Am 02.06.2021 um 17:15 schrieb Joseph Hipp via Philweb
<philweb(a)lists.philo.at>at>:
Das mag gut zitiert sein, aber hat Mandelbrot die
Differenzierung, die ich mache: Zufall A, der im Geschehen eintritt und Zufall B, der an
der Sache gesehen wird, gemacht? Und Analogien sind nicht immer korrekt anwendbar. Hast du
einen Kriterienkatalog für erlaubte und nicht erlaubte Analogien? Mit Mathematik bespickt?
Was sind schon Phasen. Was für eine Phase ist dem Lauf eines Rehs vor ein fahrendes Auto
zuschreibbar? eine milde? Sind "wir" da nicht bei den Kategorien der
Naturphilosophen, die in deine Kategorie Schwadronieren vs. Nicht-Schwadronieren eher zum
ersten gehören?
Hi JH,
ich habe nicht zitiert, sondern sinngemäß Gedanken aus den Autobiographien Mandelbrots und
Wieners übernommen. Entspricht "im Geschehen" oder "an der Sache“ nicht der
Zeit- oder Scharbetrachtung? Die Analogien zwischen Phasen und Verteilungen sind natürlich
überflüssig, sie dienen lediglich der Veranschaulichung und sind für den Mathematiker
irrelevant, der hält sich an die Levy-Verteilungen - und nach denen wird auch der
Wildwechsel formalisiert werden können. Für das Wild kommt natürlich nur eine wilde
Verteilung infrage.
Mathematik kann sich separat zu allem noch so
verfeinern, je feiner sie wird, um so weniger wird sie gebraucht. In unserer alltäglichen
Welt finden Gleichungen ersten Grades oft Anwendung, zweiten Grades auch noch viele, je
höher es geht, um so weniger Anwendungen gibt es. Dass Mathematik in den extremen Mikro-
und Makrobereichen sehr komplex gebraucht wird, ist nicht neu. Für diese Sachen bin ich
wie jeder, den du auf der Straße begegnen kannst: nicht fähig, nicht .. usw.
Je weniger ich das Technotop, in dem wir leben, zu verstehen gedenke, desto weniger Mathe
brauche ich natürlich. Aber ist es lebenswert, sich ahnungslos dem universellen GPS oder
den Such- und Bewertungsalgorithmen im Internet zu überlassen?
Andererseits habe ich dir präzise Fragen gestellt, die
du mir nicht beantwortet hast, trotz hoher mathematischer Kenntnisse, weder mit Wörtern,
Sätzen, noch mit mathematischen Formeln. Du hättest ja mathematisch darlegen können, wie
sehr das Wort Zufall von der Person abhängt, die es benutzt. Wie viel Mathematik wird bei
einem Strafverfahren benötigt? In einem Sozialamt? Für den Raketenbau braucht es viel mehr
Mathematik, aber die Beförderungsmittel sind es ja, die ziemlich viel verursachen, bevor
das überhaupt berechnet wurde. Hier hinkt Mathematik nach, oder sie kommt nicht an, wo sie
ankommen könnte. Dann beschreibe dieses Nicht-Nachkommen-Können mathematisch! Und nicht
mit Wörtern wie milde, langsam, wild. Frag die Leute auf der Straße mit diesen Wörtern
anfangen können. Sicher denken sie dann nicht an Phasen des Zufalls.
Zufall und Person hatte ich doch in Verbindung mit der Wettervorhersage erwähnt. Und für
das Betreiben eines Sozialamtes wird sehr viel Statistik und Versicherungsmathematik
gebraucht. Und dass viele Leute auf der Straße in der BRD kaum eine Ahnung von Mathe
haben, halte ich für einen Bildungsskandal. Gemäß arrogantem deutschen Kulturdünkel gilt
es noch immer als schick, mit Mathe-Ahnungslosigkeit zu kokettieren. Aber zum Glück gibt
es neuerdings junge Leute, die dem Motto folgen: Unite behind the science!
IT