ein Thema, dass eher aus der Sicht einer Mutter beschrieben werden sollte. Schließlich ist deren innerste Erfahrung einer Mutterschaft auch nur von dieser Seite her authentisch zu beschreiben.
Frauen in philweb? Wohl auch hier eine stark unterrepräsentierte Gruppe.
> Zudem favorisiere ich im Gegensatz zur selbstherrlichen Überhöhung des Menschen durch die Hervorhebung der Menschenwürde die französische Erklärung von 1789: „Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten.“ Darauf bezieht sich die französische Verfassung noch heute: „Das französische Volk verkündet feierlich seine Verbundenheit mit den Menschenrechten und den Grundsätzen der nationalen Souveränität, wie sie in der Erklärung von 1789 niedergelegt wurden.“ Die Präambel des GG wird demgegenüber anmaßend eingeleitet mit den Worten: „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“.
Was sollte an dieser GG-Präambel anmaßend sein, allenfalls der Bezug auf einen Gott, sofern dieser als autoritärer Platzhalter für den moralischen Anspruch des GG stehen soll..
> Das Nachkriegs-GG war ein Anfang und so gibt es noch viel zu verbessern.
>
Fragt sich, in welchem Geist und Sinne das geschehen sollte, da würde ich eher die „Finger davon lassen“.
KJ
We are pleased to announce that on Friday, May 31 at 17:30 (CEST), Laurie Ann Paul (Yale University) will give the talk The computational self: location in space, time, and possibility as part of the Lugano Philosophy Colloquia Spring 2024 organised by the Institute of Philosophy (ISFI) at USI.
This hybrid talk will take place in the Multiuso room, Theology Building, USI West Campus and online via Zoom. If you are interested in joining it online, please write to events.isfi(a)usi.ch
For more information: https://www.usi.ch/en/feeds/26653
Here is the abstract of the talk:
To think for yourself, you need to be able to solve new and unexpected problems. This requires you to identify the space of possible environments you could be in, locate yourself in the relevant one, and frame the new problem as it exists relative to your location in this new environment. Combining thought experiments with a series of self-orientation games, I will discuss collaborative work that explores the structure of how we perform this computational task. In particular, we propose that the way humans exploit their ability to center on themselves as physical agents in the real world mimics the way we solve what we call "the avatar problem" in a First-person game. In real life, human agents perform the very same computational task, triangulating their perceptual and proprioceptive inputs with different third person representations of themselves to represent themselves as an embodied agent in the world. Understanding this computational feat is relevant for AI researchers trying to build an artificial agent that can truly think for itself and to philosophers interested in centered worlds epistemology.
Dein jüngster Hinweis, Ingo, auf meinen Bezug zu Karen Barad (erstmals 2015) zeigt auf meine zwiespältige Einstellung zu ihr. Wie ich schon zuletzt erwähnte, habe ich mich nun wiederum mit ihrem Hauptwerk „meeting the universe halfway“ beschäftigt und zudem aktuelle Publikationen (Interviews etc.) durchgesehen. Es bleibt bei meinem Zwiespalt: Einerseits großes Einvernehmen mit ihren Aussagen zu Verschränkung, dessen Prinzip sie auf die naturwissenschaftliche Praxis projiziert und damit die Verschränkung von Ontologie und Epistemologie (eben auch als interdisziplinäres Forschen der bislang getrennten Wissenschaftszweige) fordert. So liegt es nahe, dass sie mit ihrem „Agential Realism“ eine Gegenposition zu rein konstruktivistischen wie relativistischen Modellen einnehmen will, die sie grundsätzlich ablehnt (wie ich zutiefst ebenso); Vielmehr lebenspraktischen (brückenschlagenden) Bezug haben für mich ihre Darlegungen der ontologischen und erkenntnistheoretischen Implikationen von Niels Bohrs Quantenexperimenten.
Irritierend wirken auf mich ihre für meine Begriffe bisweilen radikalen Hinwendungen zu einem Feminismus (in Anlehnung an Donna Haraways „Queerness“), mitsamt einem (offensichtlich bewusst gewählten) äußeren Erscheinungsbild, die meinem idealistischem Frauenbild entgegenstehen.
Es wäre töricht, auch nur ein einziges Argument dem allzu sehr berechtigten Anliegen resp. Anspruch, die bislang vorherrschenden patriarchalischen Paradigmen zu überwinden, entgegen zu stellen; dennoch erscheinen mir manche Methoden und Ausdrucksformen des radikalen Feminismus nicht weniger abstoßend, als es die weltweit immer noch vorherrschenden patriarchalen Strukturen sind.
„Wovor haben iranische Mullahs Angst?“ war eine in der faz gestellte Frage, mit der hoffnungsvollen Antwort: „vor wütenden Mädchen“. Damit ist einiges zu diesem Thema gesagt und wer wollte diesen „wütenden Mädchen“ nicht den (durchschlagenden) Erfolg ihrer höchst mutigen Aktionen wünschen; ein Anfang ist gemacht.
Mit Barad kann man nur hoffen, dass vor allem auch die technisch-wissenschaftlichen Innovationen genutzt werden, um einen Paradigmenwechsel im genannten Sinne herbeizuführen.
Bester Gruß! - Karl
We are pleased to announce that on Friday, May 17 at 17:30 (CET), Francesca Poggiolesi (University Paris 1) will give the talk Explaining with reasons: from Aristotle to Explainable AI as part of the Lugano Philosophy Colloquia Spring 2024 organised by the Institute of Philosophy (ISFI) at USI.
This hybrid talk will take place in the Multiuso room, Theology Building, USI West Campus and online via Zoom. If you are interested in joining it online, please write to events.isfi(a)usi.ch
For more information: https://www.usi.ch/en/feeds/26653
Here is the abstract of the talk:
Explanations, and in particular explanations which provide the reasons why their conclusion is true, are a central object in a range of fields. On the other hand, there is a long and illustrious philosophical tradition, which starts from Aristotle, and passes through scholars as Leibniz, Bolzano and Frege, that give pride to this type of explanations, and is rich with brilliant and profound intuitions. Recently, Poggiolesi (2024) has formalized ideas coming from this tradition using the logical tools proper to proof theory. On the one hand, recent work has focused on Boolean circuits that compile some common machine learning classifiers and have the same input-output behavior. In this framework, Darwiche and Hirth (2023) have proposed a theory for unveiling the reasons behind the decisions made by Boolean classifiers, and they have studied their theoretical implications. In this talk we will show the deep links behind these two trends: in particular, we will show that the proof-theoretic tools introduced by Poggiolesi can be used to compute the complete reasons behind the decisions made by Boolean classifiers and we will illustrate them using examples. This is a joint work with B. Hill (GREGHEC, Paris).