Lieber Ingo,
die mir bekannten, in Formelsystemen bezeichneten Räume (und Zeiten) - so auch der von
Dir erwähnte Riemannsche Raum - unterstellen eine grundsätzliche Zusammenführbarkeit der
bezeichneten Elemente. Der so „entstehende“ Raum ist Ausdruck der unterstellten Tatsache,
dass sie zusammenführbar sind, er ist das Verbindende, allen Elementen Gemeinsame. Dass
Elemente überhaupt zu Mengen zusammengeführt werden können, beruht genau darauf: dass
jedes Element zusätzlich zu seinem es abhebenden, sondernden Aspekt einen weiteren hat,
den es mit anderen teilt und gemeinsam hat – den Mengen-bezogenen und damit
Mengen-konstituierenden. Dasselbe kann dann wieder von Mengen gesagt werden, die als
Element weiterer Mengen aufgefasst werden etc.
Dieser Bezogenheits-Aspekt eines jeden als Element einer Menge Konzipierten ist allerdings
in mehrerer Hinsicht zu „blass“ und zu wenig mit dem anderen Aspekt in beibehaltenem
Miteinander-Vorangehen verbunden: dem jeweiligen Eigen- und Besonders- und damit
ein-Element-Sein und dessen unbedingter Einmaligkeit, Jeweiligkeit, Augenblicklichkeit,
Momenthaftigkeit, Sonderung. In diesen letztgenannten Aspekten wird versucht, ein primär
gegebenes, von uns vorauszusetzendes unbedingtes Innen-Sein im Sinn des aus sich heraus
(das heißt existenziell gegebene / vorauszusetzende) Anders-als-das-nicht-näher-benannte
Außen-Seins in Begriffe zu fassen.
Das ist durchaus eine Unterscheidung, die auf dem richtigen Weg ist, nur ist sie zunächst
eine Unterscheidung von zwei als fixiert gesehenen, als solchen und als solchen
unveränderlichen Zuständen. Dieses Konzipieren eines kategorialen Innen finden wir u.a.
bei Spencer-Brown (The Laws of Form).
Wenn man jetzt aber gedanklich den Weg, der zu einem über-akzentuierten, damit puren
Innen-Sein führte ein Stück früher enden lässt, da nämlich, wo das Innensein selber immer
noch seine Verbindung zum Nicht-Innen aufrechterhält kommt man dazu, dem Innensein ein
grundsätzliches Interagieren zuzusprechen. Innensein ist ab da nur als Fortführen eines
fortgesetzten Auseinandersetzung mit dem Außen zu verstehen, womit das Bezogensein zu eben
diesem Außen als ein auf zumindest das Innen und sein Prozessieren mitbestimmendes
elementares Ausgerichtetsein immer mitgedacht ist.
In dem Fortsetzen des Sich-Abhebens, des Sich-als-Eigen-in einem-Nicht-Eigenen
Durchhaltens ist sowohl auch statisch-zeitlos zu denkendes kategoriales, „existenzielles“,
grundsätzliches, primäres Eingebettetsein mitgedacht, als auch gedanklich
Prozesshaftigkeit enthalten, indem das Eingebettetsein nicht nur als für einen Augenblick
geltend gesehen wird, sondern als sich (im Sinne eines Vorgehens) Fortsetzend.
So, dann stellt sich die Frage, was denn dieses Sich-fortlaufend-mit-dem-Nicht-Innen
Auseinandersetzen ist, worin es besteht, was es bedeutet. Formal besteht es in der
gelingenden Selbst-Wiederholung auch bei wechselndem Außen, in tätiger Auseinandersetzung
und fortlaufendem Bezogensein auf dieses Außen.
Dieses fortlaufende Bezogensein gibt es aber nicht unbestimmt und damit faktisch leer,
sondern inhaltsgeprägt, sowohl, was das Eigensein als ein-Inhalt-Sein betrifft als auch,
was das Außensein betrifft, zumindest insoweit als dessen Inhalt und Sein und Vorgehen als
etwas festgestellt werden, das mit dem Eigenen und dessen Sein nicht identisch ist.
Was aber heißt inhaltsgeprägt? Es ist keine bloße Blickrichtung (die von Innen nach Außen)
und kein bloßes Schauen, sondern ein zugleich vom Innen wie vom Außen mitbedingten
Voranschreiten alias Handeln alias diskretisierendem, weiterhin unterscheidendem,
sonderndem Interagieren.
Das Sich-mit-dem-Nicht-Innen-Auseinandersetzen ist also inhaltsgeprägt, der Inhalt
„fließt“ in dieses Handeln ebenso ein wie der „Nicht-Inhalt“ alias das Anders-Sein des
Interaktionspartners.
Damit entsteht ein von zwei Seiten gefüllter „Interaktionsraum“, der nicht leer ist,
sondern gesondert und sondernd und besonders gefüllt, nämlich aus dem beiderseitigen
Vorgehen, und damit aus dem, was in ihn aus den beiden miteinander intergierenden Quellen
zufließt. Hierbei ist die jeweils zweite Quelle, „das Außen“ nur blass und im Einzelnen
unbestimmt gesehen, es ist nur als im Grundsatz anzunehmend vorhanden. Es ist also ein
Aufeinander-Wirken, das den einen Wirkenden grundsätzlich anders sieht als den anderen.
Der eine ist als bestimmt und mitbestimmend vorausgesetzt, der andere nur als der
Möglichkeit nach das Vorgehen des einen mitbestimmend, aber darin nicht weiter bestimmt.
(Zu ihm kann nur gesagt werden: so wie das fokussierte Innen, so ist er nicht.)
Die Dynamiken der Interaktion haben dann, wenn es eine wirkliche, wirkende Interaktion ist
den Charakter des Sich (zumindest von der einen Seite her) Abstimmens.
Da wir die Grundstruktur des Eigen-Seins in fortlaufend getätigtem Interagieren mit dem
jeweils Nicht-Eigenen allem Eigen-Seiendem zusprechen, findet das fortlaufende
Sich-Abstimmen von allen Eigen-Seienden getätigt statt. Immer ist es eine asymmetrische
Beziehung, indem jeweils nur zu dem in den Blick genommenen Eigenen ein Bestimmt—Sein
ausgesagt werden kann. Die numerische Vermehrung von solchen Jeweiligkeiten / Innen führt
nicht zur Aufhebung der jeweilig gegebenen Innen-versus-Außen-Asymmetrie, sie hebt die
Ansichtigkeit, Perspektivität nicht auf, und auch nicht das dem je Eigenen obliegende
Sich-mit-dem-Nicht-Eigenen Arrangieren, um als Eigenes Bestand zu haben.
Dieses auf den je Anderen bezogene Vorgehen setzt keine gesondert gegebene Beobachtungs-,
Bewertungs-, Deutungs- und dann Einordnungsinstanz voraus, all diese Aspekte sind im
Vorgehen des je Eigenen von selbst und stillschweigend enthalten – sie können lediglich
gedanklich auseinandergelegt werden.
Im Interagieren verfolgt das eingebettet gegebene Element „seinen Weg“, den wir als dessen
auf weitere unterstellte semantische Achsen ausgerichtete (sonst wäre es jeweils keine
Interaktion) eigene semantische Achse veranschaulichen. Den „Antrieb“ und die „Kraft“,
überhaupt den eigenen Weg weiter zu beschreiten und sich nicht davon abbringen zu lassen,
diesen Antrieb nennen wir semantische Energie.
Jetzt haben wir ein Problem: dieses beschreibende Vorgehen kennt nicht einmal die Zahl
Eins, weil eine Zahl Eins nur Sinn ergibt, wenn es etwas gibt, von dem sie sich nicht
überhaupt, sondern als Zahl - hinsichtlich seiner und allgemein einer Zählbarkeit –
unterscheidet. Solange wir von statischen, nur allgemein, aber nicht tätig sich abstimmend
und darin zumindest der Möglichkeit nach sich selber verändernd aufeinander bezogenen
Elementen ausgehen, ist deren Zählbarkeit natürlich gegeben. Kommt aber der Aspekt des
gemeinschaftlichen Agierens hinzu, mitsamt dem oben genannten Aspekt der kategorial
gegebenen Asymmetrie in Bezug auf das Bestimmtsein der Interaktionspartner, ergeben sich
Paare, die nicht von selbst in einen nicht mehr binnen-zu-unterscheidende größere Einheit
namens Zwei zusammenfließen.
Die Konstitution von Mengen ist insoweit unter den Vorbehalt der zumindest von je der
einen, als eigen gesehenen Seite her gelingenden Einstimmung in den Kontext gestellt.
Ob eine Menge entsteht, und ob überhaupt das beobachtete, herausgegriffene Einzelne als
ein Element, eben ein Element einer Menge aufgefasst werden kann, das ist Sache der
Beobachtung, und wenn als gegeben angesehen, dann Ergebnis einer Rückschau, die aus
Beobachtetem zurückschließt. Es kann aber nicht als automatisch und bedingungslos und
immer gegeben vorausgesetzt werden.
Mit anderen Worten, der Element-Charakter in unserem Zugang ist nur vorläufig angenommen,
eine Hypothese (wir nennen sie Eigenschafts-Hypothese), die erst durch Beobachtung als
zutreffend bewiesen werden muss. Somit handelt unser Ansatz mit lauter versuchsweise
identifizierten Entwicklungsmöglichkeiten, und nicht mit statisch gesehenen Gegebenheiten
wie der, ein Element zu sein.
Wir beobachten Dynamiken, ausgehend von Hypothesen, begründet in Vermutungen zur
Eigenschaftlichkeit, in Hypothesen, dass etwas Beobachtetes eine Identität und abzuhebende
Eigenschaft sei, und stellen einen Element-Charakter mitsamt Mengenzugehörigkeit im Sinn
eines Ein-Element-einer-Menge Seins erst im Nachhinein, in der Rückschau fest.
Damit entfällt aber für uns die umstandslose Übertragung unserer angenommenen
Entwicklungsmöglichkeiten hin zum Ein-Element-einer-Menge-Sein in einen in sich statisch
und darin abzählbar gegeben gedachten, von vornherein als binnenkontinuierlich allem
abzählbar Einzelnen gegebenen Zahlen-Raum.
Das zunächst hypothetisch angenommene Einzelsein / etwas Eigenes Sein / Eigen-Sein im
Hinblick auf ein sich gesondert durchhaltendes interaktives Sich-Selbst-Entwickeln fassen
wir als (vermutlich) Eine-Eigenschaft-Sein auf, bezeichnen dieses Eine-Qualität-Sein mit
dem Buchstaben E, wir gehen zusätzlich von Zeiten im Sinn von Zustandswechsel dieser
Eigenschaft aus, und schließlich von der Möglichkeit (nicht: von einer automatischen
Gewissheit) einer „Kontaktaufnahme“ zu weiteren vermuteten Eigenschaften.
Diese „Kontaktaufnahme“ hat den Charakter eines „Anstoßens“ der weiteren Eigenschaft dazu,
selber einen Zustandswechsel vorzunehmen.
Formal können drei Arten von Zustandswechseln zweier angenommener Zustände angenommen
werden: vom einen zum anderen, von dem anderen zum einen, und von einem zum wiederum
einen. Das Gebilde hat dann die formale Eigenschaft einer mathematischen Gruppe.
Unsere kleinsten, grundsätzlich interaktiven (allerdings nicht als statische Zahlen
abbildbaren) Einheiten sind somit formal jeweilige mathematische Gruppen, die in möglichen
Zustandswechseln bestehen und somit Dynamik „in sich selbst“ enthalten. Aus diesen
herausgegriffenen Einzeldynamiken können sich größere Dynamik-Einheiten bilden, die
wiederum – hier greift das Mengen-Bild – zu weiteren, noch größeren Einheiten
zusammenlaufen können.
Die Vorgangs-Mengen bestehen aber, wie gesagt, nicht aus Zahlen oder statisch gedachten
Zeichen, sondern eben aus Dynamiken, die sich aus einem Grund, einem Potential heraus
entfalten.
Die Darstellung in Symbolen (und Zahlen, mit deren Hilfe als Index wir Zustände einer
Eigenschaft voneinander unterscheiden) wurde von dem genannten Physiker erarbeitet. In
unseren Artikeln nehmen wir Bezug auf Prozess-Ontologien (Whitehead, und, noch nicht
zitiert, da mir erst kürzlich bekannt geworden: Wolfgang Sohst). Eine Übertragung im Sinn
der Abbildung kann nur eine von einer Art von Dynamik in eine andere Art von Dynamik sein,
die Abbildungselemente müssen also selber bereits Prozesse sein.
So, jetzt nehme ich erst mal einen Schluck leckeren DCPs!
Viele Grüße, weiter Dank für die mir sehr hilfreiche Befassung, ich freue mich auf
Hinweise zu Denkfehlern etc. meinerseits, und auf weitere mögliche Anregungen von Dir und
den weiteren philweb-Teilnehmern,
Thomas
Am 06.02.2021 um 17:06 schrieb Ingo Tessmann
<tessmann(a)tu-harburg.de>de>:
Hi Thomas,
vielen Dank für die ergänzenden Erläuterungen. Die Anhänge waren angekommen, ich hatte
bereits überfliegend mit dem Lesen begonnen. Was Riemanns Geometrie für die ART Einsteins
und Penrose’ Spinnetzwerke für die LQG Smolins war, war wohl Beviers IM für Deine DCPs.
Bevier-Information liefert also die Grundlage für die DCPs. Dabei denke ich natürlich an
B. Roy Friedens Buch „Physics from Fisher-Informantion“. Das schien mir damals ein
eigenwilliger, aber nachvollziehbarer Weg in die Physik zu sein. Der zur "Medicine
from Bevier-Information“ liegt für mich noch im Nebel, mal sehen, wann sich mir Lichtungen
auftun.
Bei Gerhard Mack hatte ich damals einen Kurs zur ART belegt und später traf ich einen
seiner Schüler an der TUHH. Sein „Lebensprojekt“ im Rahmen der Kategorientheorie ist noch
weitgehend unvollendet. Bei Cahills Prozess-Physik finde ich interessant, dass er quasi
aus dem Nichts anhand einer verrauschten Rekursion nach dem Vorbild der
QCD-Farbladungsalgebra Raum und Zeit und die höheren Strukturebenen der Physik erhält.
Dieser Weg von unten spiegelt gleichsam den Weg Smolins in der LQG von oben - bis hinunter
zu den Spinnetzwerken. Womöglich gehen auch die noch aus einer unterliegenden,
verrauschten Ebene hervor.
Mit dem umfangreichen Werk Smolins bin ich bei Weitem noch nicht durch und bei Cahill
hatte 2006 Kirsty Kitto promoviert, die sein Werk ein Stück weit ergänzt hat. Aber auch
damit stecke ich noch in den Anfängen:
http://www.users.on.net/~kirsty.kitto/publications.html
<http://www.users.on.net/~kirsty.kitto/publications.html>
Das Leben ist zu kurz, um es hinreichend weit verstehen zu lernen.
Ingo
Am 06.02.2021 um 15:19 schrieb Dr. Dr. Thomas
Fröhlich <dr.thomas.froehlich(a)t-online.de
<mailto:dr.thomas.froehlich@t-online.de>>:
—— E-Mail nochmal ohne Anhänge (Anhänge können vielleicht nicht im Philweb verarbeitet
werden?) ----
Lieber Ingo,
ich danke Dir für Deine eingehende Befassung mit den Vagheiten der von mir vorgetragenen
Gedanken!
Gäbe es keine präzise Formulierung unseres Ansatzes, würde ich mich selber unwohl fühlen,
denn ein willkürlich gewähltes Fundament und eine willkürlich vorgenommene Ausgrenzung
nicht-thematischer Gegenstandsbereiche sind Zeichen „unsauberen“ Denkens.
Weil ich aber solch eine Formulierung nicht selber leisten kann, habe ich mich frühzeitig
mit Mathematikern und Informatikern zusammengetan, mit dem Ergebnis, dass wir ein Modell
hatten, das zwar eindrucksvoll in Termini der Stochastik formuliert war, doch aber so,
dass dessen Allgemeinheit es wieder nutzlos machte - siehe z. B. . Fröhlich, T, Haux, R,
Roebruck, P (1997) Bronchiale Hyperreagibilität und psychischer Streß. (Peter Roebruck ist
Stochastiker).
Erst Anfang 2009 wurde ich über den Wikipedia-Beitrag zum Begriff Information auf einen
Physiker aufmerksam, der an der ERstellung des Beitrags beteiligt war. Ich schrieb ihm:
über Wiki bin ich auf Ihre Beiträge gestossen.
Ich habe nach Definitionen des Informationsbegriffs gesucht. Interessant für mich sind
Ihre Bezugnahme auf zusammenhängende Mengen, die formalisierte Darstellung von
Werteveränderungen, wobei Werte Ausprägungsformen von Attributen sind, wenn ich es richtig
verstanden habe…..
So, und daraus entwickelte sich eine Zusammenarbeit, die bis heute andauert. Aus seiner
Feder stammen alle Formalisierungen, aus meiner unzählige Fragen, mit denen ich ihn um
Hilfe gebeten habe. Das veranlasste ihn, seine 1999 formulierten Grundlagen der
Informationsmathematik zu aktualisieren. In den Veröffentlichungen verweisen wir auf diese
Arbeit, zu deren Korrekturlesen, insbesondere was die englische Version angeht sich für
den Autor angesichts beruflicher Auslastung keine Zeit fand, daher sind hier kleine
Fehler.
Wichtig in diesem Zusammenhang ist die „7-Schritt-Evaluation“, die ab S. 145 an einem
einfachen Beispiel dargestellt wird.
https://www.researchgate.net/publication/270283044_Grundlagen_der_Informati…
<https://www.researchgate.net/publication/270283044_Grundlagen_der_Informationsmathematik_An_attempt_to_describe_information_in_a_mathematical_way_because_information_is_usually_characterized_pragmatically_via_message_and_message_transfer>
Das entsprechende Modell der dynamischen Information haben wir der ersten ausführlichen
Darstellung unseres Konzeptes zu Grunde gelegt, seine Komponenten sind dort auch graphisch
wiedergegeben.
(
https://www.researchgate.net/publication/308789514_Updating_the_descriptive…
<https://www.researchgate.net/publication/308789514_Updating_the_descriptive_biopsychosocial_approach_to_fit_into_a_formal_person-centered_dynamic_coherence_model_-Part_I_Some_few_basics>
)
Ich hänge die beiden Dokumente an - wie gesagt, das darin genutzte Formulieren ist mir
als Nicht-Physiker nicht möglich, ich nutze hierzu, wie auch zu philosophischen und
sprachlichen Belangen die Teamarbeit.
Die „process physics“ von Cahill werde ich mit Laienblick und tiefgründigem Unwissen noch
einmal genauer anschauen, die Aussage,
with time a distinct non-geometric process
hat mir in jedem Fall schon einmal gut gefallen.
Was Gerhard Mack u.a. zur Zeit sagt, steht dazu im Widerspruch:
Das erkennt man daran, dass da eine Geometrie ist. Und Geometrie heißt, dass ganz
spezielle Arten von Beziehungen zwischen den Teilen bestehen, Teilen des Raumes und
Teilen der
Raum-Zeit. Diese Beziehungen können präzise beschrieben werden. Es gibt Kanäle der
Kommunikation,
ähnlich wie Telefonleitungen, mit deren Hilfe ein Punkt im Raum zu einer Zeit mit einem
anderen Punkt zu
einer anderen Zeit kommunizieren kann. Damit ist die Frage beantwortet, wodurch
materielle Objekte
ausgezeichnet sind.
So, jetzt raucht mir der Kopf, und ich schwinge mich aufs Rad - nochmals Danke für Deine
vielen Hinweise und dafür, dass Du Dich mit den sprachlich naturgemäß ungenauer
Formulierungen überhaupt befasst,
Viele Grüße,
Thomas
Am 04.02.2021 um 17:09 schrieb Ingo Tessmann
<tessmann(a)tu-harburg.de <mailto:tessmann@tu-harburg.de>>:
Am 30.01.2021 um 14:48 schrieb Dr. Dr. Thomas
Fröhlich <dr.thomas.froehlich(a)t-online.de
<mailto:dr.thomas.froehlich@t-online.de>>:
„Polar entgegengesetzte…“, „aufeinander bezogene“ (nicht willkürlich als leere Punkte
zufällig-willkürlich nebeneinandergestellte) „Kräfte“ (Kräfte = dynameis, Vermögen,
Potenzen, semantische Energien, die etwas nicht blind, sondern strukturiert und
strukturierend in Gang setzen), „sich ergänzen“ (miteinander etwas Bestimmtes, zum
jeweiligen Pol Passendes anfangen könnend):
Semantische Energie ist somit das, was als richtende und damit „informierende“ Kraft in
einem mindestens bi-polaren, aus mindestens zwei DCP-gestützten grundsätzlich
wesensverschiedenen, je eigen-wesenden Identitäten bestehenden Raum fließt, übertragen
wird, eingeleibt wird
Hi Thomas,
Du hast mich so vollgetextet, dass ich die Orientierung verlor. Aber vielleicht können
wir die wesentlichen Gedankengänge noch einmal von hinten aufzäumen?
Mythologisch geht Dein Gedankengang vom Buch der Wandlungen zum DCP. Ihr mythologischer
Kern ist die Bi-Polarität. Was Du mit „semantischer Energie“ meinst wird mir aus Deiner
Erläuterung nicht klar. Mit Bi-Polarität kann ich mehr anfangen, die gibt es auch in Mathe
und Physik. Aber bereits die ganzen Zahlen und elektrischen Ladungen sind eingebettet in
eine mathematische bzw. physikalische Struktur, jeweils entwickelt in Zahlentheorie bzw.
Elektrodynamik. Die „richtende“ Kraft zwischen Ladung und Feld wird in der
Lorentz-Gleichung formuliert. Dabei können Ladungen und Felder als durchaus
wesensverschieden im Ladungs- und Feldraum angesehen werden. Seit Emilie du Chatelets
Schlichtung des Streits zwischen Descartes und Leibniz um die „lebendige Kraft",
werden Impuls, Kraft und Energie klar voneinander getrennt.
In was sind „semantische Energie“, „informierende Kraft“ und DCPs eingebettet? Lediglich
in kaum präzisierte Umgangssprache? Im Anschluss an Aristoteles hast Du Festgehaltenes von
Hypothesen bzw. Aktuelles von Potentiellem bzw. einen Wirklichkeits- von einem
Möglichkeitsraum unterschieden, wobei der Möglichkeitsraum ein Prozessraum sein soll. Als
Analogie hast Du die komplexen Zahlen gewählt, weil in der Quantentheorie die realen
Teilchenorte von den imaginären Möglichkeitswellen unterschieden im komplexen Hilbertraum
dargestellt werden und Messwerte dem reellen Betragsquadrat entsprechen müssen.
In der klass. Physik ist der 2n-dim. Phasenraum nach Orten und Impulsen bereits bi-polar
mit symplektischer algebraischer Struktur. Die wird in der Quantenphysik beibehalten und
durch die Nichtkommutativität ergänzt. Zur Thermostatistik kommt die Quantenstatistik. Die
Ensemble-Zustände und ihre durch Bewegungsgleichugen formulierten Zustandsänderungen
könnte man wiederum in einem gemeinsamen Raum aus Zuständen und Prozessen darstellen. Aber
Du beginnt ja noch früher bei der Konstitution der Dinge überhaupt. Müsste es auch dafür
nicht bereits eine über die Umgangssprache hinausgehende Einbettung geben? Die
Hilberraumstruktur lässt sich beispielsweise zur konstruktiven Logik verallgemeinern. Und
die symplektische Phasenraumstruktur muss sich nicht auf reelle Zahlenkörper beziehen, sie
kann für beliebige Körper verallgemeinert werden.
Der aus Feststellungen und Hypothesen bzw. Wirklichkeiten und Möglichkeiten bzw.
Zuständen und Prozessen konstruierte Raum sollte auch im biopsychosozialen Kontext eine
mehr als nur metaphorische Vagheit haben. Ich denke beispielsweise an die
Kategorientheorie aus der Mathematik, in der ja Klassen nur zusammen mit ihren Morphismen
untersucht werden. Harmonische Analyse und Maßtheorie wären womöglich Konkretisierungen
wohl gewählter Kategorien. Der Theor. Physiker Gerhard Mack hatte in den 1990er Jahren mit
einer „Mathematik des Lebendigen“ im Rahmen der Kategorientheorie begonnen:
http://www.gerhard-mack.de/willkommen/vorlesungen-vorträge/
<http://www.gerhard-mack.de/willkommen/vorlesungen-vortr%C3%A4ge/>
Und dafür eigentlich nur Einsteins Prinzipien extrem aufgefasst:
https://arxiv.org/pdf/gr-qc/9704034.pdf <https://arxiv.org/pdf/gr-qc/9704034.pdf>
Mack geht aus von einem "Pre-Axiom: The human mind thinks about relations between
things or agents.“
Dann fragt er sich: "How does one build a theory of the world on so little a priori
structure? It proceeds in two steps
1. Name things,
2. Make statements about named things.“
Es geht ums Identifizieren und Charakterisieren von Vorgegebenem. Vorgegeben sind bei Dir
z.B. Tänzer und Reaktanten. In welchen Beziehungen nun stehen die Tänzer und Reaktanten.
Du siehst in ihnen DCPs am Werk, beschreibst sie aber nur metaphorisch. Das erinnert mich
an die Vagheit der Psychoanalyse. Kategoriell betrachtet nimmt sie als Objekte die Teile
Ich, Es, Überich des psychischen Apparates an zusammen mit den Morphismen als ihren
Methoden bzgl. der Abwehrmechanismen. Die Haupttätigkeit des Analytikers ist das
therapeutische Gespräch, aus dem Objekte und Methoden nach und nach heraus interpretiert
wurden. Ähnlich vage scheint es mir auch um das Konzept der DCPs zu stehen, solange sie
nicht mehr nur sprachlich, sondern in irgendeiner Weise wohlstrukturiert formal
ausformuliert werden.
Die Prozess-Physiker Cahill und Klinger haben ebenfalls in den 1990ern versucht,
lediglich vom Rauschen auszugehen: "Bootstrap Universe from Self-Referential Noise“.
Ohne Objekte und Regeln bleibt nur das Bootstrapping aus dem Rauschen in einem
geschlossenen System:
https://arxiv.org/pdf/gr-qc/9708013.pdf <https://arxiv.org/pdf/gr-qc/9708013.pdf>
2002 gelangte Cahill "From QUANTUM FOAM to GENERAL RELATIVITY“.
https://arxiv.org/pdf/gr-qc/0203015.pdf <https://arxiv.org/pdf/gr-qc/0203015.pdf>
Was aber aus seinen und den Ansätzen Macks geworden ist, weiß ich nicht. Dennoch grüße
ich mit Visionen von einem physico-bio-psycho-sozialen Modell,
Ingo