Am 14.03.2024 um 00:36 schrieb Claus Zimmermann über
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alltäglich basiert die Gewohnheit
Ursache-Wirkungs-Beziehungen und die Naturkonstanz Induktion.
Wenn es nach einem Blitz ein paar mal geknallt hat, verbinden wir ganz automatisch das
eine mit dem anderen. Dazu kommen wir aber nur, wenn es nach einem Blitz tatsächlich ein
paar mal knallt und nicht alles mal so, mal so verläuft. Das ist auf der Tatsachenseite
die notwendige, aber nicht ausreichende Bedingung für die assoziative Verbindung. Wer aus
Erfahrung lernt, wird sich in einer Welt, in der das möglich ist, auch besser
zurechtfinden als jemand, der mit dem Kopf immer wieder durch die gleiche Wand will.
Moin Claus,
ja, so ist es alltäglich und evolutionär hat sich hirnphysiologisch ein ratiomorpher
Apparat ausgebildet, der aus Wiederholungen im Erwartungs/Erfahrungskreislauf lernt.
Im Formalismus
korrespondieren damit Kausalität und Invarianz
Soweit ich es mitbekommen habe, geht es darum, aus möglichst wenig Voraussetzungen
möglichst viel eindeutig abzuleiten und das ist offenbar u.a. unter der Voraussetzung
bestimmter Naturkonstanten möglich, die zu immer gleichen Resultaten führen.
Die Kausalität bestimmt die Zeitordnung der Naturgesetze und die Invarianz die
Raum-Zeit-Unabhängigkeit. Insofern Induktion Verallgemeinerung von hier und jetzt auf
irgendwo und irgendwann meint, leistet die weitestgehende Invarianzforderung genau das,
sowohl für die Experimente als auch für die Naturgesetze. Ihre entsprechenden
Bestätigungen, wie bspw. bei der Periheldrehung der Merkurbahn oder der Lichtablenkung an
der Sonne, stimmen ja damit überein.
>bzw. Newton’sche und Hamilton’sche Mechanik bzw.
Bewegungs- und Variationsgleichungen, die sich im Formalismus als äquivalent erweisen.
Newtons Gravitationsgesetz ist eine Bewegungsgleichung, Hamiltons Variationsgleichung ist
eine Extremalforderung zur Min/Maximierung der Wirkung — und beide können jeweils
auseinander gefolgert werden.
Aber wie
ähnlich sind sich im Alltag Gewohnheit und Naturkonstanz bzw. Erziehung und Anlage bzw.
Gesellschafts- und Evolutionstheorie?
Die Natur lässt sich nicht erziehen, kennt keine Motive, Launen und Pläne. Das
menschliche Leben ist nicht nur Naturgeschehen und kann mit den Mitteln der
Naturwissenschaft nicht verstanden werden.
Aber insofern menschliches Leben auch Naturgeschehen ist, kann es naturwissenschaftlich
verstanden werden, es geht dabei gleichsam um die äußerliche Betrachtung. Unsere Innenwelt
ist uns jeweils nur selbst zugänglich. Es stehen sich äußere Naturgesetzlichkeit und
innere Zwecksetzungsautonomie gegenüber bzw. Ursache-Wirkungs- (UWB) und
Mittel-Zweck-Beziehungen (MZB). Insofern es technisch gelingt, aus MZB UWB zu machen, kann
Natur gleichsam als erzogen angesehen werden. Die Naturwüchsigkeit der Kinder wird sozial,
die der Natur technisch manipuliert. Kindern wird handgreiflich und umgangssprachlich
beigekommen, der Natur gewaltsam und mathematisch.
Inwieweit Innen- und Außenwelt, Mensch und Natur ineinander greifen bzw. Natur in Mensch
und Mensch in Natur hineinwirkt, ist ein vielfältiges wechselseitiges Wirkungsgefüge. Eine
der mathematischen Äquivalenz von Bewegungs- und Variationsgleichungen gleichkommende
Übereinstimmung von UWB und MZB wird womöglich meine bloße Ahnung bleiben. Wie zwischen
Gravitations- und Quantentheorie fehlt noch der übergreifende und fundierende Zusammenhang
zwischen UWB und MZB. Da Organismen selbstrepoduzierend im Universum entstanden, müsste
ein jeweils verfeinertes Verständnis beider vielleicht einmal das Geheimnis unseres
Erlebens bzw. Bewusstsein lüften.
IT